2025 ziehen Obdachlose in Kirche ein
Die Bauarbeiten schreiten voran, im Sommer kommenden Jahres sind die Räume in den Mauern des ehemaligen Gotteshaus bezugsfertig.
Als Caritas-Direktor Wolfgang Klein im Mai vergangenen Jahres das inzwischen völlig entkernte Kirchengebäude von St. Thomas Morus vorstellte, fehlte nur noch die Genehmigung des Wohnungsbauförderantrags, um mit dem Bau im Inneren der Kirchenwände zu beginnen. Dort ist ein Neubau für Wohngemeinschaften geplant, in dem Bedürftige und Obdachlose einziehen sollen. Mit dem Bescheid von der Stadt sei in Kürze zu rechnen, glaubte er damals – tatsächlich traf dieser erst im Dezember ein. Mit der Baubeginnanzeige konnte die Caritas dann noch im alten Jahr loslegen, denn sämtliche Planungen hatte das Architekturbüro Kollbach und Bansi längst abgeschlossen.
Die lange Wartezeit hat zwar den Termin der Fertigstellung weiter in die Ferne gerückt, aktuell rechnet man mit dem Einzug im Sommer 2025. „Aber in allem Negativen gibt es auch etwas Gutes“, gibt Klein zu. Es betrifft die Kosten. „Die wären wahrscheinlich höher gewesen, wenn die Stadt uns den Bescheid zeitiger geschickt hätte.“Die Baukosten seien allgemein rückläufig, weiß der Direktor der Leverkusener Caritas. Bei der laufenden Sanierung und dem Neubau am Altenzentrum St. Elisabeth in Schlebusch sehe er als Bauherr deutlich, „dass die Baubranche Aufträge braucht“.
Insofern rechne er damit, dass es beim Projekt St. Thomas Morus bei den veranschlagten Investitionen von 15 Millionen Euro bleibt. Großen Einfluss auf die Kosten hätten die Auflagen des Denkmalschutzes, erläutert er. Aber das Bauvorhaben sei ausfinanziert. Und er konnte viele Einnahmen von Stiftungen aus ganz Deutschland verbuchen, weil das ungewöhnliche Konzept überzeuge und begeistere. Sowohl der Plan, Wohnungslosen ein Zuhause zu bieten, als auch der Erhalt der Außenmauern eines Kirchengebäudes, dessen marodes Dach nicht mehr zu retten war.
Inzwischen wächst das neue Haus für Bedürftige und Obdachlose. Von der Straße aus sind die Veränderungen kaum zu sehen, denn die denkmalgeschützte Hülle der einstigen Kirche blieb ja stehen. Das war den Menschen in der Nachbarschaft sehr wichtig, erzählt Klein. Die hatte
man schon vor einem Jahr eingeladen, um die Pläne für die neue Caritas-Einrichtung vorzustellen. Er habe befürchtet, dass es Vorbehalte oder Ängste gebe wegen der Klientel, die in das neue Haus einziehen soll, erinnert sich Wolfgang Klein. Tatsächlich aber wollten die Nachbarn vor allen Dingen, dass wenigstens von außen alles beim
Alten bleibt.
Schließlich bestimmt die Architektur der Kirche das Bild des Stadtteils. Seit 1962 besuchten die Gemeindemitglieder dort die Heilige Messe. Viele haben darin geheiratet haben, ihre Kinder taufen lassen und sind zur Kommunion gegangen, bis das Gotteshaus 2021 wegen Baufälligkeit profaniert wurde. Der ungewöhnliche Grundriss in der Form eines vierblättrigen Kleeblattes bleibt bestehen. Das neue Gebäude im Inneren wird über drei der „Blätter“errichtet, das vierte – der ehemalige Altarbereich – wird ein runder Innenhof, der nach außen Schutz bietet, aber nach oben hin offen ist. In der Caritas-Einrichtung wird es 15 Einzelzimmer und zwei kleine Appartements geben, außerdem einen Aufenthaltsraum und eine Gemeinschaftsküche. Alle Zimmer haben Fenster zum Innenhof.
Das angrenzende Pfarrheim, das mit der Kirche 1996 unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist Teil des Projekts. Nach der Modernisierung und dem Rückbau des Innenhofes entstehen dort Mitarbeiterräume und zwei weitere Appartements. Aus dem ehemaligen Pfarrsaal wird ein barrierefreier Quartierstreff für die Bürger des Stadtteils. Die Caritas hat bereits Erfahrung mit einem ähnlichen Wohnprojekt im Haus Gezelinus.