Plötzlich Bankdrücker
Stürmer Vincent Vermeij ist derzeit außen vor. Gegen den HSV stand er zur Verfügung, aber nicht auf dem Rasen.
Wie es sich anfühlt, ein komplettes Spiel auf der Bank zu verbringen, hatte Vincent Vermeij vermutlich längst vergessen. War der niederländische Angreifer nämlich fit – nur zwei Partien verpasste der 29-Jährige aus gesundheitlichen Gründen –, kam er seit seinem Wechsel zur Fortuna im vergangenen Sommer immer zum Einsatz. Meist von Anfang an, mitunter aber auch als Joker. Doch am vergangenen Freitag erlebte er ein Novum; beim 2:0-Erfolg gegen den Hamburger SV stand Vermeij weder in der Startelf noch kam er im Laufe des Abends auf den Rasen.
Vom besten Torschützen zum Bankdrücker – so hatte sich der Mittelstürmer die ersten Monate des neuen Jahres ganz sicher nicht vorgestellt. Zum Ende der Hinrunde war er im internen Knipserranking
nach einem eindrucksvollen Lauf mit insgesamt neun Treffern an die Spitze geprescht und hatte auch Christos Tzolis überholt, doch inzwischen liegt der griechische Jung-Nationalspieler wieder deutlich vorne, während Vermeij seinen Stammplatz an Winterzugang Christoph Daferner verloren hat.
„Am Ende ist es eine Konsequenz aus den Ergebnissen der ersten Wochen des Jahres und daraus gewesen, dass wir keine Spiele gewonnen haben. Dann drängt sich immer der Gedanke auf, etwas zu verändern“, erläutert Trainer Daniel Thioune. „Wir haben bewusst mehr Wert auf die Arbeit gegen den Ball gelegt. Zwei Schlüssel dabei sind sicherlich das Anlaufverhalten und die Intensität gegen den Ball, um den Offensivspielern auf den Außenbahnen zu ermöglichen, in Umschaltmomenten etwas höher zu stehen.
Und dafür ist Christoph Daferner prädestiniert.“
Allerdings ist Thioune selbstverständlich weit davon entfernt, Vermeij abzuschreiben. „,Vince’ ist gerade nicht in der Top-Verfassung, in der er zum Ende der Hinrunde war“,
sagt der Chefcoach zwar, „aber seine Zeit wird wieder kommen, und auch seine Spiele werden kommen.“Und dann nennt er einen weiteren Grund dafür, dass der niederländische Angreifer in den vergangenen beiden Wochen nur 17 Minuten lang beim 2:2 in Hannover mitwirken durfte: „Ich habe vorne ja jetzt eine etwas größere Auswahl.“
Schließlich ist im Winter nicht nur Daferner zum Team gestoßen, sondern auch Marlon Mustapha, während sich Thioune bis dato quasi nur zwischen dem häufig verletzten und mittlerweile zum Drittligisten MSV Duisburg abgewanderten Daniel Ginczek und Vermeij hatte entscheiden können. Deshalb liege die aktuelle Situation des Niederländers weniger an ihm selbst, sondern mehr „an den anderen“, betont der Trainer. Und im Fall des Nicht-Einsatzes gegen
Hamburg in erster Linie auch am Spielverlauf sowie am Gegner. „Es hat sich nicht angedeutet, dass ich auf der Position im Sturm auf Größe oder Kopfballstärke wechseln muss, sondern vielmehr auf flinke Beine“, erläutert Thioune. „Und dann war es eben Marlon Mustapha, der ins Spiel gekommen ist.“
Dass die vergangenen Tage und Wochen mit Sicherheit nicht die zufriedenstellendsten in der Karriere von Vermeij waren, dessen ist sich der Coach bewusst. Allerdings fordert er von seinem einstigen Top-Torschützen nun Geduld und Resilienz. „Am Ende des Tages ist es so, dass man seine Situation vielleicht einen Moment lang aushalten muss“, sagt Thioune. Wie lange dieser Moment dauert, liegt an Vermeij, Mustapha, Daferner und am kommenden Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück (Freitag, 18.30 Uhr).