Allofs glaubt an die Sensation
In der laufenden Saison hat Bayer Leverkusen noch kein einziges Pflichtspiel verloren. Der Fortuna-Sportvorstand sieht für seine Mannschaft eine Chance, das zu ändern und in das Endspiel einzuziehen.
Klaus Allofs ist nicht nur ein Ex-Profi mit stattlicher nationaler wie internationaler Titelsammlung, sondern seit etlichen Jahren auch Funktionär durch und durch. Als solcher weiß der Sportvorstand der Fortuna ganz genau, welche Töne er vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen (Mittwoch, 20.45 Uhr) anschlagen muss. Selbstverständlich ist sich der 67-Jährige darüber im Klaren, dass der Zweitliga-Dritte beim in dieser Saison wettbewerbsübergreifend ungeschlagenen Bundesliga-Spitzenreiter der krasse Außenseiter ist. Und dennoch betreibt er eine Politik der Hoffnung.
„Wir sind in einer fast komfortablen Situation, weil man uns außerhalb von Düsseldorf nicht sehr viel zutraut. Auf dem Papier ist das eine klare Sache, aber auch darin liegt vielleicht unsere kleine Chance“, sagt Allofs im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich habe nicht die Hoffnung, dass Bayer uns unterschätzen wird. Dafür machen sie ihre Sache zu beständig und zu abgeklärt. Wer eine solche Serie an ungeschlagenen Spielen hat, ruft seine Qualität permanent ab. Dennoch können wir fast nur positiv überraschen.“
Weil es sich eben um ein Pokalspiel handelt, und dort – um diese Plattitüde kann sich niemand herumwinden – ist alles möglich. Auch die große Sensation. Man schaue sich nur an, wie weit es der 1. FC Saarbrücken als Drittligist gebracht und welche Gegner er auf seinem Erfolgsweg ins Halbfinale ausgeschaltet hat. „Man muss seine Chance suchen“, betont der Sportvorstand. „Wir sind auch in einer guten Verfassung und spielen dieses Halbfinale mit großer Spannung und Freude. Wir wollen das Beste aus unserer Außenseiterrolle machen.“
Deshalb wählt Allofs dieselbe Marschroute wie Trainer Daniel
Thioune: mit respektvoller Demut und mutigem Selbstvertrauen an die Überraschung glauben. Auch wenn der Gegner, merkt der Europameister von 1980 an, „in diesem Fall, das kann man so sagen, der neue Deutsche Meister“sei. „Es ist für uns etwas Außergewöhnliches, im PokalHalbfinale zu stehen“, ergänzt der Sportvorstand. „Aber es gibt für uns keinen Grund, ohne Hoffnung nach Leverkusen zu fahren und zu sagen, dass wir chancenlos sind. Das wäre falsch. Trotzdem muss man das Spiel richtig einordnen.“
Und es mit der richtigen Einstellung angehen. „Wir haben bisher vor jeder Pokalrunde, ob vor Unterhaching oder vor St. Pauli, herausgestellt, wie wichtig so ein Wettbewerb ist. Insbesondere für Mannschaften, die nicht automatisch aufgrund ihrer Klassenzugehörigkeit am internationalen Wettbewerb kratzen“, betont Allofs. „Das ist einfach eine Möglichkeit, auf die große Bühne
zu kommen und für Aufmerksamkeit zu sorgen. Letzteres haben wir in dieser Saison schon geschafft.“
Darüber hinaus ist es Fortuna in den vergangenen Wochen gelungen, dank einer beachtlichen Erfolgsserie in der Liga mit vier Siegen aus fünf Spielen nicht nur den Relegationsplatz zu erobern, sondern sich den mentalen und emotionalen Raum
für das Pokal-Highlight zu schaffen. „Wir haben die Hausaufgaben in der Liga gemacht, was für uns von übergeordneter Bedeutung ist“, merkt Allofs an. „Aber im Fußball ist wichtig zu wissen, was gestern wichtig war und was heute wichtig ist. Jetzt ist Pokal – und nur Pokal.“
Er selbst stand zwar schon mehrfach im Endspiel und hat den Pott sogar zwei Mal mit Fortuna geholt, doch auch sein Traum vom rot-weißen Finale in Berlin ist noch unerfüllt. „Wir haben immer davon gesprochen, wie toll es ist, wenn man mal im Finale in Berlin einläuft und das als Ziel hat. Das verändert etwas in einer Stadt, und das würde auch bei Fortuna vieles verändern. Auch wenn der Klub in der Vergangenheit schon im Endspiel stand“, sagt der 67-Jährige. „Aber das war damals noch nicht in Berlin. Es war nicht dieses Fußballfest, wie es heute ist.“
Damit die Düsseldorfer in diesem Jahr erstmals an diesem Fußballfest teilnehmen dürfen, muss in Leverkusen allerdings alles zusammenlaufen. „Mir geht es in erster Linie darum, dass wir am oberen Rand unserer Möglichkeiten spielen. Das ist für mich das Wichtigste. Damit würde dann auch die Wahrscheinlichkeit steigen, die Sensation zu schaffen“, erklärt Allofs und verbreitet Zuversicht: „Wir haben allen Grund, mit unserer Mannschaft zufrieden zu sein. Die Art und Weise, wie sie Moral gezeigt hat, in den Pokalspielen, aber auch am Wochenende in Kaiserslautern wieder – das sind alles wunderbare Vorzeichen.“
Deswegen, betont er, sollten sich Trainer, Mannschaft und der gesamte Klub mit dem Halbfinale in Leverkusen belohnen: „Und wir sollten darauf hoffen, dass wir das scheinbar Unmögliche doch schaffen.“Denn Allofs würde sich auch als Funktionär über einen zusätzlichen Titel in seiner gut gefüllten Vitrine freuen.