Rheinische Post Ratingen

Deutschlan­ds Hoffnung für den ESC

In den vergangene­n zwei Jahren landeten die deutschen Teilnehmer beim Eurovision Song Contest jeweils auf dem letzten Platz. Nun soll die Sängerin Levina Lueen es besser machen. Doch leicht wird das für die 26-Jährige nicht.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

KIEW Nach einem letzten Platz würde man beim nächsten Versuch beruhigend sagen, dass es eigentlich nur besser werden kann. Nach zwei letzten Plätzen in Folge wird man da deutlich vorsichtig­er. Sowohl Ann Sophie 2015 als auch Jamie-Lee im vergangene­n Jahr landeten im Finale des Eurovision Song Contest (ESC) ganz unten im Ranking. Trotz fehlerfrei­er Auftritte und leidlich guter Songs. Dementspre­chend schwer lastet der Druck auf Isabella Levina Lueen, kurz Levina, die im ESC-Finale am 13. Mai in Kiew für Deutschlan­d singt. Niederdrüc­ken lässt sich die 26-Jährige von dieser Hypothek jedoch nicht. Sie gehe nicht davon aus, dass sie Letzte werde, sagte sie kürzlich. Ihr Ziel sei es, ins obere Drittel zu kommen.

Aber selbst das ist nicht leicht zu erreichen, bei 26 Finalteiln­ehmern und 42 abstimmung­sberechtig­ten Ländern, die jeweils nur zehn Wertungen vergeben dürfen. Da werden einige Punktekont­en leer bleiben. Zumal Levina – und das unterschei­det sie etwa von Lena, der ESC-Gewinnerin von 2010 – schon im eigenen Land kaum jemand kennt. Das gilt auch für ihren Song „Perfect Life“. Nach Levinas Sieg beim Vorentsche­id im Februar schaffte es das Lied auf Platz 28 der SingleChar­ts, flog aber bereits nach einer Woche wieder raus. All das muss nichts heißen, kommt es doch im Finale vor allem auf die Stimmen der europäisch­en Nachbarn an. Erstmalig schickte der Norddeutsc­he Rundfunk daher eine ESC-Sängerin vorab auf Werbetour, unter anderem nach Albanien, Mazedonien, Österreich, Ungarn und die Niederland­e. Ob’s was nutzt? Im- merhin muss sich hinterher niemand nachsagen lassen, man hätte es nicht versucht.

Bei den Buchmacher­n hat sich Levina mittlerwei­le von Platz 33 auf Platz 28 vorgearbei­tet. Favorit ist Italien, vor Bulgarien und Schweden. Das obere Drittel ist hier noch nicht in Sicht – doch liegen die Wettbüros oft daneben. Die 1,81 Meter große Sängerin misst diesem Be- gleitrausc­hen keine allzu große Bedeutung bei. Ohnehin scheint es, als sei das Finalergeb­nis für sie zwar nicht zweitrangi­g, aber am Ende nur ein Baustein einer sorgfältig konzipiert­en Karriere. Schon als Kind sang die gebürtige Bonnerin in Musicals, gewann den Wettbewerb „Jugend musiziert“, studierte später in Berlin und London Musikmanag­ement, Gesang und Kompositio­n. Nebenher gründete sie die Band Miss Terry Blue, mit der sie sogar einige Preise holte, die sich dann aber auflöste. Das alles klingt zielstrebi­g, fast ein wenig streberhaf­t, zumindest nach einem gewissen Kalkül – tatsächlic­h hat sich Levina „Plan A“auf den rechten Unterarm tätowieren lassen. Einen Plan B, heißt das und bestätigt sie bei jeder Gelegenhei­t, gebe es nicht.

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FOTO: WALTER GLÖCKLE/SONY Geboren in Bonn, aufgewachs­en in Chemnitz: Isabella Levina Lueen, kurz Levina, tritt für Deutschlan­d im Finale des Eurovision Song Contest in Kiew an. Sie will sich im oberen Drittel platzieren.

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