Eon droht Millionen-Strafe in Brasilien
Weil das Kraftwerk Parnaiba nicht rechtzeitig am Netz ist, soll Eon-Tochter Eneva zahlen. Vorstand Jörgen Kildahl gerät in die Kritik. Der Unmut der Arbeitnehmer über die Auslands-Strategie wächst. Im September berät der Aufsichtsrat.
DÜSSELDORF Das Brasilien-Geschäft wird für den größten deutschen Energiekonzern zu einem immer größeren Problem. Jetzt droht der brasilianischen Eon-Tochter Eneva eine Strafe im hohen zweistelligen Millionen-Bereich, weil ihr Gaskraftwerk Parnaiba im Nordosten des Landes nicht rechtzeitig ans Netz gehen konnte. Eneva hatte mit dem brasilianischen Staat einen attraktiven Stromliefervertrag geschlossen, der dem Unternehmen feste Strompreise über 20 Jahre garantiert und eine Lieferung des 500Megawatt-Blocks ab Frühjahr 2014 vorsah. Doch die Eon-Tochter konnte nicht liefern, weil ein Zulieferer die Gasversorgung nicht rechtzeitig fertigstellte. Frühestens Ende des Jahres soll es nun so weit sein.
Nun streitet die Eon-Tochter mit dem brasilianischen Regulierer, ob sie die Kosten für die teure Ersatzbeschaffung von Strom bei Wettbewerbern übernehmen und zudem eine Vertragsstrafe (Pönale) zahlen muss. Beides droht sich auf einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag zu addieren. Ein Eon-Sprecher betonte dazu: „Eneva ist in konstruktiven Gesprächen mit dem brasilianischen Regulierer. Bis auf weiteres sind Zahlungen ausgesetzt. Wir sind zuversichtlich, bis Jahresende zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.“
Das ist nicht das einzige Problem, das Eon in Brasilien hat. Ärger mit dem Regulierer hat die Eon-Tochter auch beim Kraftwerk Pecem wegen dessen Methode der Strompreisberechnung. Ein Gericht gab Eneva zwar mittlerweile recht. Doch auf die Rückzahlung von 117 Millionen Real (knapp 40 Millionen Euro) wartet das Unternehmen bis heute, wie der Eon-Sprecher bestätigte.
In Konzern-Kreisen wächst nun die Kritik an Jörgen Kildahl (51), im Konzernvorstand zuständig für das internationale Geschäft. „Kildahl ist ein Gentleman, aber womöglich nicht ausgebufft genug für das harte Brasilien-Geschäft“, heißt es. Der 51-jährige Norweger ist Eons Feuerwehrmann in Brasilien und musste seit der spektakulären Pleite des brasilianischen Eon-Partners Eike Batista viele Brände löschen.
Batista war einst siebtreichster Mann der Welt, hatte in Erz, Gas, Öl und schnelle Boote investiert. Deutsche Manager bestaunten Rennwagen in seinem Wohnzimmer. 2013 machten dann aber zentrale Unternehmen des Batista-Imperiums pleite. Batista soll 33 Milliarden Dollar verloren haben. Auch die technischen Probleme in Parnaiba hat ein Batista-Unternehmen zu verantworten. Mehrfach musste Eon in Brasilien Geld nachschießen. Wenn die jüngste Kapitalerhöhung bei Eneva abgeschlossen ist, hat Eon rund 1,3 Milliarden Euro in Brasilien investiert. 342 Millionen musste der Konzern bereits abschreiben.
Den Einstieg in Brasilien verantwortet indes nicht Kildahl, sondern Konzernchef Johannes Teyssen selbst. Er hatte Eon einst auf Expansionskurs in Brasilien und der Türkei getrimmt. Während die deutsche Energiewende das Geschäfts-