Rheinische Post Opladen

„Stunk unplugged ist auch Brauchtum“

Am 5. Mai gibt es Stunk unplugged im Schauplatz in Langenfeld. Zum Ensemble gehört auch Bruno Schmitz.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE ANDREA KÖLZER

Herr Schmitz, können Sie den Fans bitte mal kurz den Unterschie­d zwischen der Kölner Stunksitzu­ng und Stunk unplugged erklären? Bruno Schmitz Das Bühnenbild ist kleiner und dezenter. Wir spielen ja sonst vor 1250 Zuschauern im Kölner E-Werk, in Langenfeld passen wir uns dem süßen, kleinen Schauplatz an. Es fehlen auch der Elferrat und unsere Hauskapell­e Köbes Undergroun­d. Aber Live-Musik mit kleiner Band machen wir trotzdem. Insgesamt sind wir zwölf Leute auf der Bühne, darunter sind viele Stunker der ersten Stunde. Dazu gehöre auch ich.

Bei der Stunksitzu­ng sind Sie nicht mehr dabei. Bei Stunk unplugged kommen Ihre Fans nochmal in den Genuss, Sie bewundern zu dürfen. Wie kam Ihre Entscheidu­ng zustande, dass Sie sich doch nicht so ganz von der Bühne verabschie­den?

Schmitz Ich bin 77 Jahre alt, fühle mich fit und habe Bock zu spielen. Aber das Leben ist endlich. Aufhören, wenn es am Schönsten ist. Ein banaler Satz; aber er stimmt. Besser einen Takken vorher ‚tschüss’ sagen, als den Zeitpunkt zu verpassen. Stunk unplugged spiele ich weiter, weil ich keinen radikalen Cut machen wollte.

Was an der Stunksitzu­ng ist ‚alternativ’? Und lässt sich Ihr Stunk unplugged auch als Karneval/Brauchtum bezeichnen? Oder ist es viel mehr eine Mix-Comedyshow?

Schmitz Alternativ ist, dass wir gesellscha­ftliche Themen in Lieder und Sketche verarbeite­n. Dass wir jeden Abend einen anderen Elferrat haben; dass eine Präsidenti­n durchs Programm führt; dass wir ein Ensemble sind ohne Chef. Unplugged ist mittlerwei­le auch Brauchtum. Wir sind seit über 20 Jahren mit dem Projekt unterwegs. Es ist in erster Linie eine Kabarett-Musik-Show.

Es gibt das Gerücht, dass alle wichtigen Entscheidu­ngen, die die Stunksitzu­ng und Stunk unplugged angehen, immer im Kollektiv getroffen wurden. War dies nur in der Anfangszei­t so, oder habt Ihr dies über die Jahrzehnte aufrechter­halten?

Schmitz Es stimmt, dass wir alle wichtigen Entscheidu­ngen gemeinsam – also im Plenum – treffen. Es gibt keine Hierarchie­n, alle verdienen das gleiche, wir sind wie vor 40 Jahren, basisdemok­ratisch orientiert. Das macht unter anderem den Erfolg der Stunksitzu­ng aus.

Einige Fans vermissen bei Stunk unplugged ein bisschen die musikalisc­he Untermalun­g von den großartige­n Köbes Undergroun­d. Habt Ihr schon mal überlegt, gemeinsam zwischen den Sessionen auf Tour zu gehen?

Schmitz Überlegt ja, aber organisato­risch Euch etwas in die Jahre gekommen.

nd bekommen wir das nicht Wie sieht das bei Euch mit dem

hin. Wir sind ein großes Kollektiv mit Nachwuchs aus? Müssen die Nummern,

über 20 Bühnenmens­chen. Von daher die auch artistisch sind, ein spielt Köbes im Sommer seine wenig Eurem Alter angepasst werden?

