„Musik fördert die Lernfähigkeit“
Nach 20 Jahren im Förderkreis der Musikschule tritt Lutz Beyering nicht mehr an. Sechs Jahre lang war er Vorsitzender.
Nach 20 Jahren ehrenamtlichen Engagements für die Musikschule treten Sie bei den Wahlen des Förderkreises am Donnerstag nicht mehr an. Warum?
LUTZBEYERING Da in diesem Jahr eine Menge privater Jubiläen zusammen kommen, habe ich mich schon bei der letzten Wahl vor zwei Jahren entschlossen, langsam zu einem Ende zu gelangen. Ich werde in diesem Jahr 69. Da ist es gut, einfach mal neue Gesichter und wohl auch neue Ideen nach vorne zu bringen, auch wenn ich durchaus wehmütig Abschied nehme.
Was war für Sie überhaupt der Anlass, sich so intensiv zu engagieren?
BEYERING Als wir 1996 gerade nach Ratingen umgezogen waren, meldeten wir unsere älteste Tochter in der Musikschule an. Meine Nachbarin war damals im Elternrat und fragte, ob ich nicht Lust hätte, mich dort zu engagieren. Und so kam ich 1997 in den Elternrat und wurde 1998 dessen Vorsitzender. Das blieb ich bis 2008. Parallel hatte ich schon mit dem Förderkreis über eine engere Abstimmung dieser beiden Gremien gesprochen und bin seit 2001 auch im Vorstand des Förderkreises. Wir haben heute eine optimale Zusammenarbeit zwischen Musikschulleitung, Elternrat und Förderkreis. Und warum ich mich so gern hier engagiere? Weil ausnahmslos alle, mit denen ich hier zu tun hatte, sehr angenehme Gesprächspartner waren und sind. Und so quasi nebenher erlebt man, dass man sich für etwas wirklich Großartiges engagiert: Was die Schüler leisten, angeleitet durch ein exzellentes Lehrerkollegium, ist schon aller Bewunderung und Unterstützung wert.
Was waren Ihre ganz persönlichen Höhepunkte in den 20 Jahren?
BEYERING Es gab nicht nur Höhepunkte, sondern einfach auch Ergebnisse unserer Arbeit. So haben wir als Elternrat es geschafft, dass die Stadt das Gebäude nicht für die Waldorf-Schule zur Verfügung stellte. Wir haben daran mitgewirkt, dass die Musikschule nicht privatisiert wurde. Wir haben uns heftig dafür eingesetzt, dass das Gebäude saniert wurde und definitiv als „Kreativzentrum“für die Musikschule und die VHS zur Verfügung gestellt wurde. So konnte dann auch Ferdinand Trimborn sein Versprechen für die Einrichtung des Saales einhalten.
Ist es schwierig, finanzielle Unterstützung für Nachwuchsmusiker zu generieren?
BEYERING Die Vorstände hatten von Anfang an vor 26 Jahren das Glück, mit der Sparkasse HRV einen GroßUnterstützer zu finden. Dank der Sparkasse, der Stadtwerke, einiger anonymer Spender, des Jahresbeitrags unserer Mitglieder und der vielen Konzertbesucher, die jedes Konzert mit einem Obolus honorieren, sind wir in der Lage, den Wünschen der Musikschule nach zusätzlichen Instrumenten oder nach Unterstützung von finanzschwachen Schülern beziehungsweise deren Eltern meistens nachzukommen. So sind im Laufe der Zeit rund 170.000 Euro in Form von Instrumenten, Noten und Hilfsmitteln an die Schule übergeben worden. Hinzu kommen etliche Tausende von Euro für zum Beispiel die Unterstüt- zung bei Konzertfahrten und Probenwochenenden.
Gibt es so etwas wie einen unerfüllten Wunsch für die Musikschule, der leider nicht umgesetzt werden konnte?
BEYERING Den großen Wunsch der Musikschule gibt es nicht. Paul Sevenich und sein Kollegium sind ja auch Realisten genug, um nicht mit Wahnsinns-Vorstellungen zu uns zu kommen. Und wenn es mal ein neuer Flügel oder – wie vergangenes Jahr – die Konzertharfe sein soll – tja, dann müssen wir etwas länger sammeln und sparen. Mein Wunsch ist aber, dass sich mehr Menschen in der Stadt durch eine Mitgliedschaft im Förderkreis zu unserer Musik- schule bekennen. In den sechs Jahren, in denen ich Vorsitzender war, haben wir zwar die Mitgliederzahl verdoppeln können, nachdem der Bestand fast 20 Jahre lang gleich geblieben war. Aber bei etwa 1400 Schülern aus ca. 1000 Familien sind 130 Mitglieder noch immer viel zu wenig, finde ich. Da drücke ich meinen Nachfolgern die Daumen, dass sie noch mehr Erfolg haben.
Sie sind 20 Jahre ganz nah dran an der Musikschule – Ihr Gesamturteil über die Institution?
BEYERING Wer in Ratingen lebt, sollte die Auftritte der Musikschule so oft genießen, wie es nur eben geht. Das sind wirkliche Höhepunkte. Die Kinder und Jugendlichen haben es nicht nur verdient, sondern es ist immer wieder ein Erlebnis. Wer in Ratingen lebt und Kinder hat, sollte die zur Musikschule schicken. Musik trägt ganz entscheidend mit dazu bei, dass die Lernfähigkeit zum Beispiel auch in naturwissenschaftlichen Fächern steigt. Und welcher Nachhilfelehrer ist schon so vielseitig wie es Musik ist? WOLFGANG SCHNEIDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.