Laschets starke Frauen
Der CDU-Spitzenkandidat braucht im Wahlkampf weibliche Repräsentanten für die erste Reihe. Drei drängen nach vorn.
DÜSSELDORF Gut vier Wochen vor der Landtagswahl hütet CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet seine wichtigsten Personalien noch immer wie ein Staatsgeheimnis: Wer werden die prägenden Figuren seines Wahlkampfes sein?
Deshalb hörten die rund 900 Gäste kürzlich beim Landesparteitag in Münster genau hin, als Laschet in seiner Grundsatzrede plötzlich zwei Namen von CDU-Frauen aus der zweiten Reihe ins Rampenlicht rückte: Die Duisburger Ordnungsdezernentin Daniela Lesmeister (39) und die CDU-Innenpolitikerin Ina Scharrenbach (40). Zwei Persönlichkeiten, die laut Laschet gezeigt haben, „dass man nicht wie die NRW-SPD immer auf Berlin zeigen muss, sondern auch selbst viel bewegen kann“.
Lesmeister ging jahrelang als Polizistin in Gelsenkirchen auf Streife, bevor der Duisburger Rat die Kleverin vor gut zwei Jahren zur neuen Frau für Recht und Ordnung an der Stadtspitze machte. Mit großer Mehrheit – obwohl Duisburg eine SPD-Hochburg ist.
Die promovierte Juristin sorgte mit ihrem Kampf gegen Duisburger Schrottimmobilien für Aufsehen: Verwahrloste und dramatisch überbelegte Häuser, in denen vor allem Rumänen leben, die von Kriminellen mit einer Kombination von Tagelöhner-Jobs und Abzocker-Mieten ausgenutzt werden. Auch als andere Städte ähnliche Probleme meldeten, hielten die Behörden in NRW sich zurück. Lesmeister schlug des- halb im Alleingang zu: Sie identifizierte bei Razzien BrandschutzMängel, erklärte die Schrottimmobilien für unbewohnbar, ließ sie räumen und drehte den Hintermännern damit den Geldhahn zu. Erst danach entdeckte die Landesregierung das Thema und drängte sich mit ähnlichen Aktionen in die Schlagzeilen.
Nur auf den ersten Blick weicher im Auftreten ist Ina Scharrenbach. Laschet hat sie als Obfrau in gleich zwei Parlamentarische Unterschuchungsausschüsse geschickt: Im Silvester-Ausschuss trieb sie mit ihrem ebenso leisen wie hartnäckigen Duktus per Kreuzverhör NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in die Enge. Und im WestLB-Ausschuss zeigte sie, dass sie sich bei der Zeugenvernehmung auch von einem schnoddrigen AltKanzler Gerhard Schröder (SPD) nicht den Schneid abkaufen lässt. Die gelernte Bankkauffrau lebt in Unna. Nach ihrem Eintritt in die CDU 1996 stieg sie schnell zur stellvertretenden Landesvorsitzenden auf. Laschet wird nachgesagt, er schätze sie. Ihm sei aber unangenehm, dass Scharrenbach ihn fachlich oft korrigiere. Die dritte starke Frau in der NRW-CDU ist Christina Schulze Föcking (40), die der Kreis Steinfurt 2010 mit 49,6 Prozent Erststimmen in den Landtag gewählt hat. Die Mutter von zwei Kin- dern führt mit ihrem Mann einen Bauernhof und ist Laschets Frau für die Landwirtschaft – eine traditionelle CDU-Kernwählerschaft. Intern heißt es, ihr Ruf bei Laschet sei angeknackst, weil sie in der Facharbeit wenig beitrage. Andererseits verkörpert die Vorzeige-Bäuerin aus einem Drei-Generationen-Haus im Münsterland wie kaum jemand sonst in der NRW-CDU eine Mischung von Bodenständigkeit und Modernität. Schulze Föcking kann ihr Gegenüber beim Thema Tierversuche eindringlich ins Gewissen reden und einen Wimpernschlag später mit Anekdoten aus ihrer Kindheit auf dem Lande Lachsalven provozieren.