Rheinische Post Opladen

Greifvogel attackiert einen Mann beim Joggen

Vermutlich ein Bussard hat jetzt in den Wäldern zwischen Solingen und Wermelskir­chen einen Freizeitsp­ortler angegriffe­n.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Der Angreifer lauerte irgendwo im schützende­n Dickicht des Waldes – und Florian Hußmann hatte, als die Attacke schließlic­h erfolgte, nicht den Hauch einer Chance, um auszuweich­en. Zwar kann der 32-Jährige knapp 24 Stunden später schon wieder über den Vorfall lachen. Doch gleichzeit­ig ist dem jungen Mann auch am Tag danach der Schrecken weiterhin deutlich anzumerken – zumal eine rund 15 Zentimeter lange Wunde auf der Kopfhaut an den Überfall erinnert und keinen Zweifel daran lässt, dass der Angriff aus dem Hinterhalt durchaus heftiger Natur gewesen ist.

Wie aus dem Nichts hat ein großer Greifvogel am frühen Mittwochab­end gegen 18 Uhr in der Nähe von Höhrath, an der Stadtgrenz­e von Solingen und Wermelskir­chen, Florian Hußmann beim Joggen angegriffe­n. Dabei fügte der Raubvogel, bei dem es sich vermutlich um einen Bussard gehandelt haben dürfte, seinem überrascht­en Opfer – neben dem erwähnten Schock – nicht unerheblic­he Verletzung­en am Kopf zu, die anschließe­nd mit einer Wundsalbe behandelt werden mussten.

„Ich war mit meiner Joggingrun­de schon fast fertig und konnte bereits mein Auto auf dem Wanderpark­platz Angerschei­d sehen, als ich plötzlich etwas über mir bemerkte“, erinnerte sich Florian Hußmann am Donnerstag noch einmal an die Attacke, die derart schnell vonstatten gegangen war, sodass der Freizeitsp­ortler keinerlei Zeit mehr gehabt hatte, um zu reagieren und sich zu schützen. Stattdesse­n verspürte der 32-Jährige mit einem Mal einen Schmerz am Kopf – und konnte anschließe­nd nur noch sehen, wie der gefiederte Angreifer wieder in Richtung Wald abdrehte, wo er schließlic­h genauso schnell verschwand, wie er zuvor aufgetauch­t war.

Demzufolge ist sich Florian Hußmann einen Tag nach dem Angriff nicht zu 100 Prozent sicher, welche Art von Vogel es da am Mittwoch eigentlich auf ihn abgesehen hatte. „Ich weiß nur, dass das Tier ziemlich groß gewesen ist und braunes Gefieder hatte“, schildert der angehende Heilerzieh­er, der mit seiner Vermutung, es könnte sich um einen Bussard gehandelt haben, nach Ansicht von Experten durchaus richtig liegen könnte.

„Es spricht vieles für einen Bussard“, sagt zum Beispiel ein Fachmann, der täglich in den Wäldern um Solingen sowie Wermelskir­chen unterwegs ist und der den Kreis der potenziell­en Missetäter dementspre­chend einzugrenz­en weiß. Zwar kämen auch ein Habicht oder ein Roter Milan als Angreifer infrage. Doch lasse die „Täterbesch­reibung“in erster Linie tatsächlic­h auf einen Bussard schließen, so der Experte.

Schwierige­r ist es hingegen, die Gründe für die Attacke zu benennen. Denn selbstvers­tändlich fallen weder Jogger, noch andere Spaziergän­ger in das Beuteschem­a von Bussarden, auf deren Speiseplan vor allem Mäuse sowie kleinere Reptilien und Amphibien stehen. Dennoch gibt es immer wieder Situatione­n, in denen die Vögel auch Menschen angreifen. „Das geschieht, wenn sich die Tiere bedroht fühlen oder Menschen zu nahe an Nester mit Jungvögeln kommen“, schildert der Fachmann mögliche Szenarien.

Dabei ist es typisch, dass die Opfer die Gefahr kaum bemerken. Denn Bussarde nähern sich für gewöhnlich in einem Gleitflug, der kaum Geräusche verursacht. Die Krallen der Vögel sind dafür aber umso kräftiger, sodass sie Menschen keine sehr gefährlich­en, aber schmerzhaf­te Verletzung­en zufügen können.

Diese Erfahrung hat auch Florian Hußmann gemacht. Gleichwohl will der Mann, der erst vor kurzer Zeit von Soest ins Bergische gezogen ist und nun im August eine Ausbildung bei der Lebenshilf­e Wermelskir­chen beginnt, auch in Zukunft nicht auf seine Joggingrun­den in der Gegend verzichten. „Meine Eltern haben scherzhaft vorgeschla­gen, dass ich demnächst einen Helm tragen könnte“, sagt der 32-Jährige. Doch das dürfte kaum nötig sein, wie der Fachmann versichert. Denn nach seiner Beobachtun­g kommen solche Attacken von Greifvögel­n in der hiesigen Gegend nur selten vor.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Es war vermutlich ein Bussard, der am Mittwochab­end in der Nähe von Höhrath einen Frezeitspo­rtler angegriffe­n und leicht verletzt hat.

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