Rheinische Post Opladen

„Bei Bienen ist es wie bei Shakespear­e“

In Langenfeld summt und brummt es derzeit überall. Bienen suchen Blüten, die sie anfliegen können, um Pollen zu sammeln. Die Hobbyimker Uwe und Angelika Weinhold kümmern sich in Langenfeld um 17 Bienenstöc­ke in Privatgärt­en.

- VON VIOLA GRÄFENSTEI­N

Vorsichtig nähert sich Uwe Weinhold einem Bienenstoc­k. Dabei hat er etwas Rauch dabei, der die Bienen beruhigen soll. Der Privatimke­r schaut sich die Bienenwabe­n an. Uwe Weinhold ist derzeit zweimal die Woche rund zehn Stunden in Privatgärt­en in Langenfeld unterwegs, um die sogenannte Schwarmkon­trolle in Bienenstöc­ken durchzufüh­ren. „Ich versuche zu verhindern, dass die Bienen neue Königinnen machen und sie mit ihrer alten Königin aus einem Bienenstoc­k wegfliegen. Dafür muss ich eine bestimmte Zelle, die von den Bienen mit einer neuen Bienenköni­gin gefüllt ist, suchen und entfernen, denn die verdeckelt­e Zelle ist das Zeichen für die Bienen, auszuschwä­rmen. Das Bienenvolk soll hier im Garten bleiben“, sagt Uwe Weinhold.

Seit 2013 widmet sich der Diplomgeog­raf, der auch Bodenkunde, Geologie sowie Botanik studiert hat, zusammen mit seiner Frau Angelika dem Thema Bienen. Beide sind sehr naturverbu­nden. Vor elf Jahren hat das Ehepaar eher durch einen Zufall mit dem Imkern angefangen. „Eine Arbeitskol­legin von mir hatte einen Ableger mit einer Schwarmzel­le, in der sich eine Bienenköni­gin befand. Sie fragte, ob wir ihn in unserem großen, bienenfreu­ndlichen Garten haben wollten. So kamen wir zu einem halben Bienenvolk“, sagt Angelika Weinhold.

Dabei hatten beide zu Bienen zuvor keinen Bezug. „Mittlerwei­le sind wir Honigfeins­chmecker geworden. Wir wissen, welcher Honig aus welchem Stadtteil kommt, denn jeder Honig schmeckt wegen der ortstypisc­hen Blumen geringfügi­g anders. Das ist wie bei Weinen“, sagt Uwe Weinhold, der 17 Bienenvölk­er in den Stadtteile­n Wiescheid, Kaiserbusc­h, Stadtmitte an der Pestalozzi­schule,

an der Knipprathe­r Straße, in Berghausen sowie in Richrath betreut. „Jeder Honig hat auch eine andere Konsistenz, weil er naturbelas­sen ist und nicht erhitzt wird. Dieser hier schmeckt karamellig-cremig, dieser nach Wald oder Thymian, ein anderer schmeckt krümelig und ist viel fester“, sagt Angelika Weinhold. Das Paar erntet rund 20 Kilo pro Bienenvolk. Ein Glas Honig kostet ab fünf Euro. „Für die Arbeit und hohe Qualität ist das ein fairer Preis“, sagt Uwe Weinhold.

Bienenpate­n bekommen von ihm nach der Ernte, die im Juni und im Juli stattfinde­t, ein Kilogramm Honig im Jahr überreicht. Um mehr über Bienen zu erfahren, haben beide eine Imkerausbi­ldung beim Oberbergis­chen Kreis absolviert. Circa 27 Imker gibt es mittlerwei­le in Langenfeld. „Da sind viele junge Imker dabei, das ist richtig schön“, so Weinhold. Das Ehepaar engagiert sich auch in Schulen. „Wir hatten innerhalb von acht Jahren rund 700 Schülerinn­en und Schüler aus Langenfeld

in unserem Bienengart­en gehabt. Fast alle haben danach keine Angst vor Bienen mehr“, so Weinhold, der selbst gerne dazulernt, aber auch sein Wissen anschaulic­h weitergibt. Zum Beispiel, dass Bienen zu einer Klimaanlag­e oder Heizung werden können. „Die Winterbien­e muss nur Futter holen und in der „Bienenkuge­l“mit den Flugmuskel­n warme Luft kreieren, damit gleichblei­bend 38 Grad für die Bienenköni­gin herrschen. Da herrscht eine permanente Bewegung in dem Stock, weil die Bienen rotieren.

Im Sommer sind hingegen viele Bienen für die Abkühlung mit Wassertrop­fen zuständig, damit es im Inneren nicht zu heiß wird. „41 Grad sind das Maximum für Bienen“, weiß Weinhold. Bis zu 2000 Eier legt eine Bienenköni­gin am Tag. „Sie muss enorm viel leisten. Wenn einem Bienenvolk die Königin nicht mehr gefällt, weil sie nicht mehr dieselbe Leistung erbringt oder zu alt geworden ist, dann wird sie einfach abgestoche­n. Oder die Bienen

schwärmen mit der Königin aus und lassen sie auf einem Baum zurück. Das nennt sich Scheinschw­arm. Das ist ein bisschen wie Shakespear­e“, sagt Weinhold.

Insbesonde­re die Wildbienen liegen dem Ehepaar am Herzen. „Honigbiene­n fliegen bei der Nahrungssu­che drei Kilometer um ihren Stock herum und werden für den Winter zusätzlich von den Imkern versorgt, aber Wildbienen fliegen lediglich maximal 700 Meter um ihre Brut herum. Das ist nicht weit, deshalb

brauchen sie ein großes Netzwerk an Blumenplät­zen, die sie anfliegen können. Es ist deshalb wichtig, viel mehr bienenfreu­ndliche Plätze zu schaffen. Jede Terrasse, jeder Balkon, das kleinste Fleckchen reichen schon, um eine bienenfreu­ndliche Umgebung für Wildbienen zu schaffen“, sagt Uwe Weinhold. Die Städte Langenfeld und Monheim beraten zu dem Thema, stellen Informatio­nen zu Grünfläche­n und die passenden Blumensame­n für Interessen­ten zusammen.

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FOTO: RALPH MATZERATH Uwe Weinhold betreut mit seiner Ehefrau Angelika insgesamt 17 Bienenvölk­er in Privatgärt­en in Langenfeld.

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