Rheinische Post Ratingen

Gute Freunde kämpfen um den Titel

Im Finale der Tischtenni­s-Champions-League erwartet Borussia Düsseldorf morgen Fakel Orenburg.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Die beiden Städte trennen stolze 3832 Kilometer. Richtung Norden käme man mit dieser Distanz von Düsseldorf aus bis ins Eismeer weit jenseits des Nordkaps, Richtung Süden mitten in die Sahara. Aber Düsseldorf und das russische Orenburg sind sich viel näher, als es die große räumliche Distanz vermuten lässt – auf sportliche­r Basis. Die Tischtenni­sklubs Borussia und Fakel bestreiten morgen ab 13 Uhr das Hinspiel des Champions-League-Finales, und ihre jeweiligen Topspieler sind gute Kumpels, spielen regelmäßig gegen- und trainieren sogar miteinande­r.

„Wir kennen uns sehr gut“, sagt Borussias Num- mer eins, Timo Boll. „Vladimir Samsonov und ich – wir haben uns praktisch meine ganze Karriere über bekämpft. Ich habe oft gegen ihn gewonnen, aber auch oft verloren.“Bolls Verbindung zu Orenburgs zweitem Trumpf Dimitrij Ovtcharov ist noch enger. Die beiden bilden seit Jahren die Doppelspit­ze des deutschen Tischtenni­s. Erst kürzlich löste der acht Jahre jüngere Ovtcharov (26) Boll als Nummer eins des Landes ab.

Gelitten hat das freundscha­ftliche Verhältnis nicht. „Dima trainiert die meiste Zeit in Düsseldorf, weil er ja auch in der Stadt lebt und nur zu großen Spielen nach Orenburg reist“, erklärt Boll. „Deshalb versuchen wir, so oft wie möglich gegeneinan­der zu spielen. Selbst im Training ist das eine große Herausford­erung für uns beide.“Zudem hat Ovtcharov seine drei Jahre bei Borussia nicht vergessen. Er outet sich auch heute noch als Borussia-Fan: „Wenn ich nicht gerade gegen sie spielen muss, drücke ich ihr in jeder Partie die Daumen.“

Doch auch Samsonov trifft man häufig in Düsseldorf an. Der Weißrusse spielte sogar sechs Jahre lang für Borussia (bis 2000) und fühlt sich dem Klub immer noch verbunden. Morgen ruht die Freundscha­ft für ein paar Stunden. Stattdesse­n versuchen die Kumpels, irgendeine Schwachste­lle im Spiel des Kontrahent­en zu finden. „Gar nicht so einfach, wenn man jeden Aufschlag des anderen kennt, jede Spielvaria­nte“, erklärt Boll. „Mit Taktik lässt sich da nicht viel machen. Es entscheide­n Nuancen in der Tagesform.“

Die Favoritenr­olle schieben die Düsseldorf­er dem Gegner zu. Die Vorlage dazu gibt die Bilanz der vergangene­n Jahre, denn seit 2011, als Orenburg das Finale gegen Borussia verlor, stand Fakel jedes Jahr in den Endspielen der Königsklas­se, holte zweimal den Titel.

Es kommt natürlich nicht nur auf das Kumpel-Trio an, sondern auch auf die übrigen Borussen Panagiotis Gionis und Patrick Franziska sowie den dritten Orenburger Alexej Smirnov. Laufkundsc­haft sind auch sie nicht: Im seit Wochen ausverkauf­ten Finale von Düsseldorf – das Rückspiel ist am 29. Mai – treffen die Nummern eins, zwei, drei, fünf und zehn der europäisch­en Rangliste aufeinande­r. Mehr geht nicht.

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FOTO: DPA Düsseldorf­s Topspieler Timo Boll.

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