Ohne funktionierende Belüftung nutzt der schönste Wintergarten nichts. Das sollte bereits bei der Planung berücksichtigt werden.
Ein Wintergarten ist ein Ort zum Entspannen und Erholen. Doch um das lichtdurchflutete „Zimmer mit Aussicht“uneingeschränkt als Wohlfühloase nutzen zu können, benötigt die Glaskonstruktion spezielle Voraussetzungen. „Damit der Aufenthalt im Wintergarten ein Genuss bleibt, muss für eine wirksame Beschattung und Belüftung gesorgt werden“, betont Franz Wurm, Vorsitzender des WintergartenFachverbandes. Planung Gerade im Sommer ist ein gutes Belüftungssystem von entscheidender Bedeutung. Denn wird es richtig heiß, hält man es im Wintergarten trotz Beschattung ohne Frischluft kaum aus. Ohne Belüftung kann die Temperatur bis auf 70 Grad ansteigen – unerträglich selbst für tropische Pflanzen. Zudem sorgt ein regelmäßiger Luftaustausch für die Entfeuchtung der Luft und beugt somit Kondenswasser vor. Eine gute Belüftung sollte deshalb bereits bei der Planung des Wintergartens berücksichtigt werden. Ein nachträgliches Einbauen sorgt oft für Komplikationen. Faustregel Für die Belüftungsfläche wird als Faustregel oft zehn Prozent der Glasfläche angegeben. Allerdings ist die Dimensionierung und auch die Wahl der Belüftungsstrategie von vielen Faktoren abhängig. Neben der Raumhöhe, der Bauform und der Anbauweise sind auch die Himmelsrichtung, die Art der Beschattung und die Nutzung des Wintergartens zu berücksichtigen. Türen oder Fenster dürfen übrigens nicht eingeplant werden. Grundsätzlich werden zwei Arten der Belüftung unterschieden: natürliche und mechanische Belüftung. Natürliche Belüftung Warme Luft ist leichter als kalte und steigt deshalb nach oben. Dieses Prinzip macht sich die natürliche Belüftung zunutze. In Bodennähe werden Öffnungen für die kältere Zuluft von au- ßen eingebaut, an möglichst hoher Stelle die Öffnungen für die warme Abluft. Ideal ist, die Öffnungen im Grundriss diagonal gegenüberliegend anzuordnen. Ein schneller Luftaustausch wird erreicht, wenn Entlüftungsklappen im Dach installiert und die Belüftungsklappen unten in die Seitenwände integriert werden. Die Belüftungseinrichtungen sollten sich variabel öffnen lassen, damit der Luftwechsel genau auf die Wärmeentwicklung abgestimmt werden kann. Ein simples Seitenfenster ist für die natürliche Lüftung ebenso geeignet wie ein Dachfenster, ein komfortables Hebe-Schiebefenster oder Faltschiebetüren. Diese Konstruktion erlaubt nicht nur einen freien Zugang vom Wintergarten auf die Terrasse und in den Garten. Beim vollständigen Öffnen findet zudem in wenigen Minuten ein kompletter Luftaustausch statt. Elektronische Steuerung Wichtig ist, dass auch in Abwesenheit der Bewohner gelüftet werden kann. Dafür kann eine elektronische Steuerung sorgen. Eine Wetterstation und im Wintergarten angebrachte Sensoren liefern die Daten, nach denen der Computer die Klimatisierung regelt. Wird die Innentemperatur zu hoch, öffnen kleine Motoren die Fenster. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Zuluftklappen nicht zu Einstiegsluken für Einbrecher werden. Mechanische Belüftung Bei der mechanischen Belüftung kann der Ab- oder Zuluftstrom individuell eingestellt werden. Die Geräte arbeiten völlig unabhängig von der Witterung. Zudem lässt sich ein Schutz gegen Einbrecher einfacher erreichen. Allerdings sind sie auffälliger und arbeiten nicht lautlos. Auch hier besteht die Belüftung aus einer Zu- und Ablufteinheit. Die Abluft erfolgt über Walzenlüfter, die die warme, verbrauchte Luft nach oben absaugen. Beide Geräte sind miteinander gekoppelt, wobei der Befehl „Abluft“gleichzeitig den Befehl „Zu- luft“fordert. In speziellen Fällen ist eine Lüftung über Ventilatoren nötig. Sobald die Luft außen fünf Grad kälter ist als innen, entsteht der sogenannte Kamin-Effekt: Die wärmsten Luftschichten sammeln sich unter dem Dach und können auf direktem Weg nach außen entweichen. Dabei strömt durch die Belüftungsklappen oder -schlitze frische, kühlere Luft nach. Generell gibt es drei Belüftungsstrategien: Querlüftung, Diagonallüftung und Dach- oder Firstlüftung. Querlüftung Die Be- und Entlüftung erfolgt hier an den beiden Seitenteilen des Wintergartens. Zwischen den Außenwänden von Gebäuden gibt es nämlich Luftdruckunterschiede, die die Querlüftung ermöglichen. Für Zuluft sorgen Lüftungsklappen, die manuell oder durch einen Motor betrieben werden, während die Abluft durch Oberlichter nach außen geführt wird. Diagonallüftung Bei dieser Form wird die Zuluft an der Vorderfront über Fenster, Türen oder Schiebelüfter zugeführt. Entlüftet wird durch Walzenlüfter, Oberlichter oder Lüftungsklappen an den Seiten des Wintergartens. Dach- oder Firstlüftung Diese Form gehört inzwischen zu der häufigsten Lüftungsart. Die Entlüftung erfolgt hier über Lüftungsklappen oder Walzenlüfter im Dachbereich. Neue und frische Luft kommt durch Türen, Fenster und Schiebelüfter an der Vorderfront in den Wintergarten. Großer Vorteil der Dachlüftung: Das Auftreten von Zugluft ist hier sehr gering. Grundsätzlich Bei allen Lüftungsarten darf der Abstand zwischen Zu- und Abluft sechs Meter nicht überschreiten, da ansonsten die Lüftströmung unterbrochen wird und wirkungsvolle Lüftung nicht gewährleistet ist. Drehkippfenster und -türen sowie Schiebetüren alleine reichen nicht als funktionierende Zu- und Abluft, da diese nur bei Anwesenheit bedient werden können.