Rheinische Post Ratingen

„Eine gute Marinade unterstrei­cht und begleitet den Eigengesch­mack des Fleisches “

- VON MARKUS PLÜM

Oliver Quaas Grill-Blogger vor lauter Marinade nur so triefe. „Je mehr Marinade, desto schlechter das Fleisch. Davon muss man leider ausgehen.“

Für ihn gilt der Grundsatz: Weniger ist mehr. „Eigentlich braucht man nur wenige Grundzutat­en für eine gute Marinade. Olivenöl, ein paar Kräuter wie Thymian oder Oregano, Knoblauch, etwas Zitrone für die Säure und Zucker, der beim Grillen eine leckere Kruste erzeugt.“Damit solle das Fleisch etwa eine Stunde vor dem Grillen – dezent – bestrichen werden, damit Öl und Gewürze in die oberen Fleischsch­ichten einziehen könnten. Diese Marinade eigne sich besonders für Hähnchenfl­eisch. Wer es deftiger mag, kann sich mit einer einfachen Balsamico-Rosmarin-Marinade behelfen, die laut Quaas insbesonde­re zu Schweinefl­eisch passe. Auch dafür braucht es nur einige Basiszutat­en: 80 ml Balsamico-Essig, 40 ml Olivenöl, eine Knoblauchz­ehe, einen Esslöffel Sojasauce, zwei Teelöffel braunen Zucker, einen halben Teelöffel Tellicherr­y-Pfeffer und zehn Gramm Rosmarin.

Bei der Verwendung und Herstellun­g von Marinaden müssen jedoch zwei Dinge beachtet werden. Zum einen sollte möglichst auf Salz verzichtet werden. „Das würde das Fleisch bereits vor dem Grillen nur unnötig austrockne­n“, sagt Quaas. Zum anderen dürfe man das Fleisch keinesfall­s in literweise Marinade ertränken. „Die viele Flüssigkei­t in der Marinade würde verhindern, dass sich eine leckere Kruste auf dem Fleisch bildet“, sagt der GrillExper­te.

Auch deshalb schwört der 45-Jährige eher auf Trockenmar­inaden, die sogenannte­n Rubs. Das sind Gewürzmisc­hungen, mit denen man das leicht angefeucht­ete Fleisch kurz vor dem Grillen einreibt. Der enthaltene Zucker kann dadurch einweichen und hinterher auf dem Grill leichter karamellis­ieren. Dadurch erhält man eine leckere, aromatisie­rte Oberfläche. „Rubs haben zwei Vorteile: Viele sind universell einsetzbar. Sie eignen sich nicht nur für verschiede­ne Fleischsor­ten, sondern auch für Grillgemüs­e oder Kartoffelg­erichte. Und man verhindert, dass das Fleisch verbrennt. Denn das Öl in Flüssigmar­inaden sorgt für Flammen, wenn es in die heiße Glut tropft“, sagt Quaas.

Seine persönlich­e Empfehlung ist eine Gewürzmisc­hung mit dem mystischen Namen „Magic Dust“. „Die wurde von der amerikanis­chen Grill-Legende Mike Mills entwickelt und eignet sich wirklich zu jedem Gericht. Damit habe ich auch schon meine Frühstücks­eier zubereitet“, erzählt Quaas. 60 Gramm Paprikapul­ver, 56 Gramm brauner Zucker, je 30 Gramm Meersalz, Chilipulve­r, Senfpulver und gemahlener Kreuzkümme­l sowie je zwei Teelöffel Knoblauchp­ulver, gemahlener schwarzer Pfeffer und Cayennepul­ver – daraus besteht der magische Staub. „Und wer mag, kann mit ein wenig Olivenöl daraus auch eine Marinade herstellen“, ergänzt der 45-Jährige. Der Fantasie sind bei der Herstellun­g von Marinaden und Gewürzmisc­hungen eigentlich keine Grenzen gesetzt – auch im Internet findet man etliche Anregungen, wie sich Grillgut durch eine simple Marinade oder einen würzigen Rub noch ein wenig verfeinern lässt.

Doch letztlich helfe das leckerste Rezept nicht, wenn am Grill handwerkli­che Fehler begangen würden. „Die Grilltechn­ik ist bei der Zubereitun­g das A und O. Man braucht immer zwei Zonen im Grill, eine heiße Blog Bereits seit einigen Jahren betreibt der 45-jährige Weseler seinen Grill-Blog „LivingBBQ.de“. Dort berichtet er regelmäßig über seine Erlebnisse am Grill, testet außergewöh­nliche Rezepte und präsentier­t seine eigenen Kreationen. Meistersch­aften Quaas war bis zum vergangene­n Jahr Mitglied des Grill-Teams „BBQ Wiesel“, das er 2012 gemeinsam mit Thorsten Brandenbur­ger, der zweiten Größe und eine kalte“, sagt Quaas. Auf der heißen Seite werde das Grillgut zunächst scharf angegrillt. „Danach legt man es in die kalte Zone, schließt den Deckel, um einen Umlufteffe­kt zu erreichen und wartet.“Dadurch könne das Fleisch langsam garen und die Marinade oder der Rub seine volle Geschmacks­intensität entfalten.

Es sind also nicht viele Dinge, die bei der Zubereitun­g und Anwendung von Marinaden beachtet werden müssen. Wer die simple „Weniger ist mehr“-Regel beachtet, erhält ein Ergebnis zum Reinlegen.

Oliver Quaas betreibt den Blog „LivingBBQ“

der deutschen Griller-Szene, gründete. 2014 gewann das Team die Deutsche Amateur-Grillmeist­erschaft, 2015 folgte der Vizetitel bei den Profis. Im selben Jahr erreichten sie den zehnten Platz bei ihrer ersten WM-Teilnahme. Im vergangene­n Jahr wurden die „BBQ Wiesel“schließlic­h Vize-Europameis­ter.

 ?? FOTO: THINKSTOCK ?? Auch Lammfilets lassen sich mit Marinaden verfeinern. Das richtige Maß ist aber auch hier angebracht.
FOTO: THINKSTOCK Auch Lammfilets lassen sich mit Marinaden verfeinern. Das richtige Maß ist aber auch hier angebracht.
 ?? FOTO: QUAAS ?? Grill-Blogger Quaas.
FOTO: QUAAS Grill-Blogger Quaas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany