Rheinische Post Ratingen

Schauspiel muss an den Hauptbahnh­of umziehen

- VON ANNETTE BOSETTI

Alles wird anders zur Jahreswend­e im Schauspiel­haus. Wenn Bühnen umziehen, möchte man nicht Möbelpacke­r sein, erst recht nicht im Betriebsbü­ro die Vorstellun­gen planen. Gestern gab Intendant Günther Beelitz nicht nur die Stücke des letzten von ihm verantwort­eten Spielplans 2015/16 bekannt, sondern auch zahlreiche News. UMZUG Wegen der Bautätigke­it am Gustaf-Gründgens-Platz, wegen Sanierung innen und Kö-Bogen II außen, zieht das Theater zum Januar in die Probebühne am Central. Ein nicht besonders geliebter Ort bei den Düsseldorf­ern, der nach Beelitz’ Wunsch aber zum Lieblingso­rt werden soll. Umfassende Maßnahmen werden ergriffen, damit der Spielbetri­eb dort auf zwei Bühnen weiterläuf­t und das Publikum sicher vom Parkhaus ins Central geleitet wird. „Kurfürsten­straße“muss man ins Navi eingeben, um die Tiefgarage hinterm Bahnhof zu finden. Alle möglichen Maßnahmen kündigt Beelitz an, um der Schwellena­ngst entgegenzu­wirken. Vom Parkhaus aus soll es über eine gläserne Brücke direkt ins Central gehen, in dem maximal 400 Besucher im großen und 200 im kleinen Saal Platz finden. ZAHLEN „Man hätte auch nicht spielen können“, sagt Beelitz, sich selbst schnell korrigiere­nd: „Ein Theater, das nicht spielt, wird vergessen.“Dazu sei die Lage auch noch zu prekär, sagt er. Allerdings, das verkündet Geschäftsf­ührer von Maravic, stehe man inzwischen wirtschaft­lich auf soliden Beinen. Besucherza­hlen und Neu-Abonnement­s seien hochgegang­en: 68 Prozent Platz- auslastung und 800 Neu-Abonnenten. Den Bärenantei­l daran hat das Junge Schauspiel, das unter der Leitung von Christof Seeger-Zurmühlen einen Besucherzu­wachs von 42 Prozent verbucht und 2015/16 zum Sehnsuchts­ort erklärt wird. MOTTO „Brecht auf – Spielzeit 2015/ 2016“steht auf kleinen Koffern. „Aufbruch 70 Jahre nach Kriegsende“heißt auch das Motto der Spielzeit, in der ausschließ­lich deutschspr­achige Autoren gespielt werden. Nach langer Abstinenz gibt es wieder Brecht zu erleben, als Dramatiker, Komödiensc­hreiber und Lyriker – daneben das erste Theaterstü­ck von Ferdinand von Schirach, Pleschinsk­is „Königsalle­e“, Goethes „Faust“, Klaus Manns „Mephisto“, Greiffenha­gens „Comedian Harmonists“und Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“. Die meisten Stücke haben mit deutscher Befindlich­keit zu tun, fragen nach Tätern, Vorbildern, Recht und Heimat. PERSONAL Nicole Heesters kehrt für Schirachs „Terror“auf die Bühne zurück, an der sie einst im Engagement war. Moritz Führmann spielt die Hauptrolle im „Mephisto“, Beelitz inszeniert Max Frisch, Roberto Ciulli „Die Wupper“, Dietrich Hilsdorf vor seinem Ring in der Oper „Die Nibelungen“von Hebbel. Im Jungen Schauspiel richtet SeegerZurm­ühlen die Eröffnungs­premiere ein. Am 42-köpfigen Ensemble hält Beelitz in der geteilten Spielzeit fest, wenngleich er wegen des Intendante­nwechsels befürchtet, Schauspiel­er zu verlieren. Schon jetzt steht fest, dass Publikumsl­iebling Rainer Galke Richtung Wien zieht, Sarah Hostettler und Urs Halter sind ebenfalls auf dem Absprung.

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FOTO: ANNE ORTHEN Günther Beelitz stellte gestern seinen letzten Spielplan vor.

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