So lassen sich Lebensmittel retten
Von Apps über Netzwerke bis hin zur Tafel gibt es verschiedene Möglichkeiten, um in Langenfeld Lebensmittel, die durchaus noch genießbar sind, vor der Abfalltonne zu bewahren. Diese Angebote und Initiativen helfen dabei.
Ein verbeulter Apfel, eine braungefärbte Banane oder ein gerade abgelaufenes Paket Nudeln: Nicht selten landen solche Produkte im Abfall. Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft jedes Jahr weggeworfen – darunter auch solche, die noch problemlos genießbar wären. Doch das Bewusstsein, etwas gegen Verschwendung zu tun, wächst. Auch in Langenfeld gibt es diverse Möglichkeiten, um Lebensmittel vor der Abfalltonne zu bewahren.
Mit der App „Too Good To Go“Lebensmittel retten
Von Supermärkten über Bäckereien bis hin zu Restaurants, fast überall, wo Essen verkauft wird, bleibt am Ende auch was übrig. Vieles davon darf oder kann am folgenden Tag nicht mehr im regulären Handel verkauft werden. Doch wie lassen sich solche Lebensmittel noch retten? Ganz einfach und zwar mit ein paar Klicks! Die App „Too Good To Go“macht es möglich, denn hier können Betriebe ihre Überschüsse zu vergünstigten Preisen doch noch unter die Leute bringen – in der Regel für ein Drittel der regulären Kosten. Die App ist inzwischen in 17 Staaten weltweit verfügbar. Ruft man sie in Langenfeld auf, sieht man, dass etwa 20 regionale Betriebe dort regelmäßig Überschüssiges anbieten.
Darunter zum Beispiel die Bäckerei Suckow an der Hauptstraße. Inzwischen stellt Mitarbeiterin Melanie Pischedda hier täglich Überraschungstüten zusammen. „Die bestehen hauptsächlich aus Kuchen oder Teilchen, manchmal auch Brötchen oder Brot“, erklärt sie. Schon für drei Euro könnten die Kunden Waren im Wert von neun Euro erhalten. „Und die Backwaren sind noch richtig gut, wir dürfen sie auf dem regulären Weg einfach nicht mehr verkaufen“, erklärt die Bäckereifachverkäuferin. „Die App hilft auf jeden Fall dabei, weniger wegzuwerfen und die Kunden sind sehr zufrieden mit dem, was drin ist.“Auch das Nirvana-Restaurant in den Marktarkaden nutzt die App, um Lebensmittel zu retten. Hier haben die Kunden die Möglichkeit, sich ihre Tüte für 5,50 Euro mit übriggebliebenen Produkten von der
Theke selbst zusammenzustellen. „Da kann alles dabei sein, was wir so anbieten, zum Beispiel Nudelauflauf, verschiedene Sorten Käse oder gefüllte Teigtaschen, um nur ein paar Produkte zu nennen“, sagt Mitarbeiter Abdullah Kaya. „Wir schauen immer, dass so viel wie möglich auch weggeht und gestalten das oft ganz flexibel. Was dann noch übrig bleibt, das geht an unsere Mitarbeiter.“
Lebensmittel retten und Menschen helfen bei der Tafel
Die Tafel sieht ihre Hauptaufgabe nicht in der Rettung von Lebensmitteln, das betont Stephanie Krone, Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF): „Wir verstehen uns als Versorger für in Not geratene Menschen.“Derzeit versorge man im Durchschnitt etwa 250 Haushalte in der Woche, rund 1000 Menschen.
Nichtsdestotrotz ist das soziale
Lebensmittelgeschäft auf die Zusammenarbeit mit lokalen Händlern und Spenden angewiesen. Verderbliche Lebensmittel kämen deshalb häufig von Supermärkten. „Privatleute können uns vor allem verpackte Lebensmittel wie zum Beispiel Nudeln oder Konserven spenden“, erklärt Diana Rauch, die sich um die Koordination der Logistik der Tafel kümmert. „Wichtig ist, dass die Pakete verschlossen sind.“Denn: Die Tafel wird durch die Lebensmittel-Behörde überwacht und unterliegt deshalb strengen Auflagen bei der Ausgabe von Lebensmitteln. Darüber hinaus seien auch andere Spenden wie zum Beispiel Hygieneartikel jeglicher Art willkommen. „Die Wunschvorstellung wäre natürlich, dass man gar keine Tafel mehr braucht“, sagt Diana Rauch. „Doch der Bedarf wird vermutlich eher steigen und wir sind froh über jegliche Unterstützung,
wir suchen eigentlich auch dauerhaft nach neuen Ehrenamtlern.“
Food-Sharing statt wegwerfen
Bereits seit über zehn Jahren ist die Initiative „foodsharing“aktiv, um sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einzusetzen. Gegründet im Jahr 2012 zählt die ehrenamtliche Bewegung laut eigenen Angaben inzwischen über 500.000 Nutzer in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Auch in Langenfeld und Umgebung haben sich hier Menschen vernetzt, um Nachhaltigkeit zu fördern und so viele Lebensmittel zu retten wie möglich. „Mitmachen kann jeder, man muss sich nur auf der Website registrieren“, sagt Botschafterin Norma Montkowski. „Wir haben außerdem eine WhatsApp-Gruppe mit über 500 Mitgliedern aus Langenfeld und Monheim, in der die verfügbaren Lebensmittel geteilt werden.“
Es habe sich schon viel getan in den letzten Jahren, das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung sei gestiegen, vor allem Discounter hätten ein Gefühl dafür entwickelt.
Auch Schulmensen und Kindergärten würden inzwischen viel spenden. Außerdem stehe man nicht in Konkurrenz zu Organisationen wie der Tafel, sondern unterstütze sich gegenseitig. Bei „foodsharing“habe man jedoch die Möglichkeit, auch Lebensmittel weiterzugeben, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits erreicht ist. „Was die Tafeln zum Beispiel nicht nehmen oder was bei ihnen übrig bleibt, können wir noch verteilen“, erklärt Norma Montkowski. „Meist kann man das trotzdem problemlos essen, da versuchen wir auch ein bisschen aufzuklären. Wir sagen immer: Riechen, schauen, einfach die Sinne einsetzen. Dann weiß man, was man noch essen kann.“