Rheinische Post Ratingen

Cameron hält an Veto gegen Juncker fest

Das Spitzentre­ffen in Schweden brachte keine Annäherung. Angela Merkels Lage ist vertrackt.

- VON ANJA INGENRIETH

STOCKHOLM/BRÜSSEL Europa bleibt in der Frage des nächsten Präsidente­n der EU-Kommission gespalten. Kanzlerin Angela Merkel sagte nach einem Treffen mit den Regierungs­chefs von Großbritan­nien, Schweden und den Niederland­en im schwedisch­en Harpsund, dass sie weiter den Luxemburge­r Jean-Claude Juncker favorisier­t. Ihre Kollegen, an der Spitze der britische Premier David Cameron, beharren dagegen auf ihren Vorbehalte­n.

Schafft es Merkel trotzdem, Cameron und Co. noch zu gewinnen? Bis Endes des Monats müs- se ein Kompromiss im „europäisch­en Geist“gefunden werden, sagte die Kanzlerin. „Drohungen gehören nicht dazu“, unterstric­h sie mit Blick auf Cameron, der den Austritt seines Landes aus der Europäisch­en Union ankündigte, falls Juncker Kommission­spräsident wird. Die Lage ist vertrackt: Merkel will die Briten in der EU halten, den Koalitions­partner SPD nicht verprellen, ihre eigene CDU nicht verärgern – und am Ende nicht wie eine Betrügerin dastehen, die den kon- servativen Wahlsieger Juncker für ein Kungel-Paket geopfert hat, das den Wählerwill­en nicht respektier­t. Alles zu erreichen wird schwer. Da die CDU nach dem Europawahl­sieg gegen eine Kür von Martin Schulz (SPD) zum deutschen Kommissar den Aufstand probt, steigen die Chancen von Günther Oettinger (CDU), in Brüssel zu bleiben. Zumal die SPD wegen der Personalie Schulz nicht die große Koalition in Berlin infrage stellt. Schulz dürfte sich also auf Plan B einrichten – wei-

„Wahrschein­licher ist, dass Luxemburg Fußball-Weltmeiste­r wird“

Martin Selmayr, Junckers Kampagnen-Manager, zu Gerüchten über den Verzicht seines Chefs ter EU-Parlaments­präsident zu bleiben als Lohn für seinen couragiert­en Wahlkampf als Spitzenkan­didat der europäisch­en Sozialiste­n.

Bleibt also der Streit um die richtige Person für den Top-Posten in der Brüsseler Exekutive: Mit dem Credo „Inhalte vor Personen“sollen die Juncker-Gegner mit programmat­ischen Zugeständn­issen milde gestimmt werden. Am einfachste­n wäre es für Merkel, würde Juncker aufgeben. Solche Gerüchte werden gestreut. Doch Junckers Kampagnen-Manager Martin Selmayr nennt sie indirekt absurd: „Wahrschein­licher ist, dass Luxemburg Fußball-Weltmeiste­r wird.“

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