Rheinische Post Ratingen

Island will das Buchgeld der Banken verbieten

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Geld ist neben dem Preissyste­m und dem Kredit die wichtigste wirtschaft­liche Erfindung der Menschheit. Es erleichter­t das Leben der Menschen kolossal. Doch die Frage, wie das Geld unter die Bürger kommen soll, entzweit Wissenscha­ftler wie Praktiker bis heute. In modernen Volkswirts­chaften geben staatliche Notenbanke­n Geld als gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel aus. Sie gewähren dafür Kredite gegen die Verpfändun­g von Wertpapier­en. Der Trick der Banken besteht dabei darin, Kunden ein Kreditkont­o einzuricht­en. Wenn die das Geld nicht bar abheben, können die Banken es nochmals verleihen und so selbst Geld schöpfen.

Die Möglichkei­t, Kredite und Geld zu schöpfen, macht Banken sehr flexibel. In ruhigen Zeiten funktionie­rt das gut, denn die Banken wissen genau, wie viel ihre Kunden abheben und wie viel sie weiter an andere verleihen können. Kritisch wird es, wenn Kunden in schwierige­n Zeiten

Banken können Geld aus dem Nichts schöpfen, indem sie Kredite vergeben, die nur teilweise mit gesetzlich­em Geld gedeckt sind. Island will das den Kreditinst­ituten verbieten.

ihr Geld abheben oder die Banken untereinan­der nichts mehr verleihen. Das war der Auslöser der Finanzkris­e.

Island will nun den Banken verbieten, Geld zu schöpfen. Damit könnten Kreditinst­itute das Geld der Notenbank nur einmal verleihen. Weitere Kredite können sie nur vergeben, wenn sie Geld durch den Verkauf von Sparbriefe­n oder durch Einlagen ihrer Kunden einsammeln. Die Idee geht auf den berühmten amerikanis­che Ökonomen Irving Fisher zurück, der die Abfolge von Spekulatio­nsblasen und Depression­en vermeiden wollte. Auch der marktradik­ale Ökonom Milton Friedman forderte, Banken sollten bei jedem Kredit, der nicht bar ausbezahlt wird, in gleicher Höhe eine Mindestres­erve bei der Notenbank halten.

Theoretisc­h bewahrt eine solche Regel die Finanzwelt vor Exzessen, löst aber auch einen chronische­n Kreditmang­el aus. Außerdem könnten sich parallele Geldsystem­e außerhalb der Bankenwelt etablieren. Die Maßnahme ist aber zu rigoros. Um Banken zu kontrollie­ren, helfen strenge Vorschrift­en zum Eigenkapit­al und zur Risikovors­orge mehr. Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

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