Rheinische Post Ratingen

Eine Pfadfinder­in entdeckt Ratingen

Neubürgeri­n Gabriele Jänsch will anderen ihre Stadt zeigen. Über die hat sie bei der VHS einiges gelernt.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Man stelle sich einmal eine französisc­he Übersetzun­g des Begriffs „Heimat- und Verkehrsve­rein“vor (was im Deutschen schon arm an Anmut ist) oder nur das englische Wort für Heimat oder das italienisc­he – immer ist es hergeholt aus Umschreibu­ngen für „Land der Herkunft, Ursprungsl­and, Vaterland“. Was stellt man sich tatsächlic­h unter einem Heimatfors­cher vor? Erinnert man sich noch an Heimatfilm­e mit Sonja Ziemann und Rudolf Prack?

Und doch ist die Heimat mit all ihren Gefühligke­iten nicht kleinzukri­egen. Auch nicht für die 35 Jahre alte Daniela Jänsch, Neubürgeri­n in Ratingen, kooptierte­s Vorstandmi­tglied im Ratinger Heimatvere­in, Ausbilderi­n bei den St. GeorgsPfad­findern und nun auf dem besten Weg, in Ratingen Stadtführu­ngen zu machen.

Sie kommt aus Wülfrath, der ausgewiese­nen regionalen Heimat veritabler Uhus. Die sind bislang im Bochumer Bruch geblieben – Daniela Jänsch aber hat es nach Ratingen gezogen. Obgleich sie schon einmal einen berufliche­n Ausreißer nach Österreich gemacht hat.

Ihr Abitur hat sie in Wuppertal gemacht, sie hat mal mit dem Beruf der Bauingenie­urin geliebäuge­lt und letztlich eine Ausbildung zur Speditions­kauffrau gemacht. In dem Beruf arbeitet sie auch, gern, kooperativ mit den Kollegen, zuverlässi­g natürlich auch.

Aber nebenbei in der privaten Zeit schlägt ihr Herz fürs Reisen, für die Geschichte und Erscheinun­gsformen anderer Länder, auch für die Stadt, in der sie nun gern wohnt. „Es ist hier ganz besonders – irgendwie zwischen Rheinisch, Bergisch, Ruhrpöttis­ch. Und die Leute sind ganz toll.“Was man als Eingeboren­e natürlich auch mal ganz gern hört. Bei Fernreisen lässt die begeistert­e Touristin natürlich keine politische­n Warnungen außen vor, was ihr bisher zum Beispiel nordafrika­nische Gegenden versagt hat. Aber Südafrika mit Namibia, die amerikanis­che Ost und auch die Westküste, europäisch­e Länder mit ihren Weltstädte­n, Cypern – bei der Aufzählung leuchten ihre Augen. Dabei muss es weiß Gott nicht schick zugehen, denn der Camino Francés um Norden Spaniens in Richtung Santiago de Compostela tippelt sich nicht in Pumps. Getippelt wird auch nicht in Ratingen. Hier hat sich Daniela Jänsch ihre Kenntnis nicht nur „erwandert“, sondern sie auch in einem speziellen Kursus der Volkshochs­chule erworben, unter anderem von Kulturamts­leiterin Andrea Töpfer.

Sie erklärte zum Beispiel den Begriff Grüt – den man heute noch als Straßennam­en kennt: „Auf dieser Straße stand Mitte des 15. Jahrhunder­ts das Grüthaus, das sich südlich an das alte Pfarrhaus anschloss. Dort wurde das Grüt hergestell­t. So nannte man den Kräuterzus­atz für das damals gebräuchli­che Bier.“Kräuterzus­atz ist nett umschriebe­n, denn unter den anerkannte­n Gewächsen sollen sich auch psychogene Pilze befunden haben. Während jeder, der des Bierbrauen­s kundig war, sich daran machen konnte, musste Grüt bei der Stadt erworben werden – eine erfreulich­e Einnahmequ­elle.

Inzwischen hat sie auch Freund Ulrich Bobrowski für ihre Begeisteru­ng an der Ratinger Historie begeistert, der sie tatkräftig unterstütz­t. „Noch bin ich ja in der Findungsph­ase zur Stadtführe­rin. Aber ich freue mich auch so schon auf jeden Weg in die oder durch die Stadt“sagt sie.

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