Heimatnah studieren
Nur wenige zieht es weit weg. Einige NRW-Unis sind bei örtlichen Schulabsolventen besonders beliebt.
Die meisten Schülerinnen und Schüler, die ein Studium beginnen, meiden die große weite Welt und entscheiden sich für eine Universität oder Hochschule in ihrer Nähe. Das geht aus einer erstmals durchgeführten Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hervor. Demnach hat sich knapp die Hälfte der Studierenden, die in Deutschland ihre Hochschulreife erworben hat, für eine Universität in weniger als 50 Kilometer Entfernung entschieden. Bei zwei Dritteln sind es weniger als 100 Kilometer. Nur jeder Fünfte studiert mehr als 200 Kilometer von seinem Heimatort entfernt. Die Analyse basiert auf Zahlen des Statistischen Bundesamts für das Wintersemester 2022/2023.
Die Auswertung erlaubt auch einen genauen Blick auf einzelne Universitäten. Unter den Studierenden der Heinrich-Heine-Universität
(HHU) in Düsseldorf etwa haben nur 13,5 Prozent ihr Abitur auch in der Landeshauptstadt erworben. Knapp sieben Prozent der HHU-Studierenden kommen aus Neuss und Umgebung, weitere sechs Prozent aus Mettmann – weit nach Düsseldorf haben sie es alle nicht. Noch stärker an ihre Stadt gebunden sind allerdings die Kölner: Mehr als jeder sechste Student (18,5 Prozent) an der Universität zu Köln hat seinen Schulabschluss auch in der Millionenstadt abgelegt. Von den Hochschülern an der Universität Duisburg-Essen haben 11,4 Prozent ihr Abitur in Essen gemacht, 10,9 Prozent in Duisburg. 6,8 Prozent der Studierenden kommen aus Wesel, die Stadt liegt auf Platz drei.
Eine weitere Kennzahl, die in der Untersuchung analysiert wurde, ist die sogenannte Ausschöpfungsquote. Dabei wird geschaut, wie viele Studierende aus einem bestimmten Ort an einer Universität studieren. Beispiel: Von den gut 28.000 Studierenden,
die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Düsseldorf erworben haben, lernen rund 4600 an der HHU. Das entspricht einem Anteil von 16,3 Prozent. Andere Städte erreichen deutlich höhere Ausschöpfungsquoten. So schafft es die Universität Münster, jeden vierten Studierenden, der sein Abitur in der Stadt abgelegt hat, an sich zu binden. Die Universität in
Bochum kommt sogar auf mehr als 30 Prozent. Der Universität zu Köln gelingt es immerhin, mehr als jeden Fünften in der Domstadt zu halten. Die bundesweit höchsten Ausschöpfungsquoten bis zu einer Entfernung von 50 bis 100 Kilometern zeigen die Universitäten in Dresden und Leipzig.
Die Untersuchung geht auch auf die rund 380.000 Studierenden in Deutschland ein, die ihren Schulabschluss im Ausland erworben haben. Unter ihnen ist die TU München mit fast 18.000 Studierenden aus dem Ausland am beliebtesten. Weit vorne ist auch die RWTH Aachen, die mit mehr als 11.800 Auslandsstudenten auf Platz drei landet. Etwas mehr als jeder vierte RWTH-Student hat demnach seinen Schulabschluss im Ausland abgelegt. Auch die Universität Duisburg-Essen und die Fernuniversität Hagen sind bei Studenten aus anderen Ländern mit jeweils rund 6000 Hochschülern vergleichsweise beliebt.