Nur Belgier zahlen mehr als Deutsche
Die Belastung mit Steuern und Sozialabgaben steigt in Deutschland weiter. Ein Lediger zahlt fast die Hälfte seines Einkommens an den Staat. Der Steuerzahlerbund fordert die Abschaffung des Soli.
BERLIN Die Belastung der Arbeitseinkommen steigt in Deutschland weiter an. Hierzulande muss ein alleinstehender Durchschnittsverdiener 49,4 Prozent an Fiskus und Sozialversicherungen abführen. Nur in Belgien liegt der Anteil der Steuern in Prozent des Arbeitseinkommens Belgien Deutschland Frankreich Italien Österreich Schweden Spanien Niederlande Norwegen OECD-Durchschnitt Polen USA Großbritannien Schweiz Chile verdiener mit zwei Kindern muss hier im Schnitt 34 Prozent der Arbeitskosten abführen. Deutschland liegt damit auf Platz neun von 35 Ländern, aber deutlich über dem OECD-Schnitt von 26,6 Prozent. Am stärksten werden Familien in Frankreich belastet, sie müssen 40 Prozent abführen. Am geringsten ist die Belastung von Familien in Neuseeland mit 6,2 Prozent.
Laut OECD sind die Sozialabgaben mehr noch als die Steuern das Problem in Deutschland. Die Beiträge für Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung machen zwei Drittel der Gesamtabgaben aus und treiben die Belastung schon für Arbeitnehmer mit kleinen und mittleren Einkommen in die Höhe. Das zeigt auch eine gestern vom Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI vorgelegte Studie. Bereits ab einem Haushaltsbruttoeinkommen von 30.000 Euro jährlich beträgt die Belastung 45 Prozent. Bei den Einkommen zwischen 40.000 und 80.000 Euro erreicht sie bis zu 48 Prozent – ein neuer Rekordwert. Bei höheren Einkommen sinkt die Belastung wieder leicht, weil sich die Beitragsbemessungsgrenzen der Sozialversicherung bemerkbar machen. „Die Belastung der Bürger ist deutlich höher, als uns vorher bewusst war“, sagte RWI-Chef Christoph Schmidt.
„Die Zahlen der OECD sind ein Weckruf“, sagte Reiner Holznagel, Präsident des Bunds der Steuerzahler. Er fordert den Solidaritätszuschlag spätestens 2019, wenn die Hilfen für den Aufbau Ost auslaufen, zu streichen. Zudem müsse die Einkommensteuer reformiert werden: „Der Spitzensteuersatz greift heute bereits beim 1,3-fachen des Durchschnittseinkommens.“Er