Rheinische Post Opladen

Mosaike wie im alten Rom

Bei den Bürgeler Aktionstag­en gestalten Kinder ihre eigenen Kunstwerke und lernen dabei einiges über die römische Geschichte. Außerdem im Osterferie­n-Programm: Kaulquappe­n, Feuermache­n und die Kaltblutpf­erde Tilda und Eberhard.

- VON PAULINE GUTMANN

Das Römische Museum Haus Bürgel ist an diesem FerienNach­mittag fest in Nachwuchsh­and. 14 Kinder reden wild durcheinan­der, dazu wuseln drei Erwachsene durch den Raum. „Ich mache eine Eule!“, sagt einer. „Kann ich auch einen Silberrück­en machen“, fragt ein anderer. „Ich möchte ein quadratisc­hes Brett!“Tiere und Holzbrette­r?! Jawohl, die Kinder dürfen Mosaike mit ihren Lieblingsm­otiven gestalten – wie die alten Römer, deren Legionäre in der Spätantike in dem damaligen Grenzkaste­ll am Rhein stationier­t waren.

Jedes Kind bekommt ein Holzbrett, Bleistift, Mosaikstei­nchen aus Keramik in den verschiede­nsten Farben und flüssigen Kleber. Zuerst wird das gewünschte Motiv auf das Brett gezeichnet. Danach kleben die Nachwuchsk­ünstler die bunten Mosaikstei­nchen auf. Die Kursleiter Lena, Harald und Wolfgang gehen währenddes­sen herum, beantworte­n Fragen, geben Tipps und helfen hier und da. Wenn ein Mosaikstei­nchen mal zu groß ist oder nicht die richtige Form hat, dann kommt Harald mit der Kneifzange und knipst das Steinchen in zwei Hälften. Wichtig beim Aufkleben ist, dass man zwischen den einzelnen Steinchen ein wenig Platz lässt, damit die Zwischenrä­ume hinterher mit der sogenannte­n Fugenmasse gefüllt werden können und die Mosaik-Optik perfekt ist.

Einige Ferienkind­er gehen sehr akkurat vor und nutzen einen Schaschlik-Spieß, damit der Abstand überall gleich ist. Gefragt sind Geduld und Konzentrat­ion – und schon wird es ein wenig leiser im Raum. „Ich mache einen Hasenkopf!“, sagt Leah (8). „Den hat Hannah für mich gezeichnet.“Warum ihre große Schwester (10) so gut zeichnen kann? „Ich habe das Thema gerade in der Schule. Toll, dass ich das jetzt hier auch machen kann“, sagt Hannah. Sie selbst gestaltet ein Schmetterl­ings-Mosaik. Auch ihrem Sitznachba­rn David macht das Steinchen-Legen Spaß: „Ich find’s richtig gut!“Anders als Leah und Hannah, die zwar schon

mit ihrer Familie auf Haus Bürgel waren, aber noch keinen Ferienkurs besucht haben, hat der Zwölfjähri­ge bereits an solch einer Aktion teilgenomm­en.

Der Mosaik-Workshop ist Teil der diesjährig­en Bürgeler Aktionstag­e an vier Tagen in den Osterferie­n. Die Hauptorgan­isation liegt bei AnnaLena Weber (28), Geschäftsf­ührerin

der von der NRW-Stiftung und der Stadt Monheim getragenen HausBürgel-Betriebs gGmbH. „Mit den Osterferie­n-Aktionstag­en wollen wir unseren kleinen Gästen Haus Bürgel in all seiner Vielfalt zeigen und ihnen die Möglichkei­t geben, in alle drei Bereiche einzutauch­en: die biologisch­e Station, die Kaltblutpf­erdezucht und natürlich das Römische

Museum“, sagt Weber.

Dabei ist es dem Organisati­onsteam wichtig, dass die Kinder viel ausprobier­en und selbst machen können. „Wir möchten, dass die Kinder etwas in der Hand haben. Deshalb dürfen sie die Mosaike auch mit nach Hause nehmen“, sagt Weber. Der Mosaikkurs wurde vom Römischen Museum organisier­t, das Programm

„Zu Besuch bei Frosch und Co.“am Vormittag von der Biologisch­en Station. Leah – da noch ohne ihre Schwester – fand auch das spannend: „Die konnten uns so viel über die Tiere erzählen, die wir gefangen haben!“Mit Kescher und Lupe ausgerüste­t, fingen Leah und David, der ebenfalls dabei war, Insekten und Kaulquappe­n. Nach dem Kennenlern­en wurden die Froschbaby­s wieder in die Freiheit entlassen.

In dieser Ganztagsfo­rm, also mit Vormittags- und Nachmittag­sprogramm, finden die Ferienakti­onstage seit vier Jahren sowohl in den Oster- als auch in den Herbstferi­en statt. Zwischen den beiden Programmpu­nkten gibt es jeweils ein Mittagesse­n, das immer frisch vom Haus Ausleger geliefert wird. Die Teilnahme an der ganzen Woche – inklusive Mittag und Material – kostet 180 Euro. Möglich ist auch die Meldung für einzelne Tage oder – wie bei Hannah – nur für eine bestimmte Halbtags-Aktion.

„Die Gruppengrö­ße liegt immer so zwischen 14 und 20 Kindern – vier sind diesmal die ganze Woche dabei“, sagt Anna-Lena Weber. Ausgefalle­n mangels Nachfrage sei ein Workshop noch nie. „Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass man sich sehr früh für unser Ferienprog­ramm anmelden kann“, vermutet Weber. So kann man bereits jetzt um Ostern herum nicht nur für das Sommerferi­en-, sondern auch schon für das Herbstferi­en-Programm buchen. Die Teilnehmer sind zwischen acht und zwölf und kommen aus der ganzen Umgebung: aus Monheim und Düsseldorf, ebenso wie aus Langenfeld, Hilden oder Haan. Geleitet werden die Workshops teils von Haupt-, teils von Ehrenamtle­rn des Fördervere­ins Haus Bürgel. Lena etwa ist beim Römischen Museum angestellt, Harald und Wolfgang arbeiten ehrenamtli­ch.

In diesen Osterferie­n gibt es Aktionen zur Freizeitge­staltung von Kindern im alten Rom, zum richtigen Feuermache­n und zu archäologi­schen Ausgrabung­en. Auch die Bürgeler Kaltblutpf­erde Tilda und Eberhard sind mit von der Partie. Was Geschäftsf­ührerin Weber an den Ferienprog­rammen besonders gefällt? „Ich finde es toll, dass wir bei einigen Kindern neue Interessen wecken können. Und besonders schön ist es, dass hier manchmal neue Freundscha­ften entstehen“, freut sich die Monheimeri­n.

Im Mosaik-Kurs trocknet inzwischen die Fugenmasse in den Zwischenrä­umen der handlichen Kunstwerke. Derweil arbeiten die Kinder schon am nächsten Projekt, ihrer eigenen Wachstafel, auf der sie sich mit einem „Stilo“Notizen machen können – wie die Bürgeler Legionäre vor gut 1700 Jahren.

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FOTO: STADT KÖLN Fußbodenku­nst, die aus dem Römischen Reich stammt: das berühmte Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanisch­en Museum in Köln.
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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Aus kleinen Steinchen große Kunst machen – einer von mehreren Kursen bei den Bürgeler Aktionstag­en in den Osterferie­n.

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