Ancelotti lässt Müller wieder auf der Bank
BREMEN (sid) Seine Teamkollegen und Trainer Carlo Ancelotti hatten den geräuschlosen Pflichtsieg bei Werder Bremen längst abgehakt, da trat Thomas Müller gegen den Bayern-Coach unüberhörbar nach. „Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will, aber meine sind scheinbar nicht hundertprozentig gefragt“, sagte der Weltmeister, der im Weserstadion 73 Minuten auf der Bank geschmort hatte.
Nur 120 Sekunden nach seiner Einwechslung legte Müller mit gehörig Wut im Bauch Robert Lewandowski das Tor zum 2:0 (2:0)-Endstand auf. Genugtuung sprach da- bei aus seinem Gesicht, denn selbst Ancelotti musste zugeben, dass es dem Rekordmeister Bayern München ohne Müller enorm schwergefallen war, das grün-weiße Abwehrbollwerk zu knacken. „Wir haben eine Stunde lang Probleme gehabt, die nötigen Freiräume zu finden“, räumte der Italiener ein.
Trotzdem durfte Müller erst nach dem ersten Lewandowski-Treffer (72.) auf den Rasen. Den unkonzentrierten und fahrigen Franck Ribery hatte Ancelotti bis zu diesem Zeitpunkt mit erstaunlicher Geduld gewähren lassen, umso mehr war der Frust des deutschen Nationalspielers nachvollziehbar. Der Bayern- Coach begründete seine Entscheidung mit rein taktischen Erwägungen: „Unser Plan sah es vor, den ganzen Raum des Feldes für unser Spiel auszunutzen.“Da also, so ließ sich unschwer herauslesen, hatte Ancelotti offensichtlich Defizite bei Müller erkannt.
Spielentscheidend waren diese personellen Maßnahmen indes nicht. Zum 14. Mal hintereinander beherrschten und besiegten die Gäste ihren Lieblingsgegner, der den einen oder anderen Nadelstich setzen konnte, aber ansonsten praktisch chancenlos war. die Norddeutschen haben noch kein Tor und keinen Punkt auf dem Konto.
Entspannter als sein angefressener Teamkollege Müller konnte Manuel Neuer auf den unspektakulären Arbeitssieg bei den Hanseaten zurückblicken. Sein Liga-Comeback nach überstandenem Mittelfußbruch war so unauffällig wie fehlerfrei, auch weil die Bremer Offensive einfach zu schwach war, um sein Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen.
„Diesmal war die Belastung zum Glück noch nicht so hoch. Aber es war ein schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte der Bayern-Kapitän. Bei den Länderspielen in Tschechien und gegen Norwegen Anfang September wird er noch geschont.