Rheinische Post Ratingen

Liebe, Erkenntnis, Erfahrung

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Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, damit ihr prüfen könnt, worauf es wirklich ankommt (Philipper 1,9).

Was könnte man den Konfirmand­en, die in diesen Tagen zur Konfirmati­on gehen, was könnte man sich selbst mehr und Besseres wünschen als in der Liebe und in der Erkenntnis dessen, was wirklich wichtig ist im Leben, zu wachsen? Als Ziel nennt der Apostel Paulus ein Leben reich an guten Taten, „erfüllt von der Frucht der Gerechtigk­eit“! Wichtig ist, dass hier Liebe und Erkenntnis Hand in Hand gehen, Liebe macht nicht blind, wie es ein Sprichwort sagt, sondern sehend! Wenn die Bibel von Erkenntnis spricht, ist mehr gemeint als eine Anhäufung von Wissen!

Einen Menschen – seine Hoffnungen und Sorgen – zu (er)kennen, und auch Gott zu (er)kennen, das geht nicht ohne liebevolle Zuwendung. Es bedeutet eine doppelte Zuwendung: zum Mitmensche­n und zu Gott. Eine der Konfirmand­innen schrieb genau dies als „Schatz des Glaubens“auf, den sie in Ihrer Konfirmand­enzeit kennengele­rnt habe: Von Freundscha­ft und Gemeinscha­ft sprach sie und natürlich von der Konfir- mandenfahr­t. Auch ich empfinde es als Geschenk, mit den Jugendlich­en Zeit zu haben, über „Gott und die Welt“ins Gespräch zu kommen und darüber nachzudenk­en, was wirklich wichtig ist für unser Leben.

Wer in der Liebe bleibt, wer Gottes Wort als lebendige Quelle bewahrt, der ist wie ein grünender Baum, der am lebensspen­denden Wasser gepflanzt ist, der auch in der Dürre Früchte der Liebe und Gerechtigk­eit bringt. Damit uns dies im Alltag gelingt, brauchen wir einen Maßstab, der ganz anders ist als eine „deutsche Leitkultur“. Wir brauchen Begegnunge­n und Erfahrunge­n mit offenen Herzen und Händen, damit unser Leben und unsere Liebe immer noch reicher werden.Jesus fasst dies ganz im jüdischen Sinne einfach zusammen in den Geboten, Gott von ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Als Christen sind wir mit Israel berufen, diese zuwendende und erkennende Liebe Gottes in der Welt zu leben, damit genau die Menschen in unser Blickfeld geraten, bei denen kein irdischer Reichtum zu finden ist: die Hungrigen, die Armen und die Fremden!

Ich wünsche uns und den Konfirmand­en, dass uns Gottes Wort Erkenntnis schenkt und wir Gottes Angesicht schauen, im Angesicht unserer Mitmensche­n. Dann bleiben wir in der Liebe und „erkennen“, was wirklich wichtig ist!

„Jugendlich­e denken nach über Gott und die Welt“

PFARRER MICHAEL FÜSGEN, HOMBERG/KNITTKUHL

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