Rheinische Post Ratingen

„Mut zum Risiko gehört schon dazu“

Der Mettmanner hat als Filmproduz­ent internatio­nalen Erfolg. Zuhause ist er aber immer noch gern.

-

Sie sind gerade ein gefragter Gesprächsp­artner. Gemeinsam mit dem Schauspiel­er Matthias Schweighöf­er haben Sie vor Jahren die Pantaleon Entertainm­ent AG gegründet. Ihre gemeinsame Amazon Prime-Serie „You are wanted“boomt auch gerade. Haben Sie überhaupt noch Zeit für Plaudereie­n in ihrer alten Heimat?

MAAG Eigentlich bin ich viel zu selten hier in der Gegend. Aber die Sehnsucht ist immer noch groß. Wenn ich mit dem Auto nach Mettmann komme, fahre ich immer zuerst am Kino vorbei. Da gibt es viele gute Erinnerung­en und manchmal läuft dort ja auch ein Film von mir. Das freut mich dann ganz besonders.

Und hier kommen Sie zur Ruhe? Niemand ruft Sie in Ihren freien Tagen an?

MAAG (lacht): Doch, der Matthias Schweighöf­er. Aber der darf das und er ruft eigentlich jeden Tag an. Da gibt es immer irgendwas zu besprechen.

Wo sind Sie sich eigentlich zum ersten Mal über den Weg gelaufen?

MAAG Sie werden es nicht glauben, aber das war bei einem Casting für den „Roten Baron“, der seine Vorpremier­e im Mettmanner Kino hatte. Wir haben damals jemanden gesucht, der die Rolle des „Baron von Richthofen“gut ausfüllen kann. Und am Ende war es dann Matthias Schweighöf­er. Wenn Sie so wollen, war das der Beginn einer „großen Liebe“.

Seitdem haben Sie ja schon etliche Kinohits miteinande­r gedreht. Mit Pantaflix haben sie nun ein VideoPorta­l ins Leben gerufen, auf dem weltweit Filme gestreamt werden können. Werden wir irgendwann Filme nur noch vom Sofa aus schauen?

MAAG Nein, das glaube ich nicht. Wir sind gut beraten, die Kinokultur zu erhalten. Ein gemeinsame­r Kinoabend mit Freunden ist immer noch ein besonderes Event. Wenn man sich die Filme irgendwann nur noch zuhause anschaut, hat die gesamte Filmbranch­e etwas falsch gemacht.

Hollywood, George Clooney, Oscarverle­ihungen: Das ist doch irgendwann alles Schnee von gestern, wenn tausende von Eigenprodu­ktionen ohne große Schauspiel­erbesetzun­gen auf Videoporta­len abrufbar sind?

MAAG Bei der Produktion von Serien mag das so sein. Wenn man da keine gute Geschichte erzählt, schalten die Leute bei der zweiten oder dritten Folge nicht mehr ein. Eine nam- hafte Besetzung allein genügt nicht – es müssen vor allem intensive Darsteller sein, die einen Zuschauer auch mitreißen können.

Und die Filmrechte­händler, die üblicherwe­ise die internatio­nale Vermarktun­g von Filmproduk­tionen verhandeln, halten Sie in Zukunft für verzichtba­r, weil alles weltweit online abrufbar ist?

MAAG Nein, keineswegs. Die Filmbranch­e ist nach wie vor analog und es wird über Rechte verhandelt. Aus meiner Sicht kommen jedoch zu viele Filme in die Kinos und die Macht der Verleiher auf Kinobetrei­ber ist zu groß. Mit unserem Videoporta­l Pantaflix, auf dem mittlerwei­le schon über 3000 Filme abrufbar sind, bieten wir eine Alternativ­e für Filmproduk­tionen, die es nicht über den klassische­n Weg in Lizenzkanä­le hinein geschafft haben.

Und wenn eine Ihrer Eigenprodu­ktion floppt? Können Sie dann als Produzent noch ruhig schlafen?

MAAG Mut zum Risiko gehört schon dazu. Man ist viel unterwegs, so ein Film ist auch jenseits der eigentlich­en Drehtage viel Arbeit. Da muss man schon von seinem Tun überzeugt sein. Und wenn es ein Flopp wird, muss man auch damit leben können. Man fängt mit jedem neuen Film wieder bei Null an.

Gleich fahren Sie wieder zurück in ihre Wahlheimat München, um von dort aus ständig nach Berlin zu pen- deln. Bleibt eigentlich noch Zeit für die Familie, wenn der Job zur Leidenscha­ft wird?

MAAG Das Geheimnis ist wohl, dass man es lernt, an den schönsten Plätzen der Welt zu sein, ohne unbedingt noch einen Tag dranhängen zu wollen. Ich bin viel unterwegs, aber immer auch auf dem Weg nach hause. SABINE MAGUIRE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany