Leverkusener besuchen Leverkusen
Warum führt die Spurensuche zu den Anfängen der Stadt auf einen Friedhof in Wermelskirchen? Weil dort der Namenspatron begraben liegt. Eine Reise zu Carl Leverkus.
Seit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft ist Leverkusen in aller Munde. Doch wo liegen eigentlich die historischen Wurzeln der Stadt? Eine Antwort darauf versuchte der Verein „Wir für Leverkusen ein starkes Stück Rheinland“in Kooperation mit dem Bergischen Geschichtsverein zu geben. Unter dem Motto „Auf den Spuren von Carl Leverkus“starteten kürzlich 40 Bürger zu einer Reise in die Vergangenheit.
Das erste Ziel war aber nicht etwa der Geburtsort des Pharmazeuten und Chemikers Carl Leverkus, der die Grundlage zur Entstehung der heutigen Stadt Leverkusen legte. Sondern es war der Stadtfriedhof in Wermelskirchen mit dessen Grabstätte – ein auffallend schlichtes Familiengrab, auf dem eine hohe Säule leicht an den Obelisken auf dem Place de la Concorde in Paris erinnert. Später sahen die Teilnehmer aus dem Bus heraus weitere wichtige Orte wie den Geburtsort von Carl Leverkus, die Hofschaft „Leverkusen“bei Remscheid-Lennep, aus der die Familie stammte, und Teile des heutigen Chempark in Wiesdorf.
Unterwegs begrüßte Reiseleiter Bernhard Geuß unter anderem Karl Sprakel, den 91-jährigen Ehemann der Ur-Ur-Enkelin von Carl Leverkus, Manfred Wiethüchter als Mitbegründer des Vereins, Ernst Grigat, den Leiter des Leverkusener Chemparks zwischen 2007 und 2017 und Julius Leonhard, den Leiter des Leverkusener Stadtarchivs. „Es ist eine Ehre, die Orte zu sehen, die so eng mit einem Mann verbunden sind, der nicht nur unsere Stadt, sondern auch die Welt verändert hat“, kommentierte ein Teilnehmer.
Am 5. November 1804 erblickte Carl Friedrich Wilhelm Leverkus, so sein voller Taufname, das Licht der Welt. Nach Schulabschluss und
Konfirmation verließ er seine Heimat, um Chemie an der Universität von Marburg zu studieren. Über Paris und Berlin kehrte er 1829 mit dem Apothekerexamen nach Wermelskirchen in sein Elternhaus zurück. Ein Jahr später promovierte Leverkus mit einer Arbeit zum Thema „Über das Silber, sein Vorkommen, seine Gewinnung, seine Reinigung und seine Eigenschaften“. Einige Jahre später gründete
er die „Chemische Fabrik Dr. Carl Leverkus“und startete ab 1835 die Produktion von Zinn- und Bleisalzen, Eisenbeize, Borax und kristallisiertem Soda.
Wiederum drei Jahre danach ließ er sich ein Verfahren zur Herstellung von künstlichem Ultramarinblau patentieren. Damit war dem Jungunternehmer nicht nur das Monopol im Königreich Preußen sicher, sondern auch eine schnell
wachsende Produktion. Doch Wermelskirchen konnte keine günstige Verkehrsanbindung aufweisen. Wollte er seine Firma mit zeitweise bis zu 300 Arbeitern nicht aufgeben, musste die Fabrik umziehen. Einen geeigneten Standort fand Leverkus schließlich im Jahr 1861 auf dem Kahlberg bei Wiesdorf am Rhein. Die neue Siedlung bezeichnete er – in Anlehnung an den Herkunftsort seiner Familie, dem kleinen Weiler
bei Remscheid-Lennep – als „Leverkusen“.
Wiesdorf selber, das Dorf unweit der Mündungen von Wupper und Dhünn, war ihm vielleicht zu unbedeutend. Also gab er der neuen Niederlassung den Namen „Rheinische Ultramarin-Fabrik“in Leverkusen bei Coeln am Rhein. Weltweite Bedeutung bekam Leverkusen jedoch erst durch die Ansiedlung der Farbenfabriken Bayer.