Konzerte mit guter Resonanz und wir – die Schauspiel­truppe – sind Schmitz Wir machen das, was wir unabhängig davon unterwegs. Daher können und wollen. Ob Günter Ottemeier Unplugged, weil Köbes nicht noch durch den Küchenschr­ank dabei ist und wir mit abgespeckt­em klettern könnte, schwer zu Bühnenbild unterwegs sind. Aber sagen. Den Schrank haben wir vor mit kleiner Band, die die Lieder von ein paar Jahren entsorgt. Leider. In Köbes spielt. der letzten Sitzung hatten wir einen jüngeren Kollegen dabei, Babi, der mit seiner Solonummer „Trappatoni“einen guten Einstand abgegeben hat.

Viele von Euch Stunkern sind ja schon seit Jahrzehnte­n mit dabei. Euer Publikum ist gemeinsam mit

Einige Male kam es bereits vor, dass rechtliche Schritte gegen Euch eingeleite­t wurden, da Eure Themen der Weltpoliti­k, der deutschen Politszene, der Kirche im Allgemeine­n und speziell der Kölner Lokaltheme­n für einige Menschen unangenehm waren oder dass sie sich dadurch verleumdet fühlten. Wurde jemals ein Ensemblemi­tglied, auf Grund Eures Programms, strafrecht­lich verurteilt?

Schmitz Soviel ich weiß, nicht. Es gab und gibt allerdings regelmäßig Beschwerde- und Hassmails zu Themen, die einigen nicht gefallen. Aber bei der großen Zahl an Besuchern hält sich das im Rahmen. Die meisten Stunksitzu­ngsbesuche­r wissen, was sie erwartet; deswegen kommen sie ja auch.

Ihr verbreitet unter den Zuschauern eine Wohlfühlst­immung. Es ist wahrschein­lich unrealisti­sch zu denken, dass es bei euch immer nur freundscha­ftlich und friedvoll zugeht. Fühlt Ihr euch als Familie? Seid Ihr auch privat miteinande­r befreundet oder beschränke­n sich Eure Kontakte eher auf die (Arbeit und das gemeinsame Ziel?

Schmitz Diese Wohlfühlst­immung resultiert wahrschein­lich auch daher, dass wir uns im Grunde wie eine Familie fühlen. Aber auch da gibt es natürlich Diskussion­en, Reibereine­n, unterschie­dliche Positionen und nicht nur heile Welt. Aber wir schätzen, respektier­en einander und ringen um den besten Kompromiss.

Auch in Eurem Ensemble gab es schon Krankheite­n, Todes- und Unfälle. Wie geht Ihr als Gemeinscha­ft damit um, wird an ein Aufhören gedacht, oder ist alles „Ende offen“? Schmitz Ja, auch das gab es in unseren Reihen. Unsere Kollegin Doris hatte vor einigen Jahren einen Schlaganfa­ll. Wir haben ihre nicht leichte Situation zum Anlass genommen, ihr ein Solo zu geben, um zu zeigen, wie wir als Ensemble mit Schicksals­schlägen umgehen. Es gab Standing Ovations.

Hat sich der ‚Alternativ­e Karneval‘ mittlerwei­le in Köln fest etabliert, oder werdet Ihr – trotz eurer großartige­n Erfolge – noch immer in eine Nische gesteckt? Seid Ihr in regelmäßig­en Kontakt mit den traditione­llen Kölner Karnevalsv­ereinen?

Schmitz Ja, der ‚Alternativ­e Karneval‘ ist fester Bestandtei­l in Köln. Wir freuen uns, dass es mittlerwei­le so viele Gruppen gibt wie die ImmiSitzun­g, Deine Sitzung, Schnittche­n-Sitzung, Röschen-Sitzung, Fatal Banal und einige mehr. Wir sind alle vernetzt und es gibt einen gemeinsame­n Auftakt am 11.11. in den Balloni-Hallen.

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FOTO: ANSGAR VAN TREECK Die „Stunker“mit ihrer Sitzungspr­äsidentin Biggi Wanninger (vorne links), die auch durch das Programm auf der Tournee führen wird. Mit dabei ist auch Bruno Schmitz ( 4. v. r.).
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FOTO: MICHAEL SCHOLTEN Bruno Schmitz gehört zum Ensemble von Stunk unplugged.

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