Anwohner wollen Kröten-Zuhause retten
Der neue Bebauungsplan in Reusrath am Wald ruft die Tierschützer auf den Plan. Umsiedeln kann man die Amphibien nicht, aber ihnen neue Wege öffnen, sagt Moritz Schulze von der Biologischen Station.
Von wegen fiese Kröte! Die warzigen Amphibien haben in Langenfeld nicht nur eine große Fangemeinde, die ihnen sicher über Straßen und Wege zum Laichplatz hilft. Sie habe auch ganz ohne eigenes Zutun ein nachhaltiges Einspruchsrecht, wenn es darum geht, dass ihr Heimatterritorium mit Eigenheimen und Mietshäusern bebaut werden soll, so wie in Langenfeld-Reusrath an der Alten Schulstraße/Ilitisweg.
Zugegeben: Die derzeit noch unbebaute Krötenheimat ist auch für Zweibeiner ein idyllisches grünes Stückchen Land, das mancher vielleicht lieber weiter im Naturzustand erhalten würde.
Aus Liebe zur Kreatur und weil sie selbst Schildkröten hat, engagiert sich die Reusratherin Lore Lindener seit Jahren für die Erdkröten in ihrer Nachbarschaft. Ab Mitte Februar nämlich suchen die Amphibien, die bis dato geschützt im Unterholz und Laub des Waldes ihre Winterstarre verbracht haben, ihr Laichgewässer auf einem Privatgrundstück neben der Kleinanlage am Iltisweg auf. Sie müssen dabei regelmäßig im Frühjahr einen befahrenen Weg überqueren.
Das geht auf dem Rückweg vom Laichgewässer in den Wald schnell und problemlos, zur Kinderstube hin aber langsam, weil das befruchtete Weibchen sich auch noch mit dem Männchen auf dem Rücken abschleppen muss, sagt Lore Lindner. „Es ist furchtbar so ein vom Auto halb zerquetschtes Tier auf der Straße sterben zu sehen“, sagt sie. Um die Tiere zu schützen, hat sie sich von der Kreisumweltbehörde ehrenamtlich zur Amphibien-Beauftragten für ihren Ortsteil ernennen lassen.
Über den diesjährigen Wanderungsstrom hat sie akribisch Buch geführt. Seit Mitte Februar wurden in den verbuddelten Eimern hinter dem Schutzzaun am Straßenrand 3075 Amphibien sicher zu ihrer Laichstätte gebracht, sagt sie. Darunter 596 Bergmolche, 56 Teichmolche
und 2882 Kröten. Zum Glück hat sie bei ihrer Aktion jede Menge Hilfe, besonders auch aus der benachbarten Landesklinik.
Nun gehört die Erdkröte zwar nicht zu den gefährdeten Arten, wie der Umweltwissenschaftler Moritz Schulze von der Biologischen Station Haus Bürgel berichtet. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist sie aber trotzdem geschützt und ihre Existenz muss beachtetet werden, wenn ihre Heimat zum Baugebiet
wird.
Stephan Anhalt vom Planungsamt der Stadt Langenfeld beruhigt: „Bevor dort die Bagger anrollen, gibt es eine Artenschutzprüfung. Geschützte Arten müssen erhalten bleiben. Ihr Bestand wird auf jeden Fall berücksichtigt.“Genau das ist es, was sich auch Andreas Menzel, für die BGL im Rat der Stadt Langenfeld, wünscht: „Wir wollen nicht den Bebauungsplan in Reusrath verhindern, aber wir möchten, dass die
reiche Kröten-Population erhalten bleibt“, sagt er. „Wir wollen genau wissen, was passiert mit den Amphibien und was passiert mit dem Gewässer!“.
Einsammeln und umsiedeln wie die Eidechse kann man die Erdkröte übrigens nicht. „Das wäre eine schlechte Idee. Das überleben die Tiere nicht. Sie bleiben immer da, wo sie geboren sind“, sagt Moritz Schulze. „An eine neue Umgebung gewöhnen sie sich nicht. Allerdings macht es ihnen nichts aus, Umwege zu ihrem alten Laichgewässer in Kauf zu nehmen.“Diese könnten beispielsweise durch die zukünftigen Gärten und Grünanlagen führen. Das sollte man bei der Planung des Bebauungsgebietes und vor allem bei der späteren Gartengestaltung berücksichtigen. Scharfe Kantensteine und hohe Betonzäunen sind für die Amphibien lebensbedrohlich. Außerdem kann die Kröte in Gärten und Grünanlagen mit ihrem Appetit auf Nacktschnecken, Würmer und Asseln, Ameisen und andere Käfer ein angenehmer Helfer sein.
Mit der Mär von der giftigen Kröte, die die menschliche Haut verätzt, sobald man sie berührt, räumt Schulze auf. „Nur für ihre tierischen Feinde kann das abgesonderte Sekret unangenehm werden. Der Fuchs beispielsweise spuckt den vermeintlichen Leckerbissen sofort wieder aus“, sagt Schulze.
Wenn sie nicht überfahren oder ihrer Heimat beraubt wird, kann die Erdkröte bis zu zwölf Jahre überleben. Auf jeden Fall ist sie ein wichtiger Baustein im Ökokreislauf, um dessen Erhalt sich ihre Fans intensiv bemühen.