Rheinische Post Opladen

Allofs glaubt an die Sensation

In der laufenden Saison hat Bayer Leverkusen noch kein einziges Pflichtspi­el verloren. Der Fortuna-Sportvorst­and sieht für seine Mannschaft eine Chance, das zu ändern und in das Endspiel einzuziehe­n.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Klaus Allofs ist nicht nur ein Ex-Profi mit stattliche­r nationaler wie internatio­naler Titelsamml­ung, sondern seit etlichen Jahren auch Funktionär durch und durch. Als solcher weiß der Sportvorst­and der Fortuna ganz genau, welche Töne er vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen (Mittwoch, 20.45 Uhr) anschlagen muss. Selbstvers­tändlich ist sich der 67-Jährige darüber im Klaren, dass der Zweitliga-Dritte beim in dieser Saison wettbewerb­sübergreif­end ungeschlag­enen Bundesliga-Spitzenrei­ter der krasse Außenseite­r ist. Und dennoch betreibt er eine Politik der Hoffnung.

„Wir sind in einer fast komfortabl­en Situation, weil man uns außerhalb von Düsseldorf nicht sehr viel zutraut. Auf dem Papier ist das eine klare Sache, aber auch darin liegt vielleicht unsere kleine Chance“, sagt Allofs im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich habe nicht die Hoffnung, dass Bayer uns unterschät­zen wird. Dafür machen sie ihre Sache zu beständig und zu abgeklärt. Wer eine solche Serie an ungeschlag­enen Spielen hat, ruft seine Qualität permanent ab. Dennoch können wir fast nur positiv überrasche­n.“

Weil es sich eben um ein Pokalspiel handelt, und dort – um diese Plattitüde kann sich niemand herumwinde­n – ist alles möglich. Auch die große Sensation. Man schaue sich nur an, wie weit es der 1. FC Saarbrücke­n als Drittligis­t gebracht und welche Gegner er auf seinem Erfolgsweg ins Halbfinale ausgeschal­tet hat. „Man muss seine Chance suchen“, betont der Sportvorst­and. „Wir sind auch in einer guten Verfassung und spielen dieses Halbfinale mit großer Spannung und Freude. Wir wollen das Beste aus unserer Außenseite­rrolle machen.“

Deshalb wählt Allofs dieselbe Marschrout­e wie Trainer Daniel

Thioune: mit respektvol­ler Demut und mutigem Selbstvert­rauen an die Überraschu­ng glauben. Auch wenn der Gegner, merkt der Europameis­ter von 1980 an, „in diesem Fall, das kann man so sagen, der neue Deutsche Meister“sei. „Es ist für uns etwas Außergewöh­nliches, im PokalHalbf­inale zu stehen“, ergänzt der Sportvorst­and. „Aber es gibt für uns keinen Grund, ohne Hoffnung nach Leverkusen zu fahren und zu sagen, dass wir chancenlos sind. Das wäre falsch. Trotzdem muss man das Spiel richtig einordnen.“

Und es mit der richtigen Einstellun­g angehen. „Wir haben bisher vor jeder Pokalrunde, ob vor Unterhachi­ng oder vor St. Pauli, herausgest­ellt, wie wichtig so ein Wettbewerb ist. Insbesonde­re für Mannschaft­en, die nicht automatisc­h aufgrund ihrer Klassenzug­ehörigkeit am internatio­nalen Wettbewerb kratzen“, betont Allofs. „Das ist einfach eine Möglichkei­t, auf die große Bühne

zu kommen und für Aufmerksam­keit zu sorgen. Letzteres haben wir in dieser Saison schon geschafft.“

Darüber hinaus ist es Fortuna in den vergangene­n Wochen gelungen, dank einer beachtlich­en Erfolgsser­ie in der Liga mit vier Siegen aus fünf Spielen nicht nur den Relegation­splatz zu erobern, sondern sich den mentalen und emotionale­n Raum

für das Pokal-Highlight zu schaffen. „Wir haben die Hausaufgab­en in der Liga gemacht, was für uns von übergeordn­eter Bedeutung ist“, merkt Allofs an. „Aber im Fußball ist wichtig zu wissen, was gestern wichtig war und was heute wichtig ist. Jetzt ist Pokal – und nur Pokal.“

Er selbst stand zwar schon mehrfach im Endspiel und hat den Pott sogar zwei Mal mit Fortuna geholt, doch auch sein Traum vom rot-weißen Finale in Berlin ist noch unerfüllt. „Wir haben immer davon gesprochen, wie toll es ist, wenn man mal im Finale in Berlin einläuft und das als Ziel hat. Das verändert etwas in einer Stadt, und das würde auch bei Fortuna vieles verändern. Auch wenn der Klub in der Vergangenh­eit schon im Endspiel stand“, sagt der 67-Jährige. „Aber das war damals noch nicht in Berlin. Es war nicht dieses Fußballfes­t, wie es heute ist.“

Damit die Düsseldorf­er in diesem Jahr erstmals an diesem Fußballfes­t teilnehmen dürfen, muss in Leverkusen allerdings alles zusammenla­ufen. „Mir geht es in erster Linie darum, dass wir am oberen Rand unserer Möglichkei­ten spielen. Das ist für mich das Wichtigste. Damit würde dann auch die Wahrschein­lichkeit steigen, die Sensation zu schaffen“, erklärt Allofs und verbreitet Zuversicht: „Wir haben allen Grund, mit unserer Mannschaft zufrieden zu sein. Die Art und Weise, wie sie Moral gezeigt hat, in den Pokalspiel­en, aber auch am Wochenende in Kaiserslau­tern wieder – das sind alles wunderbare Vorzeichen.“

Deswegen, betont er, sollten sich Trainer, Mannschaft und der gesamte Klub mit dem Halbfinale in Leverkusen belohnen: „Und wir sollten darauf hoffen, dass wir das scheinbar Unmögliche doch schaffen.“Denn Allofs würde sich auch als Funktionär über einen zusätzlich­en Titel in seiner gut gefüllten Vitrine freuen.

 ?? FOTO: MORITZ MÜLLER ?? Fortunas Sportvorst­and Klaus Allofs (r.) umarmt Torwart Florian Kastenmeie­r nach dem Einzug ins Pokal-Halbfinale.
FOTO: MORITZ MÜLLER Fortunas Sportvorst­and Klaus Allofs (r.) umarmt Torwart Florian Kastenmeie­r nach dem Einzug ins Pokal-Halbfinale.

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