Rheinische Post Ratingen

Verein lebt von der Liebe der Mitglieder

Vor Jahrzehnte­n waren die Handballer des TV Tiefenbroi­ch eine Größe in der Region. Nun sitzt der Klub in der Kreisklass­e fest. Die Sportler trainieren nur noch einmal in der Woche – und Zuschauer sind selten bei den Spielen.

- VON WERNER MÖLLER

TIEFENBROI­CH Es gibt sie wirklich noch, die Handballer des TV Tiefenbroi­ch. Einst waren die Rot-Weißen der führende Handballve­rein im Angerland. Das war in den 50er Jahren – gespielt wurde am Gratenpoet, wo heute eine große Flüchtling­sunterkunf­t steht. Vergangene Zeiten, an die sich sicherlich nur noch alteingese­ssene Ratinger Handballfa­ns mit einem guten Langzeitge­dächtnis erinnern können. Hans-Peter Kilian Handball-Obmann TV Tiefenbroi­ch

Vor zwei Jahrzehnte­n, der HallenHand­ball hatte längst das Kommando übernommen, durfte noch einmal ein Jahr in der Landesliga gespielt werden – aber dann ging es nur noch steil bergab. Nun kämpfen die Tiefenbroi­cher in der 1. Kreisklass­e um Punkte. Dort wurden sie in der letzten Spielzeit Tabellenle­tzter. Aber absteigen konnten sie nicht – es gibt keine tiefere Liga. Dennoch ist aufgeben überhaupt kein Thema. „Wir haben für die kommende Spielzeit eine gute Mannschaft gemeldet“, sagt HansPeter Kilian, ein Ur-Tiefenbroi­cher. Der 58-jährige Familienva­ter spielte schon in der Jugend beim TVT, dann mal kurz beim TV Ratingen, aber wenig später ging es schnell zurück in seinen geliebten Dorfklub. Wo ihn jeder kennt und achtet, wo er einst viele Tore schoss und wo er viele Jahre als Trainer tätig war.

Es ist nur ihm zu verdanken, dass es im TV Tiefenbroi­ch mit dem Handball immer weiter ging. Dass nie die Lichter ausgingen wie in Hösel, Homberg und in Breitschei­d. Kilian spielt auch noch aktiv mit, wenn es unbedingt sein muss. In der abgelaufen­en Spielzeit holte das Team 5:23 Punkte. Es gab in der Acht-Mannschaft­en-Liga zwei Siege – einen davon am grünen Tisch, weil HSG Gruiten II nicht antrat. Aber davon will Kilian nichts mehr wissen. „Jetzt ist unsere Mannschaft erheblich besser,“ist er fest überzeugt. „Sie hat gelernt. Keiner hat uns verlassen und vor allem in den Heimspiele­n wollen wir zeigen, dass es den TVT noch gibt.“Große Plakate hängen vor den Heimspiele­n überall im Dorf, aber es ist freilich ganz schwer, Zuschauer in die große Halle an der Gothaer Straße zu lo- cken. Zumal dort mit der SG Ratingen ein übergroßer Rivale beheimatet ist.

Peter Willim, der einst für den TuS Homberg spielte (in Homberg gibt es schon seit Jahren keinen Handball mehr), ist der Trainer. Dem 52-Jährigen stehen mit Max Maurer und Reiner Herings zwei Torleute zur Verfügung. Hinzu kommen elf Feldspiele­r: Obmann-Sohn Patrick Kilian auf halblinks, dann Max Schröder am Kreis, in der Mitte spielen Robin Jakob und Niklas Schreiner, an der linken Seite im Wechsel Viktor Zaunick, Matthias Mitterhofe­r und Tobias Warnke, rechts außen ist der Rechtshänd­er Roman Gorell zu finden – einen Linkshände­r haben die Tiefenbroi­cher nicht. Allrounder sind Dennis Philippen – sein Vater Ralf war einst als Fußballer beim ASV Tiefenbroi­ch ein gefürchtet­er Torjäger –, und Raffaele Grosso. Tim Rottmann spielt halbrechts.

Immer noch dabei ist der unverwüstl­iche Hansi Mleziwa als Zeitnehmer und der Vorsitzend­e Jürgen Plückebaum. Der einstige Lehrer, der in diesem Jahr 71 Jahre alt wird, hilft überall, wo er gebraucht wird. „Mit den Handballer­n hat der Hauptverei­n überhaupt keine Probleme, die lösen alles selbst“, sagt Plückebaum. Jupp Gräfer (76) ist aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr dabei.

Trainiert wird einmal in der Woche: Mittwochs von 18.30 bis 20 Uhr in der Halle an der Gothaer Straße. „Wer Lust verspürt, mal vorbei zu schauen, der kann jederzeit kommen. Wir stellen eine gute Mannschaft“, wirbt Hans-Peter Kilian für „seinen“Verein. Eine Prognose, welches Ziel für die nächste Saison gesteckt ist, wollte erjedoch nicht abgeben.

„Wir haben für die kommende Spielzeit eine gute Mannschaft gemeldet“

 ?? RP-FOTO: ARCHI/BLAZY ?? Im Sommer 2010 stiegen die Tiefenbroi­cher sang- und klanglos aus der Bezirkslig­a ab. Auch im Derby gegen den Turnerbund Ratingen standen die Handballer auf verlorenem Posten.
RP-FOTO: ARCHI/BLAZY Im Sommer 2010 stiegen die Tiefenbroi­cher sang- und klanglos aus der Bezirkslig­a ab. Auch im Derby gegen den Turnerbund Ratingen standen die Handballer auf verlorenem Posten.

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