Eon peilt Gewinn von elf Milliarden Euro an
Der Konzern erhöht Investitionen und die Dividende. Die Aktie hebt ab. Was aber steckt hinter der jüngsten Personalrochade?
Eon schwimmt im Geld. Nun will Deutschlands größter Netzbetreiber in den nächsten Jahren deutlich mehr investieren als bislang geplant: Bis 2028 will er europaweit 42 Milliarden Euro für die Energiewende aufbringen, kündigte der Essener Konzern am Mittwoch an. Davon sollen mehr als 25 Milliarden Euro nach Deutschland fließen. Der Konzern stellte die Bilanz in seinem „Testing Lab“im Essener Norden vor, wo er etwa Wallboxen, Solaranlagen und Speicher in Hitzeund Kältekammern testet.
Wie viel Gewinn macht Eon?
Der Dax-Konzern steigerte im vergangenen Jahr den Gewinn vor Steuern (Ebitda) um 16 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss legte um zwölf Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zu. Im laufenden Jahr rechnet Eon zwar mit einem leichten Gewinnrückgang auf bis zu 8,8 Milliarden Euro, doch bis 2028 soll der
Gewinn auf mehr als elf Milliarden Euro wachsen. „Das war ein starkes Geschäftsjahr. Wir wollen ein Spielmacher der Energiewende sein und nicht nur den Rasen mähen“, sagte Eon-Chef Leonhard Birnbaum.
Wie viel Geld gibt es für Aktionäre?
Diese Ankündigung gefiel den Aktionären, die Aktie machte am Mittwoch zeitweise einen Sprung um sechs Prozent auf 12,50 Euro. Auch die Dividende soll steigen: Die Aktionäre sollen für 2023 je Aktie 0,53 Euro erhalten, nach 0,51 Euro im Vorjahr. Das ist die neunte Dividenden-Erhöhung in Folge.
Wie entwickeln sich Strom- und Gaspreise?
Der Winter war mild, das hat die Lage entspannt. Man habe die gesunkenen Großhandelspreise an die Kunden weitergegeben, sagte Finanzvorstand Marc Spieker: „Wenn es die Großhandelspreise zulassen, werden wir Senkungen auch in Zukunft weitergeben.“In der Grundversorgung sei in der nächsten Zeit keine Anpassung zu erwarten. Eon hat allein in Deutschland 14 Millionen Kunden. Die gestiegenen Netzentgelte würden aber auf Dauer von allen Netzbetreibern weitergegeben werden müssen, wenn die Verträge auslaufen, so Birnbaum. Ursprünglich wollte der Bund einen Teil der Netzentgelte übernehmen, doch nach dem Urteil zum Klimafonds hatte er die Hilfe gekippt. „Wir sind nicht auf dem Vorkrisen-Niveau, die Herausforderung bleibt“, so Birnbaum. Das Pipeline-Gas aus Russland sei zwar weggefallen, nun hänge man aber am Flüssiggas (LNG) – und dessen Preis hängen an der konjunkturellen Entwicklung in China. Beim Strom werde der weitere Zubau der Erneuerbaren zu Buche schlagen. Zum 1. April steigt der Mehrwertsteuersatz beim Gas: „Das geben wir unmittelbar weiter.“
Was steckt hinter den Personalrochaden?
Spieker war seit 2017 Finanzvorstand und wird nun Vertriebsvorstand (Chief Operating
Officer, COO), so hat es der Aufsichtsrat am Dienstag entschieden. Der COO war in der Vergangenheit oft der Kronprinz bei Eon. Jetzt wird gerätselt, was der Sinn der Rochade ist: Will Spieker (48) Birnbaum (57) beerben? Im „Testing Lab“jedenfalls ist die Sache klar: Dort gibt es eine „Leo-Birnbaum-Straße“, an der 14 Häuser als Simulation aufgebaut sind, in denen die Techniker PV-Anlagen testen. Birnbaums Vertrag ist jüngst bis 2028 verlängert worden. „Ich freue mich, weiter mit Leo Birnbaum als CEO zusammenzuarbeiten“, sagte Spieker. Näher am Kunden zu sein, wie er es als COO könne, sei attraktiv.
Wie geht es mit der Energiewende weiter?
„Wir brauchen ein neues Narrativ für die Energiewende, die Zustimmung in der Bevölkerung sinkt – vor allem auf dem Land“, sagte Birnbaum: „Wir müssen uns ehrlich machen. Die Transformation des Stromsektors wird in den nächsten Jahren viel Geld kosten.“Man dürfe die Bürger nicht verlieren. Die Energiewende könne zum Jobmotor werden, bei Eon sei das schon der Fall: Der Konzern habe 11.000 neue Mitarbeiter eingestellt, netto 3000. „Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen schneller, Bürokratie abgebaut werden“, forderte Birnbaum. Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung sei nur der erste, unzureichende Schritt. „Wir brauchen einen Kapazitätsmarkt“, so Birnbaum. Damit erhalten Stromerzeuger Geld nur für die Bereitstellung der Kraftwerke.
Was wird aus Nord Stream 1?
Eon ist Anteilseigner bei der Betreibergesellschaft der russischen GasPipeline Nord Stream 1. Ob die zerstörte Pipeline repariert wird? Dazu verweist Spieker auf die Betreibergesellschaft selbst. „Ruhrgas hat damals investiert, wir halten die Anteile. Rechte und Pflichten nehmen wir wahr, die operativen Fragen muss die Betreibergesellschaft beantworten“, so der Vorstand knapp.