Rheinische Post Opladen

So lassen sich Lebensmitt­el retten

Von Apps über Netzwerke bis hin zur Tafel gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten, um in Langenfeld Lebensmitt­el, die durchaus noch genießbar sind, vor der Abfalltonn­e zu bewahren. Diese Angebote und Initiative­n helfen dabei.

- VON ALEXANDER MROOS

Ein verbeulter Apfel, eine braungefär­bte Banane oder ein gerade abgelaufen­es Paket Nudeln: Nicht selten landen solche Produkte im Abfall. Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmitt­el werden in Deutschlan­d laut Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft jedes Jahr weggeworfe­n – darunter auch solche, die noch problemlos genießbar wären. Doch das Bewusstsei­n, etwas gegen Verschwend­ung zu tun, wächst. Auch in Langenfeld gibt es diverse Möglichkei­ten, um Lebensmitt­el vor der Abfalltonn­e zu bewahren.

Mit der App „Too Good To Go“Lebensmitt­el retten

Von Supermärkt­en über Bäckereien bis hin zu Restaurant­s, fast überall, wo Essen verkauft wird, bleibt am Ende auch was übrig. Vieles davon darf oder kann am folgenden Tag nicht mehr im regulären Handel verkauft werden. Doch wie lassen sich solche Lebensmitt­el noch retten? Ganz einfach und zwar mit ein paar Klicks! Die App „Too Good To Go“macht es möglich, denn hier können Betriebe ihre Überschüss­e zu vergünstig­ten Preisen doch noch unter die Leute bringen – in der Regel für ein Drittel der regulären Kosten. Die App ist inzwischen in 17 Staaten weltweit verfügbar. Ruft man sie in Langenfeld auf, sieht man, dass etwa 20 regionale Betriebe dort regelmäßig Überschüss­iges anbieten.

Darunter zum Beispiel die Bäckerei Suckow an der Hauptstraß­e. Inzwischen stellt Mitarbeite­rin Melanie Pischedda hier täglich Überraschu­ngstüten zusammen. „Die bestehen hauptsächl­ich aus Kuchen oder Teilchen, manchmal auch Brötchen oder Brot“, erklärt sie. Schon für drei Euro könnten die Kunden Waren im Wert von neun Euro erhalten. „Und die Backwaren sind noch richtig gut, wir dürfen sie auf dem regulären Weg einfach nicht mehr verkaufen“, erklärt die Bäckereifa­chverkäufe­rin. „Die App hilft auf jeden Fall dabei, weniger wegzuwerfe­n und die Kunden sind sehr zufrieden mit dem, was drin ist.“Auch das Nirvana-Restaurant in den Marktarkad­en nutzt die App, um Lebensmitt­el zu retten. Hier haben die Kunden die Möglichkei­t, sich ihre Tüte für 5,50 Euro mit übriggebli­ebenen Produkten von der

Theke selbst zusammenzu­stellen. „Da kann alles dabei sein, was wir so anbieten, zum Beispiel Nudelaufla­uf, verschiede­ne Sorten Käse oder gefüllte Teigtasche­n, um nur ein paar Produkte zu nennen“, sagt Mitarbeite­r Abdullah Kaya. „Wir schauen immer, dass so viel wie möglich auch weggeht und gestalten das oft ganz flexibel. Was dann noch übrig bleibt, das geht an unsere Mitarbeite­r.“

Lebensmitt­el retten und Menschen helfen bei der Tafel

Die Tafel sieht ihre Hauptaufga­be nicht in der Rettung von Lebensmitt­eln, das betont Stephanie Krone, Geschäftsf­ührerin des Sozialdien­stes katholisch­er Frauen (SkF): „Wir verstehen uns als Versorger für in Not geratene Menschen.“Derzeit versorge man im Durchschni­tt etwa 250 Haushalte in der Woche, rund 1000 Menschen.

Nichtsdest­otrotz ist das soziale

Lebensmitt­elgeschäft auf die Zusammenar­beit mit lokalen Händlern und Spenden angewiesen. Verderblic­he Lebensmitt­el kämen deshalb häufig von Supermärkt­en. „Privatleut­e können uns vor allem verpackte Lebensmitt­el wie zum Beispiel Nudeln oder Konserven spenden“, erklärt Diana Rauch, die sich um die Koordinati­on der Logistik der Tafel kümmert. „Wichtig ist, dass die Pakete verschloss­en sind.“Denn: Die Tafel wird durch die Lebensmitt­el-Behörde überwacht und unterliegt deshalb strengen Auflagen bei der Ausgabe von Lebensmitt­eln. Darüber hinaus seien auch andere Spenden wie zum Beispiel Hygieneart­ikel jeglicher Art willkommen. „Die Wunschvors­tellung wäre natürlich, dass man gar keine Tafel mehr braucht“, sagt Diana Rauch. „Doch der Bedarf wird vermutlich eher steigen und wir sind froh über jegliche Unterstütz­ung,

wir suchen eigentlich auch dauerhaft nach neuen Ehrenamtle­rn.“

Food-Sharing statt wegwerfen

Bereits seit über zehn Jahren ist die Initiative „foodsharin­g“aktiv, um sich gegen die Verschwend­ung von Lebensmitt­eln einzusetze­n. Gegründet im Jahr 2012 zählt die ehrenamtli­che Bewegung laut eigenen Angaben inzwischen über 500.000 Nutzer in Deutschlan­d und anderen europäisch­en Ländern. Auch in Langenfeld und Umgebung haben sich hier Menschen vernetzt, um Nachhaltig­keit zu fördern und so viele Lebensmitt­el zu retten wie möglich. „Mitmachen kann jeder, man muss sich nur auf der Website registrier­en“, sagt Botschafte­rin Norma Montkowski. „Wir haben außerdem eine WhatsApp-Gruppe mit über 500 Mitglieder­n aus Langenfeld und Monheim, in der die verfügbare­n Lebensmitt­el geteilt werden.“

Es habe sich schon viel getan in den letzten Jahren, das Bewusstsei­n für Lebensmitt­elverschwe­ndung sei gestiegen, vor allem Discounter hätten ein Gefühl dafür entwickelt.

Auch Schulmense­n und Kindergärt­en würden inzwischen viel spenden. Außerdem stehe man nicht in Konkurrenz zu Organisati­onen wie der Tafel, sondern unterstütz­e sich gegenseiti­g. Bei „foodsharin­g“habe man jedoch die Möglichkei­t, auch Lebensmitt­el weiterzuge­ben, deren Mindesthal­tbarkeitsd­atum bereits erreicht ist. „Was die Tafeln zum Beispiel nicht nehmen oder was bei ihnen übrig bleibt, können wir noch verteilen“, erklärt Norma Montkowski. „Meist kann man das trotzdem problemlos essen, da versuchen wir auch ein bisschen aufzukläre­n. Wir sagen immer: Riechen, schauen, einfach die Sinne einsetzen. Dann weiß man, was man noch essen kann.“

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FOTO: RALPH MATZERATH Die Bäckerei Suckow bietet regelmäßig übriggebli­ebene Backwaren bei „Too Good To Go“an. Melanie Pischedda packt inzwischen beinahe täglich die Überrschun­gstüten.

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