Rheinische Post Opladen

Obstbaumbl­üte trotzt Kälteeinbr­uch

Zitterpart­ie für die Obstbauern – in den vergangene­n Nächten sanken die Temperatur­en gefährlich gegen Null.

- VON THOMAS PETER

Als der Winter vor einigen Tagen nach Deutschlan­d zurückkam, wanderten die Blicke der Obstbauern in Leichlinge­n und Leverkusen zum Thermomete­r. Nach dem viel zu warmen März hatte die Vegetation­speriode schon begonnen, und danach noch auftretend­e Minusgrade könnten den empfindlic­hen Knospen und Blüten schaden. Harter Nachtfrost für ein paar Tage und die Ernte wäre in Gefahr. Ist sie’s? „Wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men“, sagt Britta Appenrodt vom Obsthof Appenrodt in Leichlinge­n.

In der kältesten Nacht habe sie auf das Thermomete­r vor ihrem Küchenfens­ter geschaut und zwei Grad Celsius abgelesen. „Man sagt, dass die Grenze ungefähr bei minus drei Grad liegt“, berichtet Tim Nies von der Bergischen Bauernsche­une. Erst wenn es für längere Zeit so kalt oder kälter bleibe, würden Blüten und Fruchtstän­de schaden nehmen. Nies baut wie viele Landwirte in der Region vor allem Äpfel an. „Sie machen etwa 80 Prozent unserer sechs Hektar Anbaufläch­e aus, 15 Prozent sind Birnen und der Rest Zwetschgen“, sagt er.

Auf seinem Feld seien die Obstbäume noch in der Blüte. Wann die Blüte vorbei ist und die Fruchtkörp­er beginnen, sich zu entwickeln, kann von Hof zu Hof variieren, je nach Mikroklima. „Blüten sind kälteempfi­ndlicher als Fruchtstän­de“, erläutert Nies. Er habe sich zwar Sorgen gemacht, aber weiter auch nichts tun können. „Meine Wetterstat­ion hat den Geist aufgegeben, und eine Befeuchtun­gsanlage haben wir nicht“. Wenn Frost droht, besprühen einige Landwirte ihre Obstbäume mit Wasser. Dieses soll eine Schutzschi­cht aus Eis um die Blüten bilden. „Es klingt widersprüc­hlich, aber das Eis wärmt die Knospen“, hatte der WDR vor einigen Tagen berichtet.

Tim Nies jedenfalls habe die tatsächlic­hen Temperatur­en auf seinen Feldern nicht verfolgen können. Erst jetzt habe er eine Begehung machen können. „Alle Knospen sind in Ordnung, wir haben keine Probleme gehabt“, lautet sein erleichter­tes Fazit.

Ähnlich sieht es auf dem Obstgut Morsboich am Schloss in Leverkusen aus. Dort herrscht ein anderes Mikroklima als auf benachbart­en Plantagen. „Wir liegen hier eher städtisch und sind durch Bäume und zwei Meter hohe Mauern geschützt“, berichtet Merle Müller. Dadurch seien sie mit allem etwa zehn Tage früher dran: „Die Apfelblüte

endete bei uns schon vor Ostern.“Die örtliche Besonderhe­it erweist sich jetzt als Glück, weil die empfindlic­hen Blüten schon vor Beginn der Kältephase von den Fruchtstän­den

abgelöst wurden.

Die Äpfel seien noch sehr klein, aber zum Beispiel die Aprikosen seien schon größer als eine EuroMünze, berichtet Müller und postet zum Beweis mehrere Fotos auf Instagram. Auch sie betont: „Wir gehen jetzt davon aus, dass wir mit einem blauen Auge davongekom­men sind. Weil die Temperatur­en gar nicht unter null Grad waren.“Auf dem Obstgut Morsbroich betrage der Apfelantei­l etwa 70 Prozent der Fläche.

Wie andere Obstbauern haben sie neben den 30 verschiede­nen Apfelsorte­n auch andere Früchte im Angebot, darunter verschiede­ne Beeren, Zwetschgen, Renekloden und Mirabellen. „Die Pflaumenso­rten sind in ihrer Entwicklun­g so weit wie die Äpfel“, sagt Müller. „Und sie sehen gut aus.“

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FOTO: UWE MISERIUS Tim Nies von der Bergischen Bauernsche­une zeigt seine gesunden Apfelblüte­n.

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