„Stunk unplugged ist auch Brauchtum“
Am 5. Mai gibt es Stunk unplugged im Schauplatz in Langenfeld. Zum Ensemble gehört auch Bruno Schmitz.
Herr Schmitz, können Sie den Fans bitte mal kurz den Unterschied zwischen der Kölner Stunksitzung und Stunk unplugged erklären? Bruno Schmitz Das Bühnenbild ist kleiner und dezenter. Wir spielen ja sonst vor 1250 Zuschauern im Kölner E-Werk, in Langenfeld passen wir uns dem süßen, kleinen Schauplatz an. Es fehlen auch der Elferrat und unsere Hauskapelle Köbes Underground. Aber Live-Musik mit kleiner Band machen wir trotzdem. Insgesamt sind wir zwölf Leute auf der Bühne, darunter sind viele Stunker der ersten Stunde. Dazu gehöre auch ich.
Bei der Stunksitzung sind Sie nicht mehr dabei. Bei Stunk unplugged kommen Ihre Fans nochmal in den Genuss, Sie bewundern zu dürfen. Wie kam Ihre Entscheidung zustande, dass Sie sich doch nicht so ganz von der Bühne verabschieden?
Schmitz Ich bin 77 Jahre alt, fühle mich fit und habe Bock zu spielen. Aber das Leben ist endlich. Aufhören, wenn es am Schönsten ist. Ein banaler Satz; aber er stimmt. Besser einen Takken vorher ‚tschüss’ sagen, als den Zeitpunkt zu verpassen. Stunk unplugged spiele ich weiter, weil ich keinen radikalen Cut machen wollte.
Was an der Stunksitzung ist ‚alternativ’? Und lässt sich Ihr Stunk unplugged auch als Karneval/Brauchtum bezeichnen? Oder ist es viel mehr eine Mix-Comedyshow?
Schmitz Alternativ ist, dass wir gesellschaftliche Themen in Lieder und Sketche verarbeiten. Dass wir jeden Abend einen anderen Elferrat haben; dass eine Präsidentin durchs Programm führt; dass wir ein Ensemble sind ohne Chef. Unplugged ist mittlerweile auch Brauchtum. Wir sind seit über 20 Jahren mit dem Projekt unterwegs. Es ist in erster Linie eine Kabarett-Musik-Show.
Es gibt das Gerücht, dass alle wichtigen Entscheidungen, die die Stunksitzung und Stunk unplugged angehen, immer im Kollektiv getroffen wurden. War dies nur in der Anfangszeit so, oder habt Ihr dies über die Jahrzehnte aufrechterhalten?
Schmitz Es stimmt, dass wir alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam – also im Plenum – treffen. Es gibt keine Hierarchien, alle verdienen das gleiche, wir sind wie vor 40 Jahren, basisdemokratisch orientiert. Das macht unter anderem den Erfolg der Stunksitzung aus.
Einige Fans vermissen bei Stunk unplugged ein bisschen die musikalische Untermalung von den großartigen Köbes Underground. Habt Ihr schon mal überlegt, gemeinsam zwischen den Sessionen auf Tour zu gehen?
Schmitz Überlegt ja, aber organisatorisch Euch etwas in die Jahre gekommen.
nd bekommen wir das nicht Wie sieht das bei Euch mit dem
hin. Wir sind ein großes Kollektiv mit Nachwuchs aus? Müssen die Nummern,
über 20 Bühnenmenschen. Von daher die auch artistisch sind, ein spielt Köbes im Sommer seine wenig Eurem Alter angepasst werden?
Konzerte mit guter Resonanz und wir – die Schauspieltruppe – sind Schmitz Wir machen das, was wir unabhängig davon unterwegs. Daher können und wollen. Ob Günter Ottemeier Unplugged, weil Köbes nicht noch durch den Küchenschrank dabei ist und wir mit abgespecktem klettern könnte, schwer zu Bühnenbild unterwegs sind. Aber sagen. Den Schrank haben wir vor mit kleiner Band, die die Lieder von ein paar Jahren entsorgt. Leider. In Köbes spielt. der letzten Sitzung hatten wir einen jüngeren Kollegen dabei, Babi, der mit seiner Solonummer „Trappatoni“einen guten Einstand abgegeben hat.
Viele von Euch Stunkern sind ja schon seit Jahrzehnten mit dabei. Euer Publikum ist gemeinsam mit
Einige Male kam es bereits vor, dass rechtliche Schritte gegen Euch eingeleitet wurden, da Eure Themen der Weltpolitik, der deutschen Politszene, der Kirche im Allgemeinen und speziell der Kölner Lokalthemen für einige Menschen unangenehm waren oder dass sie sich dadurch verleumdet fühlten. Wurde jemals ein Ensemblemitglied, auf Grund Eures Programms, strafrechtlich verurteilt?
Schmitz Soviel ich weiß, nicht. Es gab und gibt allerdings regelmäßig Beschwerde- und Hassmails zu Themen, die einigen nicht gefallen. Aber bei der großen Zahl an Besuchern hält sich das im Rahmen. Die meisten Stunksitzungsbesucher wissen, was sie erwartet; deswegen kommen sie ja auch.
Ihr verbreitet unter den Zuschauern eine Wohlfühlstimmung. Es ist wahrscheinlich unrealistisch zu denken, dass es bei euch immer nur freundschaftlich und friedvoll zugeht. Fühlt Ihr euch als Familie? Seid Ihr auch privat miteinander befreundet oder beschränken sich Eure Kontakte eher auf die (Arbeit und das gemeinsame Ziel?
Schmitz Diese Wohlfühlstimmung resultiert wahrscheinlich auch daher, dass wir uns im Grunde wie eine Familie fühlen. Aber auch da gibt es natürlich Diskussionen, Reibereinen, unterschiedliche Positionen und nicht nur heile Welt. Aber wir schätzen, respektieren einander und ringen um den besten Kompromiss.
Auch in Eurem Ensemble gab es schon Krankheiten, Todes- und Unfälle. Wie geht Ihr als Gemeinschaft damit um, wird an ein Aufhören gedacht, oder ist alles „Ende offen“? Schmitz Ja, auch das gab es in unseren Reihen. Unsere Kollegin Doris hatte vor einigen Jahren einen Schlaganfall. Wir haben ihre nicht leichte Situation zum Anlass genommen, ihr ein Solo zu geben, um zu zeigen, wie wir als Ensemble mit Schicksalsschlägen umgehen. Es gab Standing Ovations.
Hat sich der ‚Alternative Karneval‘ mittlerweile in Köln fest etabliert, oder werdet Ihr – trotz eurer großartigen Erfolge – noch immer in eine Nische gesteckt? Seid Ihr in regelmäßigen Kontakt mit den traditionellen Kölner Karnevalsvereinen?
Schmitz Ja, der ‚Alternative Karneval‘ ist fester Bestandteil in Köln. Wir freuen uns, dass es mittlerweile so viele Gruppen gibt wie die ImmiSitzung, Deine Sitzung, Schnittchen-Sitzung, Röschen-Sitzung, Fatal Banal und einige mehr. Wir sind alle vernetzt und es gibt einen gemeinsamen Auftakt am 11.11. in den Balloni-Hallen.