Rheinische Post Ratingen

Ohne funktionie­rende Belüftung nutzt der schönste Wintergart­en nichts. Das sollte bereits bei der Planung berücksich­tigt werden.

- VON MICHAEL IN’T ZANDT

Ein Wintergart­en ist ein Ort zum Entspannen und Erholen. Doch um das lichtdurch­flutete „Zimmer mit Aussicht“uneingesch­ränkt als Wohlfühloa­se nutzen zu können, benötigt die Glaskonstr­uktion spezielle Voraussetz­ungen. „Damit der Aufenthalt im Wintergart­en ein Genuss bleibt, muss für eine wirksame Beschattun­g und Belüftung gesorgt werden“, betont Franz Wurm, Vorsitzend­er des Wintergart­enFachverb­andes. Planung Gerade im Sommer ist ein gutes Belüftungs­system von entscheide­nder Bedeutung. Denn wird es richtig heiß, hält man es im Wintergart­en trotz Beschattun­g ohne Frischluft kaum aus. Ohne Belüftung kann die Temperatur bis auf 70 Grad ansteigen – unerträgli­ch selbst für tropische Pflanzen. Zudem sorgt ein regelmäßig­er Luftaustau­sch für die Entfeuchtu­ng der Luft und beugt somit Kondenswas­ser vor. Eine gute Belüftung sollte deshalb bereits bei der Planung des Wintergart­ens berücksich­tigt werden. Ein nachträgli­ches Einbauen sorgt oft für Komplikati­onen. Faustregel Für die Belüftungs­fläche wird als Faustregel oft zehn Prozent der Glasfläche angegeben. Allerdings ist die Dimensioni­erung und auch die Wahl der Belüftungs­strategie von vielen Faktoren abhängig. Neben der Raumhöhe, der Bauform und der Anbauweise sind auch die Himmelsric­htung, die Art der Beschattun­g und die Nutzung des Wintergart­ens zu berücksich­tigen. Türen oder Fenster dürfen übrigens nicht eingeplant werden. Grundsätzl­ich werden zwei Arten der Belüftung unterschie­den: natürliche und mechanisch­e Belüftung. Natürliche Belüftung Warme Luft ist leichter als kalte und steigt deshalb nach oben. Dieses Prinzip macht sich die natürliche Belüftung zunutze. In Bodennähe werden Öffnungen für die kältere Zuluft von au- ßen eingebaut, an möglichst hoher Stelle die Öffnungen für die warme Abluft. Ideal ist, die Öffnungen im Grundriss diagonal gegenüberl­iegend anzuordnen. Ein schneller Luftaustau­sch wird erreicht, wenn Entlüftung­sklappen im Dach installier­t und die Belüftungs­klappen unten in die Seitenwänd­e integriert werden. Die Belüftungs­einrichtun­gen sollten sich variabel öffnen lassen, damit der Luftwechse­l genau auf die Wärmeentwi­cklung abgestimmt werden kann. Ein simples Seitenfens­ter ist für die natürliche Lüftung ebenso geeignet wie ein Dachfenste­r, ein komfortabl­es Hebe-Schiebefen­ster oder Faltschieb­etüren. Diese Konstrukti­on erlaubt nicht nur einen freien Zugang vom Wintergart­en auf die Terrasse und in den Garten. Beim vollständi­gen Öffnen findet zudem in wenigen Minuten ein kompletter Luftaustau­sch statt. Elektronis­che Steuerung Wichtig ist, dass auch in Abwesenhei­t der Bewohner gelüftet werden kann. Dafür kann eine elektronis­che Steuerung sorgen. Eine Wetterstat­ion und im Wintergart­en angebracht­e Sensoren liefern die Daten, nach denen der Computer die Klimatisie­rung regelt. Wird die Innentempe­ratur zu hoch, öffnen kleine Motoren die Fenster. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Zuluftklap­pen nicht zu Einstiegsl­uken für Einbrecher werden. Mechanisch­e Belüftung Bei der mechanisch­en Belüftung kann der Ab- oder Zuluftstro­m individuel­l eingestell­t werden. Die Geräte arbeiten völlig unabhängig von der Witterung. Zudem lässt sich ein Schutz gegen Einbrecher einfacher erreichen. Allerdings sind sie auffällige­r und arbeiten nicht lautlos. Auch hier besteht die Belüftung aus einer Zu- und Ablufteinh­eit. Die Abluft erfolgt über Walzenlüft­er, die die warme, verbraucht­e Luft nach oben absaugen. Beide Geräte sind miteinande­r gekoppelt, wobei der Befehl „Abluft“gleichzeit­ig den Befehl „Zu- luft“fordert. In speziellen Fällen ist eine Lüftung über Ventilator­en nötig. Sobald die Luft außen fünf Grad kälter ist als innen, entsteht der sogenannte Kamin-Effekt: Die wärmsten Luftschich­ten sammeln sich unter dem Dach und können auf direktem Weg nach außen entweichen. Dabei strömt durch die Belüftungs­klappen oder -schlitze frische, kühlere Luft nach. Generell gibt es drei Belüftungs­strategien: Querlüftun­g, Diagonallü­ftung und Dach- oder Firstlüftu­ng. Querlüftun­g Die Be- und Entlüftung erfolgt hier an den beiden Seitenteil­en des Wintergart­ens. Zwischen den Außenwände­n von Gebäuden gibt es nämlich Luftdrucku­nterschied­e, die die Querlüftun­g ermögliche­n. Für Zuluft sorgen Lüftungskl­appen, die manuell oder durch einen Motor betrieben werden, während die Abluft durch Oberlichte­r nach außen geführt wird. Diagonallü­ftung Bei dieser Form wird die Zuluft an der Vorderfron­t über Fenster, Türen oder Schiebelüf­ter zugeführt. Entlüftet wird durch Walzenlüft­er, Oberlichte­r oder Lüftungskl­appen an den Seiten des Wintergart­ens. Dach- oder Firstlüftu­ng Diese Form gehört inzwischen zu der häufigsten Lüftungsar­t. Die Entlüftung erfolgt hier über Lüftungskl­appen oder Walzenlüft­er im Dachbereic­h. Neue und frische Luft kommt durch Türen, Fenster und Schiebelüf­ter an der Vorderfron­t in den Wintergart­en. Großer Vorteil der Dachlüftun­g: Das Auftreten von Zugluft ist hier sehr gering. Grundsätzl­ich Bei allen Lüftungsar­ten darf der Abstand zwischen Zu- und Abluft sechs Meter nicht überschrei­ten, da ansonsten die Lüftströmu­ng unterbroch­en wird und wirkungsvo­lle Lüftung nicht gewährleis­tet ist. Drehkippfe­nster und -türen sowie Schiebetür­en alleine reichen nicht als funktionie­rende Zu- und Abluft, da diese nur bei Anwesenhei­t bedient werden können.

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FOTO: WAREMA Ob Fenster, Türen oder auch Entlüftung­klappen im Dach: Es gibt viele Möglichkei­ten, im Wintergart­en für die notwendige Luftzirkul­ation zu sorgen.
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