SPD fordert Ende des Streits um Mindestlohn
scheint auch therapeutischen Zwecken zu dienen.
Das ist nur zu verständlich. „Kein anderer Deutscher“, so beschreibt es Wulff selbst, sei derart untersucht, derart verfolgt worden wie er. Und nun braucht es den Akt der Befreiung, dieses Gefühl, all denen die Stirn zu bieten, die ihn in Grund und Boden geschrieben und die Behörden so unter Druck gesetzt haben, dass die aus politischen und nicht aus juristischen Gründen das Verfahren gegen ihn eröffneten.
Ja, es ist eindeutig: Medien haben auf dem Höhepunkt der Wulff-Affäre hyperventiliert, jedes Maß verloren, vor lauter Schaum vorm Mund gar nicht mehr die lächerlichen Dimensionen ihrer Beschuldigungen gesehen. Aber das haben nicht alle gemacht, wie auch Wulff selbst betont – und dann den „Qualitätsjournalismus“lobt, auf den Deutsch- land stolz sein dürfe. Er habe seiner Tochter ein Zeitungs-Abo geschenkt, erwähnt Wulff.
Aggressive Schärfe aber kommt in seine Stimme, wenn er von der „Bild“-Zeitung redet. Im Buch setzt er sich mit dem Gestaltungsanspruch des Boulevardblattes auseinander – und beginnt bei den uralten Enthüllungen von Günter Wallraff über die fragwürdigen Praktiken aus den 70er Jahren. Das allerdings wendet sich auch gegen Wulff selbst: Er hat gewusst, auf was er sich einlässt. Und die Torheit, alle Anschuldigungen und seinen ganzen Frust ausgerechnet dem „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann auf die Mailbox zu sprechen, war in der Affäre ein wesentlicher Akt der Selbstdemontage. Einsichtig erklärt Wulff sein Vorgehen selbst als „eine Riesendummheit“. Es war nicht die einzige. Und heute sagt er, dass er mehr Distanz hätte wahren müssen, etwa auch beim Urlaub in den Domizilen befreundeter Unternehmer.
Das lesenswerte Buch gehört zu Wulffs Strategie, von ganz unten inzwischen schon wieder in der Mitte nach oben angekommen zu sein. Es geht ihm darum, wieder ein „allgemein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft“zu sein. Dabei wirbt er für die Unschuldsvermutung als Menschenrecht und will anderen Mut machen, die ganz unten sind. Deshalb ist es ein wichtiges Buch, auch wenn die Wirkmechanismen vom Fall Wulff hier nicht zum ersten Mal deutlich werden.
Und was macht er nun selbst? Als Anwalt will er mitwirken, dass Menschen, die Fehler gemacht haben, eine zweite Chance erhalten. Zudem für Schlichtungen und Stiftungen zur Verfügung stehen. Und zwar „selbstverständlich unentgeltlich“. BERLIN (dpa) Die SPD hat CDU und CSU im Streit um Ausnahmen vom Mindestlohn von 8,50 Euro zum Einlenken aufgefordert. „Die Union sollte aufhören, über gemeinsame Entscheidungen zu jammern, sondern zum Mindestlohn stehen“, sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi „Spiegel Online“. Karl-Josef Laumann, Chef der CDU-Sozialausschüsse, rief den Wirtschaftsflügel seiner Partei zur Mäßigung auf. „Es reicht mir, dass einige jede Maßnahme der Regierung so stark kritisieren, dass am Ende der Eindruck entsteht, als habe man dieses alles nur der SPD zu verdanken.“Der Bundestag hatte sich am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal mit den Plänen von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) befasst. Das Gesetz soll vor der Sommerpause verabschiedet werden.