Der Prinz des Plauderns im Kom(m)ödchen
Bei Thomas Reis und seinem Programm „Und sie erregt mich doch!“, das er jetzt im „Kom(m)ödchen“bot, muss sich der Besucher konzentrieren. Einmal nicht aufgepasst, und schon hat er eine Pointe verpasst. Denn Reis ist der Prinz des Plauderns. Was er in zwei Stunden packt, reicht anderen für eine ganze Karriere. Doch wer viel redet, vergisst auch viel. So folgt einer Spitze gegen Mario Barth die Bemerkung über die Geheimnisse der Frauenhandtasche, in der alles verschwindet. Wir meinen uns zu erinnern, dass der Berliner Komiker sich ebenfalls gern über Derartiges auslässt.
Doch im Reis’schen Fundus findet sich auch vieles, was man intelligent und amüsant finden kann. Seine Waffe ist der Sarkasmus, aber er scheut auch vor bloßer Invektive und dem Kalauer nicht zurück. „Leistungsträger sind Parasiten, die sich für den Wirt halten“, heißt es über die wirtschaftliche und politische Elite. Christian Lindner nennt er den „Defibrillator der FDP nach vier Jahren Hirnstillstand“und fügt hinzu: „Ein Sargträger ist kein Hoffnungsträger.“Reis mäandert zwischen Politischem und Privatem, und so langsam dämmert es: Hier will einer die ganze Welt erfassen. Er scheut auch nicht davor zurück, Marcel Reich-Ranicki zu parodieren. Das hatten wir doch schon zur Genüge, möchte man seufzen, aber irgendwie passt es ins Programm. So lautet die Antwort auf die Frage, was Reis erregt: alles. Angela Merkel, Sigmar Gabriel, die Erde. Und die Liebe. Aber „warum existieren Liebende so selten als Paar?“.