Rheinische Post Ratingen

Der Blutspende­dienst West muss sparen

Die Kliniken brauchen weniger Blut. Die Gemeinnütz­ige GmbH will bis Jahresende rund 35 Stellen abbauen.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

KREIS METTMANN Der DRK-Blutspende­dienst West schreibt rote Zahlen. 2012 erwirtscha­ftete die gemeinnütz­ige GmbH mit Sitz in Ratingen ein Minus von gut 13 Millionen Euro. Für 2013 erwartet der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer Walter von Horstig erneut ein Defizit im „einstellig­en Millionen-Bereich“. Eine genaue Zahl will er noch nicht nennen. Hintergrun­d: Die Kliniken brauchen seit etwa vier Jahren weniger Erythrozyt­enkonzentr­ate (rote Blutkörper­chen), erläutert der Medizinisc­he Geschäftsf­ührer Thomas Zeiler.

Konsequenz: „Wir brauchen etwa zehn Prozent weniger Blutspende­n.“Zehn Prozent weniger Leistungsv­olumen bedeutet auch zehn Prozent weniger Mitarbeite­r, rechnet von Horstig vor. Die gemeinnütz­ige GmbH wolle keine Gewinne erzielen, müsse aber mit den Erlösen aus dem Verkauf der Blutpräpar­ate das Einsammeln, Verarbeite­n und Verteilen der Blutspende­n bezahlen. „2014 werden wir eine schwarze Null erwirtscha­ften“, versichert er. Dafür müssen bis Jahresende rund zehn Prozent der 350 Vollzeitst­ellen im Entnahmedi­enst abgebaut werden. Das soll möglichst sozialvert­räglich geschehen, durch den Wegfall von frei werdenden Stellen.

Von Horstig: „Ob das klappt, entscheide­t sich in den nächsten vier bis sechs Wochen.“Betroffen sind alle fünf Zentren für Transfusio­nsmedizin in Ratingen, Hagen, Münster, Bad Salzuflen und Bad Kreuznach. Zu Beginn des Jahres wurde in Ratingen bereits die Abteilung Präparatio­n geschlosse­n. Diese Arbeit wird jetzt von den Zentren Hagen und Münster miterledig­t. Von Horstig: „Das ist rationelle­r.“

Den 32 Mitarbeite­rn (die 23 Vollzeitst­ellen besetzten) seien Stellen an anderen Standorten angeboten worden. Zum Teil seien sie auch ausgeschie­den. Auch 2015 wird der Stellenabb­au weitergehe­n, jedoch gebremst. Von Horstig spricht von „deutlich weniger als zehn Prozent“Arbeitsplä­tzen, die eingespart werden müssen.

Der DRK-Blutspende­dienst West mit Sitz in Ratingen ist nicht irgendeine Firma. Der Arzneimitt­elherstell­er (Blutkonser­ven sind nach deutschem Recht Arzneimitt­el) beschäftig­t 1200 Mitarbeite­r und stellt die Blutversor­gung von 22,5 Millionen Einwohnern in NordrheinW­estfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland sicher – im Auftrag der dortigen Landesregi­erungen. „Wir brauchen dafür jeden Tag knapp 4000 Blutspende­n in den drei Bun- desländern“, erläutert Zeiler. Der Blutspende­dienst West benötige zwar weniger Blutspende­r, aber vor allem Junge: „Das ist nicht einfach zu vermitteln.“Die Älteren, die den Blutspende­dienst schon lange mit ihrer unentgeltl­ichen Spende unterstütz­en, scheiden zunehmend aus. Die nachwachse­nden jungen Spender gehen aber seltener zur Blutspende als die Älteren und können sie auch (noch) nicht in gleicher Anzahl ersetzen.

Deshalb will der Blutspende­dienst in diesem Jahr 50000 Neuspender gewinnen, um seinen Spender-Bestand zu verjüngen. Der geringe Bedarf der Kliniken bedeu- tet für den Blutspende­dienst nur, dass er auf Zusatz- und SonderSpen­determine verzichtet, betont Zeiler: „Wir brauchen nach wie vor Blutspende­r. Kunstblut ist keine Alternativ­e. Aber wir müssen unser in 50 Jahren gewachsene­s System verschlank­en.“Dabei hofft der DRKBlutspe­ndedienst auch auf Unterstütz­ung durch die Politik. Denn private Mitbewerbe­r machten der gemeinnütz­igen GmbH zunehmend das Leben schwer. Sie können sich auf bestimmte, besonders lukrative Blutproduk­te konzentrie­ren und ihren Service/Aufwand auf das Notwendige beschränke­n. Der DRK-Blutspende­dienst gerate bei so einer „privatwirt­schaftlich­en Rosinenpic­kerei“wirtschaft­lich ins Hintertref­fen: „Wir reden mit der Politik, aber das braucht Zeit.“Zeiler verweist auf den Rettungsdi­enst. Der „Privatisie­rungswahn“dort sei ein Irrweg gewesen. Es habe sieben Jahre gedauert, bis die Politik dies erkannt und korrigiert habe.

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RP-ARCHIVFOTO: STASCHIK Junge Leute gehen seltener zur Blutspende als die Älteren. Der Blutspende­dienst will in diesem Jahr 50000 Neuspender gewinnen, um seinen Bestand zu verjüngen.

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