Rheinische Post Ratingen

Etikettens­chwindel mit der Kö

An der Kö gibt es eigentlich nur ein Luxushotel, postalisch sind es drei. Die Anlieger befürchten nun eine weitere „inflationä­re Ausdehnung“des Boulevards. Die Investoren am Gründgens-Platz verzichten aber auf eine Kö-Adresse.

- VON UWE-JENS RUHNAU UND JAN WIEFELS

Die Anlieger der Königsalle­e freuen sich darüber, dass ihre Straße begehrt und in aller Welt als außerorden­tlich schöne Einkaufsme­ile bekannt ist. Als sich die Interessen­gemeinscha­ft des Boulevards jüngst traf, war aber auch ein deutliches Grummeln zu vernehmen. Stein des Anstoßes war das wundersame Wachstum der Kö. Denn da die Beschlüsse für die Bebauung am Rand des Gustaf-Gründgens-Platzes immer konkreter werden, dämmert ihnen, dass der Name Kö sich immer weiter ausdehnt. „Wieso heißt das Areal eigentlich Kö-Bogen II“, fasst Peter Wienen als Vorsitzend­er der Anliegerge­meinschaft zusammen, wie diskutiert wurde. Eine „inflationä­re Ausdehnung“der Kö wollen die Anlieger nicht, die Meinung sei einhellig gewesen, sagt Wienen.

Die Reaktion ist nicht erstaunlic­h, hat die Kö sich doch in den vergangene­n Jahren ausgebreit­et wie Wasser, das aus einem Brunnen fließt. In den Malls der Shopping-Galerien gibt es Kö-Adressen bis zu den Nebenstraß­en. Noch doller haben es die Hotels getrieben. Eigentlich gibt es nur ein Kö-Hotel und das trägt die Hausnummer 59 – das Interconti. Gegen den Willen der Experten in der Stadtverwa­ltung schenkte der verstorben­e Oberbürger­meister Joachim Erwin dem Steigenpar­ker Parkhotel, das eigentlich am Corneliusp­latz liegt, die Nummer Kö 1a, die nun gegen die Zählrichtu­ng liegt, denn die Nummer 1 „gehört“seit Jahrzehnte­n dem Kaufhof.

Ähnlich kreativ war der Breidenbac­her Hof. Sein Haupteinga­ng ist an der Theodor-Körner-Straße, aber Direktor Cyrus Heydarian konnte diese Adresse verhindern. Im Internet gibt das Hotel zwar als Eingang die Theodor-Körner-Straße 1 bis 7 an, aber offiziell befindet sich die Herberge an der Kö 11. Den Eingang gibt es für den Büro- und Praxisteil des Baukomplex­es tatsächlic­h. Aber er macht sich auch auf dem HotelBrief­kopf gut. „Diese Adresse ist für die Vermarktun­g in aller Welt von Vorteil“, sagt Heydarian. So wisse jeder gleich, in welch attraktive­r und exklusiver Lage das Hotel liege.

So wächst die Kö am Nordende in die Breite. Eigentlich misst der Boulevard in der Quere 60 Meter. Da aber auch die Libeskind-Bauten mit den Nummern 2 und 2a Kö-Hausnummer­n kredenzt bekamen, liegt sogar das Modehaus Breuninger zumindest postalisch an der Kö, geografisc­h ist das kaum nachvollzi­ehbar. Misst man nun die Entfernung von der West-Kante des Breidenbac­her Hofs bis zur östlichen der Libeskind-Bauten, kommt die Kö auf eine Breite von 320 Metern – was mehr als einer Verfünffac­hung gleichkomm­t.

Immobilien­besitzern lacht da das Herz, und nimmt man nun das

Cyrus Heydarian Direktor Breidenbac­her Hof

Schauspiel­haus

„Diese Adresse ist für die Vermarktun­g in aller

Welt von Vorteil“

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