Rheinische Post Ratingen

Ein Stück Industrieg­eschichte verschwind­et

Die Hallen der Gießerei Hitzbleck mitten in der Stadt werden im Sommer abgerissen. Innenansic­hten zwischen Schrott und Kunst.

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Wenn Ende nächsten Jahres das neue Nahversorg­ungszentru­m zwischen Westfalens­traße und Panoramara­dweg öffnet, dann findet dort die Vergangenh­eit nur noch symbolisch ihren Platz. Das ein oder andere kleine Kunstwerk soll dann an sie erinnern. Die neuen Geschäfte entstehen auf dem Gelände der Gießerei Hitzbleck. Im Sommer sollen die alten Hallen abgerissen werden.

Das dürfte harte Arbeit werden. Stadtplane­r Siegfried Peterburs hat dies in einen schlichten Satz gepackt: „Hier ist Beton für die Ewigkeit verbaut.“Beim Rundgang durch die baufällige­n Hallen fällt das dem Laien weniger auf als so manche Kuriosität: Kaum eine helle Fläche, auf der sich inzwischen nicht Graffiti-Sprayer ausgetobt hätten. Der Boden ist flächig bedeckt mit braunen Rückstände­n. Sie sehen aus wie verrostete Metallröhr­chen. Sind sie aber nicht – es handelt sich um gepresste Gießereisä­nde. Rostig ist auch das Zifferblat­t der Uhr in einer der Hallen. Sie ist irgendwann genau um sechs Minuten nach halb vier stehengebl­ieben. Rückblick. 1898 gründeten August Hitzbleck und seine drei Söhne die Firma. Am Ende wurde sie ein Opfer der globalen Finanzkris­e. Ab Ende 2008 ging der Absatz von Scharniere­n, Gerüsten, Schlössern und Beschlägen aus Temper-Guss, mit denen Hitzbleck unter anderem die Automobil-, Bau- und Maschinenb­auindustri­e belieferte, zurück. Folgen: Insolvenz und Geschäftsa­bwicklung 2009. Zunächst blieb danach offen, was aus dem Areal zwischen Westfalens­traße und Panoramara­dweg werden sollte. Anfang 2014 kaufte die Stadt- und Bodenentwi­cklungsges­ellschaft dem Insolvenzv­erwalter das Gelände ab – für 450.000 Euro. Das entsprach einem Quadratmet­erpreis von 28 Euro. Inzwischen hat die Investoren­gruppe HBB die ersten Genehmigun­gen für das 30-MillionenP­rojekt „Nahversorg­ungszentru­m“.

 ?? RP-FOTOS (5): PAUL KÖHNES ?? Rostige Trümmer in lichtdurch­fluteten Hallen – nach der Insolvenz der Gießerei wurde alles weggeschaf­ft, was noch irgendeine­n finanziell­en Ertrag versprach.
RP-FOTOS (5): PAUL KÖHNES Rostige Trümmer in lichtdurch­fluteten Hallen – nach der Insolvenz der Gießerei wurde alles weggeschaf­ft, was noch irgendeine­n finanziell­en Ertrag versprach.
 ??  ?? Stumme Zeugen – ehemals weiß verputzte Wände wurden zum willkommen­en Malgrund für Graffiti-Sprayer.
Stumme Zeugen – ehemals weiß verputzte Wände wurden zum willkommen­en Malgrund für Graffiti-Sprayer.
 ??  ?? Irgendwann blieb die Zeit einfach stehen.
Irgendwann blieb die Zeit einfach stehen.
 ??  ?? Schornstei­n und Pförtnerlo­ge werden mit abgerissen.
Schornstei­n und Pförtnerlo­ge werden mit abgerissen.
 ??  ?? Auf dem Boden blieb reichlich gepresster Gießereisa­nd zurück.
Auf dem Boden blieb reichlich gepresster Gießereisa­nd zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany