Lombadas lassen Autofahrer abheben
Zu den allerschönsten Begleiterscheinungen des Reisens gehört, dass man so ganz nebenbei Fremdsprachen lernt. Und manchmal auch etwas über die Schönheiten der motorisierten Fortbewegung. Gelegentlich kommt beides auf wundervolle Art zusammen, und das Glücksgefühl ist nur noch schwer zu ertragen.
Thema Fremdsprache. Hier in Brasilien hat es sich bewährt, auf den Straßen alle paar hundert Meter wuchtige Erhebungen zu erbauen. Auf Hinweisschildern wird (1. Lektion Straßen-Portugiesisch) bekannt gegeben, dass es sich dabei um Lombadas handelt. Sie haben mit dem fast gleichnamigen Tanz nicht direkt etwas zu tun, aber sie führen auch zu unbedingt sehenswerten Bewegungsformen. Doch dazu später.
Zunächst (2. Lektion) veranlassen sie neugierige Sprachforscher mal zu einer spontanen vergleichenden Studie. Die in diesem Zusammenhang nahezu unschätzbare Erfindung des Internets führt zu der Erkenntnis, dass derartige Fahrbahnerhebungen in anderen Ländern an-
Auf den Straßen sorgen alle paar hundert Meter wuchtige Erhebungen für Bewegung im Innenraum der Autos. Die Einheimischen nennen die Asphalthügel „Quebra Mola“, was ungefähr so viel bedeutet wie „StoßdämpferBrecher“.
ders heißen. Das überrascht wiederum nur bedingt, aber es ist beruhigend zu wissen, dass die Dinger in den USA als „Mexican Bumps“und in den Niederlanden als „Drempels“firmieren. Die findigen Brasilianer haben den Asphalthügeln noch einen treffenden Spitznamen (Achtung: Ausflug in den Wortwitz der Umgangssprache) verpasst: Sie nennen sie „Quebra Mola“, was ungefähr so viel bedeutet wie „Stoßdämpfer-Brecher“.
Das haben die brasilianischen Behörden lieber nicht auf die Schilder geschrieben. Vermutlich liegt das am ungeheuren Einfluss der Stoßdämpfer-Industrie an der Gesetzgebung. Vielleicht haben die brasilianischen Kollegen von Straßen NRW aber auch nur viel Spaß an fröhlich hüpfenden Autos und lustig herumpurzelnden Kerlchen darin.
Diesen Spaß würden überflüssige Warnhinweise empfindlich stören. Denn bei aller Ähnlichkeit im Wesen klafft doch eine gehörige Lücke zwischen dem, was hier in Brasilien auf die Strecke gepappt wird, und den Erhebungserscheinungen in der restlichen Welt. Es türmen sich nämlich kleine Gebirge auf. Angeblich dient die Errichtung derartiger Schutzwälle dazu, die zahlreichen Amateur-Formel-1-Piloten im Land in ihrem Bewegungsdrang zu bremsen. Das stimmt natürlich nicht. Denn der fröhliche Raser rappelt einfach an der Seite vorbei oder nimmt das Hindernis schräg angefahren im Sprung.
Nicht so das kleine Heer der erfreulich ahnungslosen deutschen Journalisten, das sich täglich über viele Hügel zur Fähre vorarbeitet, die ins verheißene Jogiland führt. Weil im Wageninnern selbstverständlich wichtige Dinge wie die künftige Besetzung der falschen Neun oder der richtigen Sieben besprochen werden müssen, wird überhaupt nichts schräg angesteuert. Immer wieder hebt es deshalb eine Mietwagenbesatzung in stimmiger Harmonie zeitgleich aus den Sitzen unters Autodach. Im Gebüsch liegen sicher Mitarbeiter des Straßenbauamts, die sich an dieser perfekten Harmonie der Körper erfreuen. Deswegen haben Lombadas doch etwas mit Lambada zu tun. Die Musik ist nur nicht so schön.