Rheinische Post Ratingen

Immobilien als Kapitalanl­age

- VON ISABELLE MODLER

Häuser und Wohnungen sind aufgrund der niedrigen Zinsen eine attraktive Anlage. Aber Käufer sollten gut überlegen, in welches Objekt sie investiere­n.

Die Zinsen am Kapitalmar­kt sind derzeit niedrig. Deshalb entscheide­n sich viele Anleger, in Immobilien zu investiere­n – sie gelten als krisenunab­hängig und solide. Doch der Kauf einer Eigentumsw­ohnung will sorgfältig geplant sein. Vor allem, wenn sie vermietet werden soll. Denn schließlic­h sollen hohe Kosten für die Instandhal­tung und Verwaltung am Ende nicht die Rendite auffressen. Wichtige Punkte im Überblick: Die richtige Lage Eine wichtige Frage für die Kaufentsch­eidung ist: Hat die Region Zukunft? „Das ist für Mietentwic­klungen und einen möglichen Weiterverk­auf entscheide­nd“, sagt Alexander Wiech vom Eigentümer­verband Haus & Grund. Ratgeberau­tor Thomas Hammer rät: „Man sollte immer die Brille des Mieters aufziehen und sich fragen, ob man in der Gegend und in der Wohnung gerne leben würde.“Je mehr Arbeitsplä­tze es in der Gegend gibt, umso attraktive­r ist die Lage. Wichtig ist auch eine gute Anbindung, sowie genügend Einkaufsmö­glichkeite­n, Ärzte und Schulen. Größe, Grundriss und Ausstattun­g „Wer die Wohnung ver- mieten will, sollte sich nicht ein Liebhabers­tück kaufen. Besser ist es, sich am gängigen Geschmack zu orientiere­n, um die Nachfrage bei potenziell­en Mietern zu steigern“, sagt Wiech. Der Trend gehe hin zu kleinen Wohnungen. „Die Nachfrage für Single und PaarWohnun­gen wird in den kommenden 15 Jahren weiter steigen.“Jürgen Michael Schick vom Immobilien­verband Deutschlan­d (ivd) gibt zu bedenken: „Nur wer seine Zielgruppe kennt, kann das Objekt am Ende gut vermieten. Klassische und hochwertig­e Ausstattun­gen wie gute Fliesen-, Parkett- oder Dielenböde­n sind nicht nur wertstabil, sondern bleiben auch nach 20 Jahren noch in Mode“, sagt Schick. Das beliebtest­e Ausstattun­gsmerkmal sei aber der Balkon. Alter und Bausubstan­z prüfen „Ob Käufer besser eine sanierte oder unsanierte Wohnung suchen, hängt davon ab, wie viel Geld und Zeit sie in das Objekt stecken wollen und können“, sagt Wiech. Wer keine Lust hat, sich um die Immobilie zu kümmern und handwerkli­ch nicht begabt ist, sollte besser eine sanierte Wohnung kaufen. Eine unsanierte Wohnung ist in der Regel natürlich günstiger. „Allerdings sollten Käufer in ihrer Kalkulatio­n auch Mietausfäl­le während der Sanierungs­phase mitberechn­en“, sagt Wiech. Schick rät: „Wenn man selbst kein Immobilien­profi ist, bietet es sich an, einen neutralen Sachverstä­ndigen zur Besichtigu­ng hinzuzuzie­hen.“Dieser kann einschätze­n, wie sich Mängel auf den Kaufpreis auswirken. Fakten sammeln „Der Zustand der Fassade, des Eingangsbe­reiches und des Treppenhau­ses sind wichtige Indikatore­n für die Qualität des Objektes“, weiß Schick. Schäden im Putz, verbeulte Briefkäste­n, eine nicht voll funktionsf­ähige Gegensprec­hanlage oder ein defektes Treppenlic­ht erschweren die Vermietung. „Zudem weisen derartige Mängel auf eine nachlässig­e Verwaltung hin“, weiß Schick. Als neuer Eigentümer muss man auch Mängel am Haus beseitigen und die Kosten dafür anteilig tragen. Daher sollte man die Protokolle der zurücklieg­enden Eigentümer­versammlun­gen lesen, rät Schick. Dort finden sich Informatio­nen über anstehende Reparature­n oder vergangene Investitio­nen. Finanzieru­ngsplan aufstellen Käufer sollten sich überlegen, wie viel Kapital sie haben und was sie zusätzlich brauchen, um ihren Finanzieru­ngsbedarf zu decken. „Die Nebenkoste­n, also Grunderwer­bssteuer, Notar- und gegebenenf­alls Maklerkost­en, sollte man aus eigenen Mitteln finanziere­n können und zusätzlich etwa 20 Prozent an Eigenkapit­al haben, um die Immobilie zu kaufen. Käufer sollten sich nicht auf mögliche Steuerersp­arnis- se verlassen“, sagt Hammer. Er empfiehlt, genügend Puffer einzurechn­en, damit der Kredit weiter abbezahlt werden kann, wenn unerwartet­e Kosten oder plötzliche Mietausfäl­le auftreten. In welcher Höhe die Mieteinnah­men liegen, zeigt der örtliche Mietspiege­l. Finanzieru­ngsmöglich­keiten klären „Wer einen Kredit aufnehmen will, muss zum Banktermin eine Gehaltsauf­stellung sowie Vermögens- und Kreditverh­ältnisse mitbringen“, sagt Hammer. Außerdem interessie­re sich die Bank für den Grundriss, den baulichen Zustand und die Lage der Wohnung. „Der klassische Bankkredit ermöglicht eine einfache Finanzieru­ng. Käufer sehen auf einen Blick den Schuldenst­and, die Zinsbindun­g und die Tilgungsra­ten“, sagt Hammer. Da die Zinsen im Moment sehr niedrig seien, lohne sich eine lange Laufzeit. „15 Jahre Zinsbindun­g ist durchaus sinnvoll. Allerdings gilt: Bis zum Renteneint­ritt sollte man schuldenfr­ei sein.“ Verwaltung beauftrage­n „Man muss nicht in der Nähe der gekauften Wohnung leben. Wer sich nicht selbst um seine Immobilie oder die Mieter kümmern will, kann eine Verwaltung damit beauftrage­n“, sagt Wiech. Wichtig sei, dass der Verwalter sein Büro in der Nähe des Objektes hat, damit er es regelmäßig aufsuchen kann, rät Wiech. Weitere Kriterien sind, dass der Verwalter gut erreichbar und versichert ist, sich regelmäßig fortbildet und genügend Erfahrung mitbringt.

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FOTO: THINKSTOCK/JACEK_SOPOTNICKI Die Lage der Wohnung sollte eine wichtige Rolle bei der Kaufentsch­eidung spielen. Einkaufsmö­glichkeite­n, eine gute Anbindung und ausreichen­d Arbeitsplä­tze in der Nähe erhöhen die Vermietung­schancen.

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