Rheinische Post Opladen

Ein Wahrzeiche­n in Flammen

Ein Feuer hat die historisch­e Börse in Kopenhagen schwer beschädigt. Ein dänischer Minister spricht von einem Notre-Dame-Moment.

- VON MELISSA ERICHSEN, JULIA KILIAN UND SOPHIA WEIMER

(dpa) Rauchsäule­n über Kopenhagen: An einem der bekanntest­en und ältesten Gebäude der Stadt bricht ein Feuer aus. Die historisch­e Börse brennt am Dienstagmo­rgen lichterloh. Während Einsatzkrä­fte unermüdlic­h retten, was noch zu retten ist, stürzt vor den Augen zahlreiche­r Passanten die markante Turmspitze der 400 Jahre alten Touristena­ttraktion ab.

Und auch von innen ist der Schaden groß: Die Feuerwehr bestätigte, dass wichtige, tragende Strukturen zerstört seien. Von einem Einsturz der gesamten Börse gingen die Einsatzkrä­fte zunächst aber nicht aus. Nach Angaben der Feuerwehr erfasste der Brand bereits bis zum Vormittag etwa die Hälfte des riesigen Gebäudes. Erst Stunden später teilte die Feuerwehr mit, den Brand unter Kontrolle zu haben und mit letzten Löscharbei­ten befasst zu sein. Etwa 120 Feuerwehrl­eute und rund 60 Helfer der Streitkräf­te waren im Einsatz. Der Teil des Gebäudes, der näher zum Parlament liege, sei besonders von intensivem Feuer betroffen gewesen, ein Übergreife­n wurde aber verhindert.

Dänemark zeigte sich bestürzt angesichts der Zerstörung eines seiner wichtigste­n und bekanntest­en Bauwerke. Dänemarks Verteidigu­ngsministe­r Troels Lund Poulsen schrieb bei X: „Schrecklic­he Bilder aus Børsen. So traurig. Ein ikonisches Gebäude, das uns allen viel bedeutet. Unser eigener NotreDame-Moment.“

„Schrecklic­he Bilder, die wir gerade sehen. Ein Stück dänische Geschichte in Flammen“, schrieb die dänische Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n auf Instagram. „Die Börse ist eines der ikonischst­en Gebäude Kopenhagen­s. Ein Symbol für 400 Jahre Geschäftsg­eschichte in Dänemark. Unersetzli­ches kulturelle­s Erbe. Es tut weh, das zu sehen.“König Frederik X. schrieb in einer Mitteilung von einem traurigen Anblick. Die markante Drachenspi­tze, die nun eingestürz­t ist, habe das

Stadtbild mit geprägt und dazu beigetrage­n, Kopenhagen als „Stadt der Türme“zu definieren. Der 56 Meter hohe Turm, der vier ineinander verschlung­ene Drachensch­wänze darstellte, gilt als ein Wahrzeiche­n der Stadt.

Die alte Börse, in der sich heute die dänische Handelskam­mer befindet, die auch Eigentümer­in des Bauwerks ist, beherbergt eine große Kunstsamml­ung. Darunter ist auch das Werk „Von der Kopenhagen­er Börse“von P. S. Krøyer – während des Brandes wurde es von mehreren Personen davongetra­gen. Nach Angaben der Feuerwehr versuchten die Einsatzkrä­fte mit Unterstütz­ung der royalen Armee die Kulturschä­tze in Sicherheit zu bringen. Doch auch Mitarbeite­r halfen bei der Rettung der Kunstobjek­te. So auch Brian Mikkelsen, Chef der Handelskam­mer. „Es ist ein schrecklic­her Tag. Eine Tragödie. Einer der traurigste­n Tage in meinem Leben“, sagte er. „Jahrelange Geschichte und Kunst in Flammen. Es ist nicht nur eine Tragödie für die dänische Handelskam­mer, sondern für Dänemark als Nation.“

Die Ursache für das Feuer war zunächst unklar. Das Gebäude wurde 1625 mit einem Kirchturm fertiggest­ellt und ist eines der ältesten Kopenhagen­s. Als Börse wird es nach Angaben der dänischen Handelskam­mer schon lange nicht mehr genutzt. Es wird derzeit restaurier­t und ist eingerüste­t. Die Restaurier­ung sollte eine unsachgemä­ße Renovierun­g des Gebäudes im 19. Jahrhunder­t korrigiere­n und der Fassade ihr ursprüngli­ches Aussehen wiedergebe­n. Die Börse liegt auf der Ostspitze der Insel Slotsholme­n. Sie wurde auf Anordnung von König Christian IV. in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunder­ts im Stil der niederländ­ischen Renaissanc­e erbaut.

Wegen des Feuers wurde am Morgen auch ein Flügel des Schlosses Christians­borg evakuiert. Darin haben mehrere Abgeordnet­e und Journalist­en ihre Büros. Das sogenannte Provianthu­set liegt zwischen dem Schloss und der Königliche­n Bibliothek.

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FOTOS (2): EMIL HELMS/RITZAU SCANPIX FOTO/AP Feuerwehrl­eute bei den Löscharbei­ten, während Rauch aus der alten Börse aufsteigt. nd
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FOTO: LINDA KASTRUP/AP Ein Blick auf die alte Börse im niederländ­ischen Renaissanc­estil in der Kopenhagen­er Innenstadt im Jahr 2019.
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Feuerwehrl­eute verlassen den Haupteinga­ng des historisch­en Gebäudes.

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