Rheinische Post Opladen

Mediziner lehrt Achtsamkei­t

Jens Friedrich ist Arzt am Klinikum Leverkusen. Er ist auch Coach für „achtsamkei­tsbasierte Stressredu­ktion“. Das Prinzip, sagt er, werde mittlerwei­le auch als Ergänzung bei medizinisc­hen Maßnahmen genutzt.

- VON GABI KNOPS-FEILER

„Sei die Veränderun­g, die du dir in der Welt wünschst“: Diese Aussage von Mahatma Gandhi, des indischen Verfechter­s der gewaltfrei­en Revolution, zählt nicht nur zu den favorisier­ten Erkenntnis­sen von Jens Friedrich. Sondern ist auch eine, die er schon vor Jahren beherzigt und umgesetzt hat.

Im Hauptberuf ist Jens Friedrich als Oberarzt für Anästhesie, Intensivun­d Notfallmed­izin am Klinikum Leverkusen angestellt. Aber er ist auch ausgebilde­ter MBSR-Coach. Diese Abkürzung steht für „Mindfulnes­s-Based Stress Reduction“. Ins Deutsche übersetzt trägt es die etwas sperrige Bezeichnun­g „achtsamkei­tsbasierte Stressredu­ktion“. Jedoch werde eben dieses Prinzip „mittlerwei­le als Ergänzung zu medizinisc­hen Maßnahmen angewendet“, erläutert der 57-jährige Mediziner aus Hennef, „es lässt sich von der Schulmediz­in eigentlich gar nicht mehr trennen.“

Was steckt dahinter? „Es geht darum, jeden Moment bewusst zu erleben, ohne Urteile zu fällen. Das kann nicht nur Stress reduzieren, sondern auch das allgemeine Glücksempf­inden steigern“, erläutert Friedrich. Insofern sei er davon überzeugt, dass die Integratio­n von Achtsamkei­tspraktike­n nach der von Jon Kabat-Zinn etablierte­n Methode sowohl für physische als auch für mentale Gesundheit förderlich sei. Die Achtsamkei­tspraxis könne „eine transforma­tive Kraft im Leben eines Menschen haben“, unterstrei­cht der Mediziner.

Das Thema habe ihn selbst schon vor Jahren „in einer kritischen Lebensphas­e“angesproch­en, bekennt er. Zunächst habe er sich intensiv damit beschäftig­t. Um später festzustel­len, wie wertvoll es sei, diese Kompetenz zu haben. Weil er seine Erkenntnis­se aber nicht nur für sich behalten, sondern gerne weitergebe­n wollte, habe er sich zum zertifizie­rten Lehrer ausbilden lassen. Friedrich: „Ich war so angetan, dass ich dachte, von dieser Technik müssen viel mehr Menschen erfahren.“

Die so erworbenen Kenntnisse gebe er seit einigen Jahren zwar auf dem Gelände des Klinikums, aber ausschließ­lich während seiner Freizeit weiter. Mit dem Ziel, Patienten oder Kollegen und anderen

Mitarbeite­rn des Klinikums, außerdem vielen anderen Klienten zu helfen, ähnliche Erfahrunge­n zu machen und ihre Lebensqual­ität zu verbessern.

Die jeweiligen Seminare, aufgeteilt auf acht Abende und jeweils von

18.30 bis 21 Uhr, seien aber nicht nur darauf ausgericht­et, Achtsamkei­t in den Alltag zu integriere­n, sondern auch das allgemeine Wohlbefind­en zu steigern. Durch eine Kombinatio­n aus praktische­n Übungen, theoretisc­hem Wissen und persönlich­er

Anleitung zeige er den Teilnehmer­n auf, wie sie mit Herausford­erungen gelassener umgehen könnten. Besonders geeignet sei die Teilnahme für Menschen, die chronisch oder anderweiti­g körperlich erkrankt seien und unter psychische­n oder psychosoma­tischen Beschwerde­n leiden würden.

Die Wirksamkei­t der Technik für eine ganze Reihe dieser Faktoren sei durch zahlreiche Studien sehr gut belegt, fasst Friedrich zusammen. Während die Erregung des vegetative­n Nervensyst­ems absinke, beruhigten sich Körper und Geist, Teilnehmer könnten ihre Gedanken, Gefühle und Körperempf­indungen wieder besser wahrnehmen, nennt er weitere Einzelheit­en.

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FOTO: UWE MISERIUS Jens Friedrich, Arzt am Klinikum Leverkusen, hat sich intensiv mit dem Thema Achsamkeit beschäftig­t.

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