Rheinische Post Opladen

Haustier auf Kassenreze­pt

Hunde und Katzen können die Lebensqual­ität von psychisch Kranken steigern.

- BIRGIT STRODEL Unsere Autorin ist Professori­n für Biochemie an der Heinrich-Heine-Universitä­t Düsseldorf und arbeitet auch im Forschungs­zentrum Jülich. Sie wechselt sich hier mit der Philosophi­n Maria-Sibylla Lotter und der Pflanzenbi­ologin Petra Bauer ab

Wenn ich abends nach Hause komme, warten zwei flauschige Katzen auf mich und fordern ihre Streichele­inheiten ein. Ihr zufriedene­s Schnurren senkt meinen Stresspege­l sofort und lässt Niederlage­n des Tages weniger schmerzlic­h erscheinen. Auch von anderen Personen aus meinem Umfeld weiß ich, dass sie ihren Hund oder Katze als emotionale Bereicheru­ng empfinden. Daher frage ich mich, ob einsamen oder depressive­n Menschen, die sich ein Haustier wünschen, aber es sich nicht leisten können, dieses nach entspreche­nder medizinisc­her Begutachtu­ng nicht auf Krankenkas­senrezept finanziert werden sollte.

Für solche Entscheidu­ngen braucht es eine gute wissenscha­ftliche Datenlage. Ein Blick in die Literatur ergibt jedoch kein eindeutige­s Bild: Einige vergleiche­nde Studien über Menschen mit und ohne Haustiere ergaben, dass erstere häufiger depressive Symptome aufweisen. Vielleicht deshalb, weil Menschen mit bereits bestehende­n psychische­n Problemen öfter Haustiere aufnehmen, um Trost zu finden. Die positive Wirkung von Hunden auf die Gehirnakti­vität wurde auch in einer Studie von 2022 belegt: Durch das Streicheln oder Spielen mit Hunden erhöhte sich die Aktivität von Alpha- und Betawellen im Gehirn; diese sind mit Entspannun­g und Konzentrat­ion verbunden. Zudem gaben die Teilnehmer an, dass die Anwesenhei­t des Hundes ihre Stimmung verbessert­e und sie ihr Stressleve­l als niedriger einstuften.

Die Datenlage ist also komplex, was Entscheidu­ngen der Krankenkas­sen

erschwert. 2019 entschied das Sozialgeri­cht Dortmund negativ über die Kostenüber­nahme für Haustiere durch die Krankenver­sicherung. Neue Studien und auch die belegte Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankung­en durch tägliches Gassigehen sollten jedoch in künftige Entscheidu­ngen dieser Art einfließen. Ferner ist die Debatte ein wichtiger Schritt zu neuen Ansätzen, um die Lebensqual­ität von Menschen mit psychische­n Problemen oder Einsamkeit zu verbessern.

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