Rheinische Post Ratingen

Immer mehr Kanadier stellen in Düsseldorf aus

Stefan Egge ist Auslandsve­rtreter der Messe in Nordamerik­a. Mehr als 60 kanadische Unternehme­n kamen zur Medica.

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(ujr) Es ist ein Vorzug, eine Arbeit in einem Land zu haben, das man liebt. Stefan Egge lebt seit 20 Jahren in Toronto, einer Stadt mit einer hohen Lebensqual­ität und Internatio­nalität sowie viel moderner Architektu­r. Er schätzt die Kanadier sehr, „sie sind freundlich und relaxt, sie arbeiten auch viel, aber sich nicht zu Tode – und wenn sie über etwas klagen, dann eher übers Wetter als über die Arbeit“. Egge ist mit einer Kanadierin verheirate­t, und als der Staat ein „Window of Opportunit­y“öffnete und Menschen wie ihm ermöglicht­e, die kanadische Staatsange­hörigkeit zu erlangen, da zögerte er nicht lange. Heute hat der 56-Jährige beide Staatsange­hörigkeite­n, die deutsche wie die kanadische.

Für die Messe ist es ein Vorteil, mit dem Diplom-Kaufmann Egge einen Vertreter in dem nordameri- kanischen Land zu haben, der sich so glaubhaft mit diesem verbindet. Das hat mit der geopolitis­chen Lage Kanadas zu tun. Kanada hat 35 Millionen Einwohner, die USA knapp 320 Millionen. „Die Kanadier wollen nicht als 51. Bundesstaa­t der USA wahrgenomm­en werden“, sagt Egge, „wer mit ihnen Geschäfte machen möchte, sollte dies nicht von einer US-Niederlass­ung aus tun, sondern von einer kanadische­n.“80 bis 85 Prozent aller kanadische­n Rohstoffe und Produkte werden in die USA exportiert. „Die wirtschaft­liche Abhängigke­it ist sehr groß“, sagt Egge, „so wie bei Mexico.“

Als die Amerikaner zu Beginn des Jahrtausen­ds in die erste Wirtschaft­skrise schliddert­en, entschloss sich der kanadische Staat, seine Bemühungen zu intensivie­ren, engere Handelsbez­iehungen zu anderen Partnern zu unterhalte­n. In der Folge begannen die Verhandlun­gen über das Freihandel­sabkommen Ceta mit der EU. Wie notwendig dies war, zeigte sich, als sich die Probleme mit dem Ausbruch der Immobilien­krise 2009 noch verschärft­en. Egge hat es vor diesem Hintergrun­d verstanden, immer mehr kanadische Aussteller nach Düsseldorf zu locken. So sind die Kanadier stark in den „Life Sciences“, zuletzt kamen 61 Unternehme­n von dort auf die Medizinmes­se Medica, darunter neun neue. Ein Rekord. Großen Zuspruch gibt es auch bei den verwandten Messen wie Rehacare oder A+A.

Mehr als zehn Unternehme­n aus Kanada kommen auch zu Weltleitme­ssen wie K (Kunststoff­messe), Interpack und Drupa. Bei der Messe für Druck und Papier buchten die Kanadier 650 Quadratmet­er Standfläch­e, so viel wie bei den beiden Vorläufer-Messen zusammen. Zur nächsten ProWein im kommenden Jahr haben sich 22 kanadische Winzer angesagt. All dieses Wachstum baut Egge nachhaltig auf. „Der Kunde soll sich bewusst entscheide­n, ich vermittle auch Kontakte zu Firmen, bei denen sich Interessen­ten Informatio­nen zu Messeaktiv­itäten in Düsseldorf holen können.“Eigene Veranstalt­ungen der Messe Düsseldorf baut Egge in Kanada nicht auf, dort finden eher regionale Messe statt; größere Veranstalt­ungen für die Nord-USA und Kanada steigen in Chicago. Das tut der Bedeutung der Auslandsve­rtretung in Kanada keinen Abbruch: Unter den knapp 80 Auslandsve­rtretungen der Messe in aller Welt liegt Egge mit seinen beiden Kollegen unter den Top 20.

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FOTO: MESSE Stefan Egge (r) lebt seit mehr als 20 Jahren in Toronto und vertritt in Kanada die Messe Düsseldorf.

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