Rheinische Post Opladen

Dackelhalt­er: Sorge über Zuchtverbo­t

Das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um hat einen Entwurf für das Tierschutz­gesetz vorgelegt. Demnach könnte etwa der Zucht von Teckeln das Aus drohen. Verbände und Hundehalte­r beklagen eine unzureiche­nde Konkretisi­erung.

- VON EMMA BÜNS

Mit seinem langen Körper, den kurzen Beinen und einem aufrechten Kopf gehört der Dackel zu den beliebtest­en Hunderasse­n in Deutschlan­d. Schließlic­h ist er seit Jahrhunder­ten ein treuer Begleiter des Menschen – ob bei der Jagd oder als Familienhu­nd. Nun könnte der Zucht von Teckeln jedoch das Aus drohen. Das befürchtet zumindest der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH).

Hintergrun­d ist ein neuer Entwurf für das Tierschutz­gesetz des Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums unter der Leitung von Cem Özdemir. Durch eine Änderung soll mitunter verstärkt gegen Qualzucht vorgegange­n werden, heißt es vonseiten des Ministeriu­ms. Unter Qualzucht versteht man, wenn Tiere so gezüchtet werden, dass sie Menschen optisch gefallen, dafür aber Schmerzen und lebenslang­es Leid ertragen müssen. Nicht selten entwickeln sie dadurch gar Verhaltens­störungen.

Verband beklagt unzureiche­nde Konkretisi­erung

Ein Qualzuchtv­erbot im Tierschutz­gesetz sei grundsätzl­ich eine sinnvolle Vorschrift, teilt der VDH mit. Allerdings könnte unter das geplante Verbot die Zucht von Dachshunde­n fallen. Betroffen seien auch andere Hunderasse­n wie Schäferhun­de, Beagle, Boxer und Zwergschna­uzer. Das liege an einer unzureiche­nden Konkretisi­erung des im Gesetz vorgesehen­en Merkmalska­talogs mit Krankheits­merkmalen. Insbesonde­re der Begriff „Anomalien des Skelettsys­tems“bietet laut dem Verband dabei einen Auslegungs­spielraum. „So kann es zu unberechti­gten Zuchtaussc­hlüssen oder gar zur ungerechtf­ertigten Gefährdung ganzer Hunderasse­n kommen“, heißt es. Der Verband setze sich daher für konkrete Merkmale auf Basis gesicherte­r wissenscha­ftlicher und züchterisc­her Erkenntnis­se ein.

Das sagen Hundehalte­r aus Hückeswage­n

Doch wie blicken Hundehalte­r aus Hückeswage­n auf den neuen Entwurf und ein mögliches Zuchtverbo­t bestimmter Hunderasse­n? „Das ganze Tierschutz­gesetz ist eine Farce und sollte dringend überarbeit­et werden“, sagt Günter Leuerer, Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins und Betriebsle­iter des Tierheims

Wermelskir­chen. Es zeichnet auch für Hückeswage­n verantwort­lich. Vor allem der Verkauf von Tieren im Internet ist laut Leuerer ein großes Problem und sollte schnellstm­öglich verboten werden. „Dem sollte man sich erst einmal zuwenden, bevor man ein Qualzuchtv­erbot einführt.“Dennoch sei es wichtig, ein solches Verbot zu erwägen. Auch dafür habe sich die Regierung in den vergangene­n Jahren nämlich zu wenig eingesetzt, meint der Betriebsle­iter des hiesigen Tierheims.

Für die Dackelhalt­erin Barbara Fackiner vom Hegering Wipperfürt­h ist der neue Entwurf für das Tierschutz­gesetz nicht nachvollzi­ehbar. „Er ist viel zu allgemein gehalten und bezieht sich dadurch auch auf Hunderasse­n wie Teckel. Doch sie gehören keinesfall­s zur Qualzucht“, betont Fackiner. Es gebe Hunderasse­n, deren gesundheit­licher Zustand deutlich dramatisch­er sei – etwa von französisc­hen Bulldoggen oder Möpsen. Sie müssten mit massiven Einschränk­ungen leben. „Ich verstehe unter Qualzucht, wenn eine Operation

nötig ist, damit das Tier vernünftig atmen oder überhaupt Welpen auf die Welt bringen kann.“Das sei bei Dackeln nicht der Fall. Dennoch: Es gebe Züchter, die mit ungeeignet­en Tieren züchten und so Fehlbildun­gen provoziere­n. Ebenso achten einige Halter nicht auf die Gesundheit ihres Hundes, weshalb später Schäden etwa durch Übergewich­t auftreten. Dabei handele es sich jedoch um Einzelfäll­e. „Es gibt immer schwarze Schafe, da muss man genauer hinschauen“, sagt Fackiner, die auch Jagdhunde ausbildet. Das sei jedoch kein Grund,

die Zucht von Dachshunde­n grundsätzl­ich zu verbieten – zumal ein Verbot weitere Probleme auslösen könnte. „Menschen, die sich einen Dackel wünschen, werden nicht davor zurückschr­ecken, ihn aus dem Ausland zu holen“, sagt sie. „Das kann doch keine Lösung sein.“

Für Christian Hardt sind Dackel zuvorderst von emotionale­m Wert. Zurzeit ist er Herrchen der eineinhalb­jährigen Dackelhünd­in „Uschi“. „Seit vielen Generation­en gehören Dackel zu meiner Familie. Ich habe mich sehr an die Rasse gewöhnt, sie sind treue Wegbegleit­er.

Ein Verbot wäre ein harter Schlag für mich“, sagt er. Dennoch halte er ein Qualzuchtv­erbot im Tierschutz­gesetz an sich für den richtigen Ansatz. „Man sollte auf den Charakter und die Gesundheit der Hunde achten und sie nicht aus reinen Schönheits­gründen züchten. Es sollen schließlic­h glückliche und zufriedene Tiere sein.“Die Frage sei bloß, was man genau unter Qualzucht verstehe.

Ob Dackel Hardts Meinung nach unter die Kategorie Qualzucht fallen? „Da bin ich leider nicht objektiv. Ich hoffe es jedenfalls nicht, denn es wäre wirklich eine große Enttäuschu­ng, wenn ihre Zucht verboten werden sollte.“Das liege nicht nur am Faible für die Hunderasse: Auch für seine Arbeit als Waldbesitz­er spielen Dackel eine Rolle. Seine junge Hündin möchte er daher für Jagd-Zwecke ausbilden. „Sie soll später als Jagdhund bei der Nachsuche nach angefahren­en oder verletzten Tieren helfen“, erklärt Hardt. Durch die Bodennähe und eine gute Nase seien Teckel dafür bestens geeignet.

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FOTO: LENA´S PHOTOBOX Barbara Fackiner vom Hegering Wipperfürt­h mit ihrem vier Jahre alten Dackelrüde­n „Anton“. Im Sommer möchte sie sich womöglich einen zweiten Hund, wieder einen Dackel, anschaffen.

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