Wulff: „Ich wäre auch heute der Richtige“
Der frühere Bundespräsident, der „ganz oben“war und sich dann „ganz unten“wiederfand, hat ein Buch geschrieben. Darin legt er seine Sicht des Debakels in Schloss Bellevue dar. Bei der Vorstellung seines Werkes präsentiert er sich als Staatsmann.
BERLIN Der Mann bleibt schwierig – und seiner Art treu. „Der Rücktritt war falsch, und ich wäre auch heute der Richtige im Amt“, gibt Christian Wulff, Bundespräsident a. D., bei der Vorstellung seines Buches über die „Treibjagd“gegen ihn zu Protokoll. Minuten später präzisiert er auf Nachfrage: „Der Rücktritt war richtig“– bezogen darauf, dass er nach dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Aufhebung seiner Immunität keine andere Wahl gehabt habe. Es ist in kleinen semantischen Ansätzen das Prinzip, das auch zu seinem Rücktritt beigetragen hat: etwas vollmundig in den Raum zu stellen, sich an der augenblicklichen Reaktion der Zuhörer zu ergötzen und es anschließend dann doch wieder etwas anders darstellen zu müssen.
„Glück gehabt“habe er das Buch eigentlich nennen wollen. Doch dann habe „Ganz oben Ganz unten“doch besser gepasst. Wulff war mit 51 Jahren jüngster Bundespräsident und 2010 „ganz oben“gewesen, 598 Tage später, im Februar 2012, zurückgetreten und damit „ganz unten“. Dazwischen hatte es ein beispielloses mediales Kesseltreiben gegeben, das nach dem Rücktritt in eine Anklage wegen Vorteilsnahme mündete und in diesem Frühjahr zum Freispruch führte.
Memoiren sollten es nicht werden, keine Rechtfertigungsschrift und auch keine Abrechnung, erläutert Wulff zwei Tage vor der Entscheidung der Staatsanwaltschaft in Hannover über eine Revision gegen seinen Freispruch. Deswegen habe er auch nicht darauf gewartet. Denn so wichtig sei eine Staatsanwaltschaft ja auch nicht. Und diese schon gar nicht. Mehrfach betont er diese Unwichtigkeit, und aus dem Zusammenhang seines Bekenntnisses, von nun an könne er frei sein und gewissermaßen einen Neuanfang starten, ergibt sich vor allem eine Vermutung: Dieses Buch