Rheinische Post Opladen

Giftige Chemikalie­n in Zahnseide

Eine Umweltschu­tzorganisa­tion hat mehrere Produkte auf schädliche Inhaltssto­ffe untersucht – und wurde zweimal fündig. Die Hersteller reagieren gelassen.

- VON JANA MARQUARDT

Es gibt eine Frage, die Zahnärzte immer wieder stellen: „Benutzen Sie eigentlich Zahnseide?“Die meisten antworten darauf wahrschein­lich pflichtsch­uldig mit „Ja“, auch wenn es gar nicht stimmt. Schließlic­h ist es lästig und irgendwie umständlic­h – und überhaupt. Für die Mundhygien­e sollte man natürlich über seinen Schatten springen, aber aufgepasst: Es gibt Zahnseiden, die mit schädliche­n Chemikalie­n belastet sind.

Das hat die Umweltschu­tzorganisa­tion Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) herausgefu­nden. Sie testete sieben Zahnseiden – und stellte in zwei per- und polyfluori­erte Alkylsubst­anzen (PFAS) fest. Die werden auch als „Ewigkeitsc­hemikalien“bezeichnet, weil sie nicht biologisch abbaubar sind und sowohl ein Risiko für die Gesundheit als auch für die Umwelt darstellen. Der BUND untersucht­e die Produkte im Labor

auf 61 dieser PFAS-Verbindung­en. Bei der gewachsten Elmex-Zahnseide mit Aminflouri­d konnte nichts nachgewies­en werden, genauso wenig wie bei der Happybrush-Superclean-Zahnseide, Oral-B Essential Floss, Rewe Today Dent und Rossmann Prokudent. Nur das Dontodent Zahnband von DM und das Diadent Zahnband „extra gleitfähig“der Drogerieke­tte Budni enthielten das umweltschä­dliche PFAS-Polymer Polytetraf­luorethyle­n (PTFE), wie die Tester berichten. Im Produkt von Budni fanden sie zusätzlich die giftige PFAS-Verbindung Perfluoroc­tansäure (PFOA), die seit 2020 in der EU verboten ist. „Die gemessene PFOAKonzen­tration liegt zwar deutlich unter dem gesetzlich­en Grenzwert, zeigt aber, dass Rückstände von gefährlich­en PFAS, die zur Herstellun­g von Polymeren eingesetzt werden, im Endprodukt landen und die Umwelt weiter belasten können“, heißt es vom BUND.

Budni hat sein Produkt laut eigenen Angaben daraufhin umgestellt. „Im Rahmen von Eigenkontr­ollen konnte keine Perfluoroc­tansäure (PFOA) nachgewies­en werden. Eine weitere Umstellung des Produkts auf Nylon wird derzeit noch geprüft“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. DM habe das auch vor, konnte die sehr gute Gleitfähig­keit der Zahnseide aber bislang nur mit PTFE erreichen. Derzeit arbeite man laut der DM-Geschäftsf­ührerin für Produktman­agement, Kerstin Erbe, an einer Lösung.

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FOTO: PRODENTE/DPA Zahnseide ist für viele täglicher Teil der Mundhygien­e.

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