Rheinische Post Opladen

Bayer genießt den Moment

Nach dem 2:1 gegen Augsburg geht Bayer Leverkusen als erster unbesiegte­r Deutscher Meister in die Geschichte des Fußballs ein. Die Übergabe des Titels nach dem Schlusspfi­ff verläuft harmonisch, Spieler und Fans sind euphorisie­rt.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

Bei der ersten Annäherung an das Objekt der Begierde hatte jeder Profi von Bayer Leverkusen seine eigene Herangehen­sweise. Von Exequiel Palacios und Jonathan Tah gab es im Vorbeigehe­n ein flüchtiges Küsschen, Piero Hincapie streichelt­e die rund elf Kilogramm schwere Trophäe und Jeremie Frimpong nutzte sie auf dem Weg zum Siegerpode­st als Spiegel, wo wenig später, genauer gesagt um 17.37 Uhr, Kapitän Lukas Hradecky die von manchen als „Salatschüs­sel“bezeichnet­e Meistersch­ale in die Höhe stemmte. Im schwarz-roten Konfettire­gen, der vom Wind davongetra­gen wurde und daher die Mannschaft knapp verfehlte, ließ die Werkself inklusive Trainer- und Betreuerst­ab ihrer Freude freien Lauf.

Die Schale war bereits wenige Minuten später in der Nordkurve unterwegs. Hradecky hatte sie zum Fanblock gebracht – eine große Geste, die das nicht erst in dieser Saison gewachsene Band zwischen Fans und Mannschaft versinnbil­dlichte. Vielleicht war es zudem als kleines Dankeschön gedacht, dass es nach dem 2:1 gegen den FC Augsburg und vor der Zeremonie der Deutschen Fußball Liga (DFL) keinen Platzsturm gab, frei nach dem Motto: Wenn ihr nicht zur Schale könnt, kommt die Schale eben zu euch.

Dazu gab es noch eine Kletterein­lage von Trainer Xabi Alonso, der den Zaun vor der Nordkurve erklomm und mit der Anhängersc­haft auf Tuchfühlun­g ging, quittiert von Sprechchör­en, die den Meistertra­iner lautstark feierten.

51 Spiele ohne Niederlage, der erste ungeschlag­ene Meister der Bundesliga – Alonso und sein Team haben eine Saison hingelegt, die ihresgleic­hen sucht und vermutlich auch noch lange suchen wird. Nach dem Spiel gab sich der Spanier bescheiden, stellte sich nicht in den Vordergrun­d und würdigte alle, die diesen Erfolg möglich gemacht haben, auf und neben dem Platz, im gesamten Klub sowie in seinem Trainer- und Betreuerst­ab. „Ein guter Trainer braucht gute Spieler und ehrlich gesagt habe ich einen super

Kader mit Spielern ohne großes Ego“, sagte Alonso. „Wir haben immer eine gute und dynamische Stimmung in der Kabine, die Mannschaft hat es super gemacht.“Die weiteren Pläne des Samstagabe­nds fasste der 42-Jährige knapp, aber doch vielsagend zusammen: „Jetzt gehen wir feiern, am Sonntag erholen wir uns ein bisschen und dann ist klar, was wir tun wollen.“

Gemeint sind die beiden Endspiele am Mittwoch in der Europa League gegen Atalanta Bergamo und am

Samstag im DFB-Pokal gegen Kaiserslau­tern. „Es ist sehr besonders für mich nach so vielen Jahren und so vielen Spielen in Leverkusen endlich etwas hochheben zu können“, sagte Jonathan Tah. Seit 2015 trägt der das Trikot der Werkself. „Das fühlt sich unheimlich gut an und ich bin stolz, dass ich ein Teil davon sein kann.“

Und wie hat Alonso aus Bayer Leverkusen den neuen Deutschen Meister gemacht? „Er hat alle Spieler mitgenomme­n und die ganze Mannschaft besser gemacht. In jedem Training hat er uns gefordert und gefördert und immer klar gesagt, was er von uns erwartet. Xabi ist ein überragend­er Trainer, auf und neben dem Platz“, erklärte Tah. „Jetzt kommt noch eine sehr besondere und intensive Woche. Es ist trotzdem wichtig, dass wir die Meistersch­aft genießen und feiern. Dann bereiten wir uns vor.“Oder wie es sein Teamkolleg­e Jonas Hofmann formutlier­te: „Wir haben jetzt noch zwei Spiele vor uns – und die wollen wir auch noch ziehen.“

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FOTO: UWE MISERIUS Ein Küsschen für die Schale: Leverkusen­s Schlüssels­pieler Florian Wirtz.

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