Bayer genießt den Moment
Nach dem 2:1 gegen Augsburg geht Bayer Leverkusen als erster unbesiegter Deutscher Meister in die Geschichte des Fußballs ein. Die Übergabe des Titels nach dem Schlusspfiff verläuft harmonisch, Spieler und Fans sind euphorisiert.
Bei der ersten Annäherung an das Objekt der Begierde hatte jeder Profi von Bayer Leverkusen seine eigene Herangehensweise. Von Exequiel Palacios und Jonathan Tah gab es im Vorbeigehen ein flüchtiges Küsschen, Piero Hincapie streichelte die rund elf Kilogramm schwere Trophäe und Jeremie Frimpong nutzte sie auf dem Weg zum Siegerpodest als Spiegel, wo wenig später, genauer gesagt um 17.37 Uhr, Kapitän Lukas Hradecky die von manchen als „Salatschüssel“bezeichnete Meisterschale in die Höhe stemmte. Im schwarz-roten Konfettiregen, der vom Wind davongetragen wurde und daher die Mannschaft knapp verfehlte, ließ die Werkself inklusive Trainer- und Betreuerstab ihrer Freude freien Lauf.
Die Schale war bereits wenige Minuten später in der Nordkurve unterwegs. Hradecky hatte sie zum Fanblock gebracht – eine große Geste, die das nicht erst in dieser Saison gewachsene Band zwischen Fans und Mannschaft versinnbildlichte. Vielleicht war es zudem als kleines Dankeschön gedacht, dass es nach dem 2:1 gegen den FC Augsburg und vor der Zeremonie der Deutschen Fußball Liga (DFL) keinen Platzsturm gab, frei nach dem Motto: Wenn ihr nicht zur Schale könnt, kommt die Schale eben zu euch.
Dazu gab es noch eine Klettereinlage von Trainer Xabi Alonso, der den Zaun vor der Nordkurve erklomm und mit der Anhängerschaft auf Tuchfühlung ging, quittiert von Sprechchören, die den Meistertrainer lautstark feierten.
51 Spiele ohne Niederlage, der erste ungeschlagene Meister der Bundesliga – Alonso und sein Team haben eine Saison hingelegt, die ihresgleichen sucht und vermutlich auch noch lange suchen wird. Nach dem Spiel gab sich der Spanier bescheiden, stellte sich nicht in den Vordergrund und würdigte alle, die diesen Erfolg möglich gemacht haben, auf und neben dem Platz, im gesamten Klub sowie in seinem Trainer- und Betreuerstab. „Ein guter Trainer braucht gute Spieler und ehrlich gesagt habe ich einen super
Kader mit Spielern ohne großes Ego“, sagte Alonso. „Wir haben immer eine gute und dynamische Stimmung in der Kabine, die Mannschaft hat es super gemacht.“Die weiteren Pläne des Samstagabends fasste der 42-Jährige knapp, aber doch vielsagend zusammen: „Jetzt gehen wir feiern, am Sonntag erholen wir uns ein bisschen und dann ist klar, was wir tun wollen.“
Gemeint sind die beiden Endspiele am Mittwoch in der Europa League gegen Atalanta Bergamo und am
Samstag im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern. „Es ist sehr besonders für mich nach so vielen Jahren und so vielen Spielen in Leverkusen endlich etwas hochheben zu können“, sagte Jonathan Tah. Seit 2015 trägt der das Trikot der Werkself. „Das fühlt sich unheimlich gut an und ich bin stolz, dass ich ein Teil davon sein kann.“
Und wie hat Alonso aus Bayer Leverkusen den neuen Deutschen Meister gemacht? „Er hat alle Spieler mitgenommen und die ganze Mannschaft besser gemacht. In jedem Training hat er uns gefordert und gefördert und immer klar gesagt, was er von uns erwartet. Xabi ist ein überragender Trainer, auf und neben dem Platz“, erklärte Tah. „Jetzt kommt noch eine sehr besondere und intensive Woche. Es ist trotzdem wichtig, dass wir die Meisterschaft genießen und feiern. Dann bereiten wir uns vor.“Oder wie es sein Teamkollege Jonas Hofmann formutlierte: „Wir haben jetzt noch zwei Spiele vor uns – und die wollen wir auch noch ziehen.“