Sie suchten Schutz und fanden den Tod
In NRW sind sechs Menschen infolge des Orkans ums Leben gekommen. Besonders tragisch endete ein Familienfest in Düsseldorf. Dort starben drei Menschen in einer Gartenlaube, in die sie vor dem Unwetter geflüchtet waren.
DÜSSELDORF Am Montagnachmittag hatten sie gefeiert, mit Freunden und Verwandten gegrillt. Gestern war ihr Haus im Düsseldorfer Stadtteil Reisholz ein Trauerhaus: Drei Gäste, die mit Familie Z. das Gartenidyll im Hinterhof genossen hatten, sind tot, vier weitere schwer verletzt.
Als das Gewitter aufzog, flüchtete die kleine Gesellschaft ins Gartenhaus des Gastgebers. Gegen 21 Uhr dann, als der Sturm seinen Höhepunkt erreichte, stürzte die riesige
„Wir hörten schreckliche Schreie – und dann war es mitten im tosenden Gewitter plötzlich
totenstill“
Pappel neben dem Häuschen um, begrub die Laube unter sich. „Wir hörten den Aufschlag, dann schreckliche Schreie – und dann war es mitten im tosenden Gewitter plötzlich totenstill“, erzählt Nachbarin und Freundin Sylvia. Für zwei Männer (56 und 53 Jahre) und eine 52-jährige Frau, die zu Besuch waren, kam jede Hilfe zu spät. Drei Personen, unter ihnen der Gastgeber, konnten sich selbst aus den Trümmern befreien. Die Feuerwehr konnte dann noch einen Mann unverletzt und zwei schwer verletzte Frauen (25 und 30 Jahre) retten. Für die Angehörigen der Partygesellschaft, die durchnässt und geschockt die Rettungsarbeiten beobachteten, forderte die Feuerwehr Notfallseelsorger an.
Im Krefelder Stadtteil Hüls hat der Tod eines 28-jährigen Radfahrers für Bestürzung gesorgt. Dort feierten die Schützen gerade ihr 550-jähriges Bestehen. Am späten Abend des Pfingstmontags wurde dort der junge Mann, der auf dem Weg nach Hüls war, auf dem Radweg Steeger Dyk im Naturschutzgebiet Hülser Bruch durch einen abbrechenden Ast getötet.
Wie die Polizei berichtet, knickte gegen 21.40 Uhr ein 70 Zentimeter dicker Baum um und stürzte auf eine Stromleitung. Der 28-Jährige sei dann vom Baum vom Fahrrad heruntergerissen worden und wahrscheinlich durch einen Stromschlag gestorben. „Näheres können wir derzeit dazu nicht sagen“, sagte eine Polizeisprecherin. Wie die Feuerwehr bestätigte, konnte der anrückende Notarzt wegen auf der Stra- ße liegender Bäume den Unfallort nicht auf dem direkten Weg anfahren und musste einen Umweg nehmen. Die Feuerwehrleute, unter ihnen zufällig auch ein Arzt, versuchten, den Mann zu reanimieren. Die Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben. Die Familie ist am Folgetag informiert worden.
In Köln weiß die Polizei noch nicht, wer der Radfahrer ist, der im Ortsteil Flittard beim Unwetter ums Leben gekommen ist. „Er ist noch nicht identifiziert“, sagte ein Polizeisprecher. Der etwa 50 Jahre alte Mann war gegen 22 Uhr mit seinem Rad auf der Düsseldorfer Straße Richtung Mülheim unterwegs, als ein Blitz in einen 20 Meter hohen Baum einschlug und diesen spaltete. Ein Teil des Stammes traf den Mann am Kopf. Er starb noch am Unfallort an seinen schweren Verletzungen.
Tragisch endete auch eine Aufräumaktion in Essen. Dort starb ein Mann, als er gegen Mitternacht Äste von der Straße räumen wollte. Die genauen Todesumstände waren gestern noch nicht bekannt. Möglicherweise erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt. Laut Feuerwehr war er auf der Straße plötzlich zusammengebrochen.
Wegen Zugausfällen kam es in Essen rund um den Hauptbahnhof vereinzelt zu Tumulten. Die Bahn hatte an die Fahrgäste als Ersatz für die gestrichenen Verbindungen Taxischeine verteilt. Doch viele Taxiunternehmer weigerten sich, die Passagiere zu transportieren. Infolgedessen kam es vor dem Bahnhof zu einem Menschenauflauf. Wegen der Hitze drohten Wartende zu kollabieren, während andere sich mit den Taxifahrern anlegten. Die Polizei musste die Situation beruhigen.