Haustier auf Kassenrezept
Hunde und Katzen können die Lebensqualität von psychisch Kranken steigern.
Wenn ich abends nach Hause komme, warten zwei flauschige Katzen auf mich und fordern ihre Streicheleinheiten ein. Ihr zufriedenes Schnurren senkt meinen Stresspegel sofort und lässt Niederlagen des Tages weniger schmerzlich erscheinen. Auch von anderen Personen aus meinem Umfeld weiß ich, dass sie ihren Hund oder Katze als emotionale Bereicherung empfinden. Daher frage ich mich, ob einsamen oder depressiven Menschen, die sich ein Haustier wünschen, aber es sich nicht leisten können, dieses nach entsprechender medizinischer Begutachtung nicht auf Krankenkassenrezept finanziert werden sollte.
Für solche Entscheidungen braucht es eine gute wissenschaftliche Datenlage. Ein Blick in die Literatur ergibt jedoch kein eindeutiges Bild: Einige vergleichende Studien über Menschen mit und ohne Haustiere ergaben, dass erstere häufiger depressive Symptome aufweisen. Vielleicht deshalb, weil Menschen mit bereits bestehenden psychischen Problemen öfter Haustiere aufnehmen, um Trost zu finden. Die positive Wirkung von Hunden auf die Gehirnaktivität wurde auch in einer Studie von 2022 belegt: Durch das Streicheln oder Spielen mit Hunden erhöhte sich die Aktivität von Alpha- und Betawellen im Gehirn; diese sind mit Entspannung und Konzentration verbunden. Zudem gaben die Teilnehmer an, dass die Anwesenheit des Hundes ihre Stimmung verbesserte und sie ihr Stresslevel als niedriger einstuften.
Die Datenlage ist also komplex, was Entscheidungen der Krankenkassen
erschwert. 2019 entschied das Sozialgericht Dortmund negativ über die Kostenübernahme für Haustiere durch die Krankenversicherung. Neue Studien und auch die belegte Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch tägliches Gassigehen sollten jedoch in künftige Entscheidungen dieser Art einfließen. Ferner ist die Debatte ein wichtiger Schritt zu neuen Ansätzen, um die Lebensqualität von Menschen mit psychischen Problemen oder Einsamkeit zu verbessern.