Der Blutspendedienst West muss sparen
Die Kliniken brauchen weniger Blut. Die Gemeinnützige GmbH will bis Jahresende rund 35 Stellen abbauen.
KREIS METTMANN Der DRK-Blutspendedienst West schreibt rote Zahlen. 2012 erwirtschaftete die gemeinnützige GmbH mit Sitz in Ratingen ein Minus von gut 13 Millionen Euro. Für 2013 erwartet der kaufmännische Geschäftsführer Walter von Horstig erneut ein Defizit im „einstelligen Millionen-Bereich“. Eine genaue Zahl will er noch nicht nennen. Hintergrund: Die Kliniken brauchen seit etwa vier Jahren weniger Erythrozytenkonzentrate (rote Blutkörperchen), erläutert der Medizinische Geschäftsführer Thomas Zeiler.
Konsequenz: „Wir brauchen etwa zehn Prozent weniger Blutspenden.“Zehn Prozent weniger Leistungsvolumen bedeutet auch zehn Prozent weniger Mitarbeiter, rechnet von Horstig vor. Die gemeinnützige GmbH wolle keine Gewinne erzielen, müsse aber mit den Erlösen aus dem Verkauf der Blutpräparate das Einsammeln, Verarbeiten und Verteilen der Blutspenden bezahlen. „2014 werden wir eine schwarze Null erwirtschaften“, versichert er. Dafür müssen bis Jahresende rund zehn Prozent der 350 Vollzeitstellen im Entnahmedienst abgebaut werden. Das soll möglichst sozialverträglich geschehen, durch den Wegfall von frei werdenden Stellen.
Von Horstig: „Ob das klappt, entscheidet sich in den nächsten vier bis sechs Wochen.“Betroffen sind alle fünf Zentren für Transfusionsmedizin in Ratingen, Hagen, Münster, Bad Salzuflen und Bad Kreuznach. Zu Beginn des Jahres wurde in Ratingen bereits die Abteilung Präparation geschlossen. Diese Arbeit wird jetzt von den Zentren Hagen und Münster miterledigt. Von Horstig: „Das ist rationeller.“
Den 32 Mitarbeitern (die 23 Vollzeitstellen besetzten) seien Stellen an anderen Standorten angeboten worden. Zum Teil seien sie auch ausgeschieden. Auch 2015 wird der Stellenabbau weitergehen, jedoch gebremst. Von Horstig spricht von „deutlich weniger als zehn Prozent“Arbeitsplätzen, die eingespart werden müssen.
Der DRK-Blutspendedienst West mit Sitz in Ratingen ist nicht irgendeine Firma. Der Arzneimittelhersteller (Blutkonserven sind nach deutschem Recht Arzneimittel) beschäftigt 1200 Mitarbeiter und stellt die Blutversorgung von 22,5 Millionen Einwohnern in NordrheinWestfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland sicher – im Auftrag der dortigen Landesregierungen. „Wir brauchen dafür jeden Tag knapp 4000 Blutspenden in den drei Bun- desländern“, erläutert Zeiler. Der Blutspendedienst West benötige zwar weniger Blutspender, aber vor allem Junge: „Das ist nicht einfach zu vermitteln.“Die Älteren, die den Blutspendedienst schon lange mit ihrer unentgeltlichen Spende unterstützen, scheiden zunehmend aus. Die nachwachsenden jungen Spender gehen aber seltener zur Blutspende als die Älteren und können sie auch (noch) nicht in gleicher Anzahl ersetzen.
Deshalb will der Blutspendedienst in diesem Jahr 50000 Neuspender gewinnen, um seinen Spender-Bestand zu verjüngen. Der geringe Bedarf der Kliniken bedeu- tet für den Blutspendedienst nur, dass er auf Zusatz- und SonderSpendetermine verzichtet, betont Zeiler: „Wir brauchen nach wie vor Blutspender. Kunstblut ist keine Alternative. Aber wir müssen unser in 50 Jahren gewachsenes System verschlanken.“Dabei hofft der DRKBlutspendedienst auch auf Unterstützung durch die Politik. Denn private Mitbewerber machten der gemeinnützigen GmbH zunehmend das Leben schwer. Sie können sich auf bestimmte, besonders lukrative Blutprodukte konzentrieren und ihren Service/Aufwand auf das Notwendige beschränken. Der DRK-Blutspendedienst gerate bei so einer „privatwirtschaftlichen Rosinenpickerei“wirtschaftlich ins Hintertreffen: „Wir reden mit der Politik, aber das braucht Zeit.“Zeiler verweist auf den Rettungsdienst. Der „Privatisierungswahn“dort sei ein Irrweg gewesen. Es habe sieben Jahre gedauert, bis die Politik dies erkannt und korrigiert habe.