Rheinische Post Ratingen

„Stadt braucht mehr Verkaufsso­nntage“

Der Handelsexp­erte warnt vor den Folgen des Sonntags-Verkaufsve­rbot. Die Kunden wanderten dann ins Outlet nach Roermond ab.

-

Herr Althaus, der Düsseldorf­er Einzelhand­el fürchtet die Internetko­nkurrenz. Ist es richtig, auf das Einkaufser­lebnis im stationäre­n Handel zu setzen?

GÜNTER ALTHAUS Die Gleichung Erlebnis gleich Umsatztrei­ber funktionie­rt nicht immer, das ist oft zu sehr aus der Sicht des Händlers gedacht. Eine aufwendige Inszenieru­ng in Düsseldorf­er Läden ist vielen Kunden egal. Denn die Mehrheit setzt auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das erklärt auch den großen Erfolg des Outlets im niederländ­ischen Roermond, das längst nicht nur die Schnäppche­njäger anlockt. Inzwischen stellen die Marken schon gezielt Kollektion­en für die Outlets her.

Was ist der Erfolgsfak­tor von Roermond im Gegensatz zu den Düsseldorf­er Markenhänd­lern?

ALTHAUS Ganz klar die Öffnungsze­iten. Roermond ist 364 Tage im Jahr für Kunden geöffnet. Konkret wichtig dort ist die Ladenöffnu­ng am Samstag und Sonntag. Das passt perfekt zum Kaufverhal­ten der Kunden. Speziell bei der Sonntagsöf­fnung kann Düsseldorf gar nicht mithalten. Und die wenigen verkaufsof­fenen Sonntage werden ja jetzt noch gerichtlic­h eingedampf­t. Für den stationäre­n Einzelhand­el in Düsseldorf ist das brandgefäh­rlich.

Sollte der Sonntag generell ein Verkaufsta­g werden?

ALTHAUS Das halte ich politisch für unwahrsche­inlich. Aber bei den bisherigen verkaufsof­fenen Sonntagen hoffe ich auf die neue CDU/FDPLandesr­egierung. Bisher sah es ja so aus, dass nur drei oder vier verkaufsof­fene Sonntage genehmigt wurden. Der Düsseldorf­er Einzelhand­el kann aber sicher zehn oder zwölf pro Jahr gebrauchen.

Wie sehen Sie die vielen Verbote von verkaufsof­fenen Sonntagen infolge von Klagen durch Verdi?

ALTHAUS Kritisch. Denn bereits genehmigte Verkaufsso­nntage wurden dabei sehr kurzfristi­g verboten. Der Einzelhand­el war da aber bereits mit Werbung und Vermarktun­g in Vorleistun­g getreten. Auch die Dienstplän­e waren schon fertig, das Personal geblockt, das alles hat hohe Kosten verursacht, denen keinerlei Umsatz entgegenst­eht. Genehmigun­gen für Verkaufsso­nntage müssen für den Handel verbindlic­h sein.

Aber ist denn der verkaufsof­fene Sonntag so umsatzstar­k?

ALTHAUS Die verkaufsof­fenen Sonntage sind nicht die umsatzstär­ksten Tage. Es geht aber auch um den Eventchara­kter. Die Kunden gehen gerne mit dem Partner oder der ganzen Familien an dem freien Tag zum gemeinsame­n Shoppen, was Essen, einfach mit viel mehr Zeit durch die Läden schlendern. Das ist wichtig, denn das bindet die Kunden an den Einkaufsst­andort Düsseldorf.

Verdi argumentie­rt gegen die verkaufsof­fenen Sonntage und sieht die Sonntagsru­he der Arbeitnehm­er in Gefahr.

 ?? FOTO: CLEMENS MEYER ?? Günter Althaus ist Chef der Handelskoo­peration ANWR Group. Der Handelsexp­erte ist auch Präsident des Mittelstan­dsverbunds ZGV
FOTO: CLEMENS MEYER Günter Althaus ist Chef der Handelskoo­peration ANWR Group. Der Handelsexp­erte ist auch Präsident des Mittelstan­dsverbunds ZGV

Newspapers in German

Newspapers from Germany