Neue Runde im Streit ums Kindergeld
Finanzminister Lindner will den Kinderfreibetrag erhöhen, das Kindergeld aber nicht. Sozialverbände kritisieren dies als „zutiefst ungerecht“. Steuerexperten halten das für sinnvoll, damit beide Entlastungen gleichauf liegen. Die Fakten.
BERLIN Kaum hat die Ampel sich auf den Haushalt geeinigt, bricht neuer Streit aus. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will den Kinderfreibetrag erhöhen, aber nicht das Kindergeld. Die SPD ist empört.
Worum geht es?
Der Freibetrag wurde zum 1. Januar bereits von 6024 auf 6384 Euro angehoben und soll nach den Plänen des Finanzministeriums rückwirkend auf 6612 Euro steigen. Das hält man dort für notwendig, weil infolge der Inflation auch die Bürgergeldsätze stark angehoben wurden. „Der Kinderfreibetrag in der Steuer sollte dagegen im üblichen Verfahren nachgezogen werden. Nichts anderes ist geplant“, betont die FDP. Das Kindergeld war 2023 auf einheitlich 250 Euro pro Monat und Kind gestiegen.
Was bringt der Freibetrag Familien?
Je höher das Einkommen, desto stärker wirkt sich die Erhöhung des Freibetrags aus. „Bei einem zusammenveranlagten Ehepaar mit einem zu versteuernden Einkommen von 50.000 Euro hätte die Anpassung um weitere 228 Euro keinen Effekt“, so Tobias Hentze, Steuerexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Bei einem Einkommen von 100.000 Euro betrüge der Effekt bei einem Kind rund 80 Euro aufs Jahr gerechnet, bei 120.000 Euro rund 90 Euro. „Bei zwei Kindern wären es rund 150 Euro und 170 Euro.“Alleinerziehende mit 50.000 Euro und einem Kind hätten einen Nettoeffekt von rund 75 Euro.
Wann bringt Kindergeld mehr, wann der Freibetrag?
Das Finanzamt wählt die Option, die für Bürger am günstigsten ist. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) nennt Beispiele. Für ein gemeinsam veranlagtes Ehepaar mit einem Kind gilt: Ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von rund 80.000 Euro ist der Kinderfreibetrag günstiger als das Kindergeld. Hat das Paar zwei Kinder, liegt die Grenze bei 84.900 Euro. Für eine Alleinerziehende mit einem Kind liegt sie bei 44.300 Euro.
Was kritisiert die SPD?
In der SPD hält man eine alleinige Erhöhung
Wenn es nach der FDP geht, soll der Kinderfreibetrag erhöht werden, aber nicht das Kindergeld.