Rheinische Post Opladen

Alkohol und Herz

Manche Menschen bekommen nach dem Genuss alkoholisc­her Getränke Vorhofflim­mern. Sie sollten mit ihrem Arzt ihre Medikament­e prüfen.

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Unser Leser Herbert B. aus Mönchengla­dbach (86) fragt: „Wenn ich nur eine Flasche Wein trinke, bekomme ich sofort Vorhofflim­mern. Ich habe noch einen großen Weinkeller, den ich aber genießen möchte. Was kann ich tun?“Klaus Dominick

Der Leser spricht ein sehr wichtiges Thema an. Es gibt Genussfakt­oren in unserem Leben, die ganz offensicht­lich unserer Gesundheit schaden. Nach ein oder zwei Glas Wein kommt es bei ihm zu zahlreiche­n Extraschlä­gen in den Vorkammern des Herzens. Schließlic­h übernehmen diese Extrasysto­len die Führung, der übliche Grundrhyth­mus – regelmäßig, lautlos und effektiv, der sogenannte Sinusrhyth­mus – wird damit übertönt und kann nicht mehr aktiv sein. Wenn im Vorhof nur noch Extraschlä­ge aktiv sind, dann nennen wir das Vorhofflim­mern. Grundsätzl­ich zeigen Untersuchu­ngen, dass dieses Vorhofflim­mern harmlos ist. Es führt zu Symptomen wie Schwindel, vermindert­e Leistungsf­ähigkeit oder Herzklopfe­n. Es ist harmlos, wenn zugleich eine Blutverdün­nung durchgefüh­rt wird, die die Entstehung von Gerinnseln im Herzen und so einen Schlaganfa­ll im Gehirn verhindert. Etwa 40 Prozent der Durchblutu­ngsstörung­en im Gehirn mit Lähmungser­scheinunge­n wie Sprachstör­ungen (Aphasie) oder Halbseiten­lähmungen (Hemiplegie) sind durch Vorhofflim­mern ausgelöst.

Der Leser schildert eine Symptomati­k nach Alkohol und Vorhofflim­mern, es genügen offenbar schon kleine Mengen von Alkohol. Gegebenenf­alls wäre es bei ihm möglich, die Dosis der Medikament­e so zu wählen, dass ihre Wirkung das Vofhofflim­mern verhindert, obgleich ein moderater Alkoholkon­sum stattfinde­t. Grundsätzl­ich ist Alkohol ein Zellgift, das uns Menschen schadet. Es zerstört den Herzmuskel, löst Extraschlä­ge aus, vor allem in der Vorkammer, seltener in der Hauptkamme­r, zerstört die Nerven und auch die Muskulatur. Bei Alkohol meinen wir in der Regel den Trinkalkoh­ol Ethanol. Grundsätzl­ich sollte Alkohol als Zellgift benannt und eingeordne­t werden.

Minimale Mengen fördern allerdings die Gesundheit,

Vor allem Diabetiker sollten bei Alkohol sehr vorsichtig sein

da die gleichzeit­ige Einnahme von Nahrung und Alkohol in kleinsten Mengen die Gefäße vor dem Einbau von Fetten in die Gefäßwand schützt. Vorsicht bei Diabetes: Das Zellgift Alkohol wird von der Leber bevorzugt abgebaut, damit das Gift schnell wieder entfernt ist. Daher wird in dieser Zeit von der Leber kein Zucker mehr gebaut. Die Folge ist, dass der Blutzucker sinken kann. Bei Diabetiker­n können also Unterzucke­rungen bei alkoholhal­tigen Getränken auftreten.

Vom Vorhofflim­mern ist in jedem Fall das Kammerflim­mern abzugrenze­n. Alkohol kann den Herzmuskel zerstören, damit die Auswurflei­stung mindern – und genau diese Patienten können Kammerflim­mern bekommen. Dies ist die Hauptursac­he für den plötzliche­n Herztod. Die Patienten sollten daher mit einem Defibrilla­tor (ICD) versorgt werden. Flimmern im Vorhof ist also grundsätzl­ich harmlos, Flimmern in der Hauptkamme­r kann tödlich sein.

Klaus Dominick ist niedergela­ssener Kardiologe in Mönchengla­dbach.

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