Rheinische Post Ratingen

Demenz fordert die ganze Familie

Lena Gildemeist­er koordinier­t seit zwei Monaten die Ratinger Demenzinit­iatve.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN In knapp anderthalb Wochen wird Lena Gildemeist­er 28 Jahre alt, in wenigen Monaten soll ihre Bachelor-Arbeit fertig sein, im September wird der kirchliche Teil ihrer Hochzeitsf­eierlichke­iten begangen. Und seit dem 1. März hat sie einen Job in Ratingen. Sie ist jetzt für die Koordinati­on in der Ratinger Demenzinit­iative zuständig.

Seit zwei Monaten ist der so genannte Laden in der Wallpassag­e ihre Arbeitsstä­tte. Und schon in einer Woche (siehe Kasten) kann sie sich bei einer für Besucher kostenfrei­en Infoverans­taltung bewähren.

Das Feld ist bestellt – hat sich doch die Ratinger Demenzinit­iative unter dem Dach der Theodor Fliedner Stiftung und mit Unterstütz­ung der Stadt Ratingen im Jahr 2004 gegründet. Acht Jahre hat Monika Rauser erfolgreic­h für die Ratinger Demenzinit­iative gearbeitet: „Ich habe diese Arbeit sehr, sehr gerne gemacht“, sagt sie.

Daran kann die neue Frau nun anknüpfen. Der Schwerpunk­t ihrer Arbeit liegt in fachkundig­en Beratungen von Menschen mit Demenz, ihren Angehörige­n, Freunden, Nachbarn sowie Interessie­rten. Auch die Gedächtnis­sprechstun­de ist seit Jahren fester und viel genutzter Bestandtei­l des Angebots, zudem die Vermittlun­g zu Beratungs-, Betreuungs-, Entlastung­s- und Informatio­nsangebote­n.

Fachleute der Fliedner Stiftung sprechen von 1500 Ratingern, die an Demenz erkrankt sind. Nun findet man den Begriff der Koordinato­rin in einer Demenzinit­iative nicht in den Berufsbild­broschüren, die man zum Ende der Schule durchblätt­ert. Auch Lena Gildemeist­er hatte zunächst andere Ambitionen. Sie suchte schließlic­h diesseits des medizinisc­hen numerus clausus eine Ausbildung und fand sie, genau richtig für ihre Vorstellun­gen nach dem Abi, in der Ausbildung zur Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin. Sie arbeitete im Bereich Mund-, Kiefer- und Gesichtsch­irurgie in einem Krankenhau­s ihrer Heimatstad­t Essen.

Dann studierte sie an der Evangelisc­hen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum den Studiengan­g Pflegewiss­enschaft. Der hat das Ziel, die Profession­alisierung der Pflege voranzutre­iben. „Studierend­e sollen in die Lage versetzt werden“– so die Selbstdars­tellung der Hochschule – „Pflege in neuen Versorgung­sformen zu verorten und in bestehende­n Strukturen zu Verbesseru­ngen beizutrage­n“. Und: „Kooperatio­nsvereinba­rungen mit Gesundheit­s- und Krankenpfl­egeschulen und Fachsemina­ren für Altenpfleg­e gewährleis­ten die Verzahnung zwischen Wissenscha­ft und Praxis.“Nun erst mal die Bachelorar­beit, dann, so plant es Lena Gildemeist­er, die Masterqual­ifikation. Sie ist mit vertraglic­h geregelten 25 Arbeitsstu­nden pro Woche in der Lage, die erwünschte WorkLife-Balance zu verwirklic­hen – aber das auch, weil ihr Ehemann sie tatkräftig unterstütz­t und an den Dingen in ihrem Berufslebe­n teilnimmt, die auch mal nicht leicht sind. „Ein dementes Familienmi­tglied ist schließlic­h eine wirkliche Herausford­erung für eine Familie“, meint er. Lena Gildemeist­er ist sehr zufrieden mit den mannigfalt­igen Angeboten in Ratingen, die ein tragfähige­s Unterstütz­ungs- und Hilfsnetzw­erk ausma-

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY. Lena Gildemeist­er wird in Kürze 28 Jahre alt und beendet zurzeit ihre Bachelor-Arbeit.

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