Wie der Hit „Kannibal“von der Band Kreidler entstand
Auf dem neuen Kreidler-Album „European Song“ist „Kannibal“der Hit. Schlagzeuger Thomas Klein erzählt von der Produktion.
Es war gar nicht geplant, dass wir „European Song“überhaupt aufnehmen würden. Meine KreidlerBandkollegen Andreas Reihse und Alex Paulick arbeiteten gerade am Finish eines anderen Albums von uns, dessen Veröffentlichung wir jetzt ein bisschen nach hinten geschoben haben. Sie spürten diesen Impuls, dass wir uns treffen und spontan etwas anderes machen sollten. Es sollte die aktuelle politische Stimmungslage widerspiegeln. Düsternis. Trump. Brexit. Sorge um Europa. Wir haben das Album dann im Grunde in anderthalb Tagen im „Uhrwerk Orange Studio“bei Ralf Beck in Hilden eingespielt. Wir alle gemeinsam in einem kleinen Raum. Es war sehr intuitiv.
„Kannibal“ist unter den dort entstanden Stücken das poppigste und freundlichste. Es soll etwas Licht in die Sache bringen. Detlef Weinrich hatte eine Drumcomputer-Sequenz vorgegeben. Ich wollte dazu Akzente setzten, Impulse geben. Ich würde von mir selbst sagen, dass ich kein Schlagzeug-Virtuose bin. Ích bin Minimalist. Und ich habe meine Helden, Jaki Liebezeit von der Gruppe Can etwa. Bei „Radio Island“, dem mit 13 Minuten längsten Stück auf „European Song“habe ich zum Beispiel versucht, die Stimmung zu wecken, die Liebezeits Spiel in dem Lied „Spoon“von Can ausgelöst hat. Überhaupt arbeite ich stark stimmungsverhaftet. Ich reagiere auf das, was meine Bandkollegen machen, und dann versuche ich, die Atmosphäre nach meinen Vorstellungen mitzugestalten.
Bei „Kannibal“ist das Federnde und Leichte das maßgebliche Element. Unsere Platte ist rein instrumental, aber „Kannibal“ist ein Stück, in dem eigentlich auch Gesang hätte stattfinden können. Das Schlagzeug übernimmt diesen Part gewissermaßen.
Es sorgt für die Erdung. Für ein bisschen Heiterkeit. Info „European Song“, das neue Album von Kreidler, ist soeben bei Bureau B als LP, CD und Download erschienen. Das Cover hat Rosemarie Trockel gestaltet.